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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden
Autoren: Aufbau
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hindurchgeschoben, und dann wurden die Arme so daran festgebunden, daß das Holz wie ein schmerzender Halfter wirkte.
    Die Frau schaute anerkennend zu. Nun beendete man die Fesselung und band dem jungen Mann einen anderen Strick um den Hals, dessen freies Ende ein Jäger hielt. Die Frau nickte zufrieden. Sie blickte zum Himmel und dann auf die Gruppe vor ihr. Die Hunde hatten sich beruhigt, nachdem die Aufregung der Hetzjagd vorbei war.
    »Los, wir haben noch einen weiten Weg vor uns«, sagte sie, wendete ihr Pferd und ritt im Schritt den Pfad durchs Dickicht entlang.
    Der Jäger, der den Gefangenen führte, folgte ihr, während die beiden anderen mit den Hunden den Schluß bildeten.
    Vorwärtsstolpernd schrie der junge Mann noch einmal auf.
    »Um der Liebe Gottes willen, habt ihr denn kein Erbarmen?«
    Der Jäger zog rasch den Strick fester um den Hals des unglücklichen jungen Mannes. Er drehte sich mit einem Lachen aus einem Mund voller schwarzer Zähne zu ihm um.
    »Du lebst länger, Christ, wenn du deinen Atem sparst.« Vor ihnen ritt die Frauengestalt ungerührt weiter. Mit starrer Miene schaute sie nach vorn. Die ihr folgten, schienen für sie nicht zu existieren.
    Oben auf dem Hügel stand die Wildziege und beobachtete ihr Verschwinden im Dickicht mit demselben Gleichmut, mit dem sie die Vorgänge betrachtet hatte.
    Später schraubte sich auch der Brachvogel in Kreisen wieder herunter zum See und setzte seine unterbrochene Mahlzeit fort.

KAPITEL 2
    Der Mönch saß auf einem kleinen Felsen im rauschenden Bergbach und hielt mit glückseliger Miene auf dem emporgewandten Gesicht die Füße in das frische, kalte Wasser. Er hatte seine Kutte aus braunem Wollstoff bis zu den Knien hochgestreift und die Ärmel aufgekrempelt und genoß die heiße Sommersonne, während das Wasser um seine Füße gurgelte und schäumte. Er war jung, untersetzt und trug die
corona spina,
die kreisrunde Tonsur des heiligen Petrus vonRom, die in sein sonst volles, lockiges braunes Haar geschnitten war.
    Plötzlich öffnete er die Augen und schaute vorwurfsvoll eine andere Gestalt an, die am Ufer des Baches stand.
    »Ich glaube, dir gefällt das nicht, Fidelma«, beklagte er sich bei der hochgewachsenen rothaarigen Nonne, die ihn beobachtete. Die hübsche junge Frau betrachtete ihn mit Augen unbestimmbarer Farbe, die blau oder grün sein mochten, das war schwer zu sagen. Ihre herabgezogenen Mundwinkel ließen ihr Mißfallen erkennen.
    »Wir sind dem Ziel unserer Reise so nahe, daß ich meine, wir sollten lieber weiterreiten, anstatt unsere Körper zu verwöhnen, als hätten wir alle Zeit der Welt.«
    Der junge Mann lächelte verschmitzt.
    »Voluptates commendat rarior usus
«
, zitierte er zu seiner Rechtfertigung.
    Schwester Fidelma schnaufte verärgert.
    »Vielleicht ist das Verwöhntwerden selten und deshalb besonders schön«, gab sie zu, »trotzdem, Eadulf, sollten wir unsere Reise nicht länger verzögern als unbedingt nötig.«
    Widerwillig seufzend erhob sich Bruder Eadulf von seinem Sitz und watete zum Ufer. Seine Miene strahlte jedoch Befriedigung aus.
    »O si sic omnia«
, stellte er fest.
    »Wenn alles so wäre«, entgegnete Fidelma spitz, »dann gäbe es keinen Fortschritt im Leben, denn dann wäre es alles eine einzige Hingabe an das körperliche Vergnügen. Gott sei Dank, daß er den Winter ebenso schuf wie den Sommer, damit sich unsere Empfindlichkeiten ausgleichen.«
    Eadulf trocknete sich die Füße flüchtig mit dem Saum seiner Kutte ab und schlüpfte in seine Ledersandalen.
    Sie hatten an dieser Stelle gerastet, um ihr Mittagsmahl einzunehmen und ihre Pferde am grünen Ufer des Baches grasen zu lassen. Fidelma hatte die Essensreste weggeräumt und die Satteltaschen neu gepackt. Die pralle Mittagssonne hatte Eadulf veranlaßt, seine Füße in dem kalten Bergbach zu kühlen. Er wußte auch, daß es nicht dieses kleine Vergnügen war, was Fidelma beunruhigte. Er hatte während der letzten vierundzwanzig Stunden ihre wachsende Besorgnis bemerkt, obwohl sie sich nach Kräften bemüht hatte, ihre Befürchtungen vor ihm zu verbergen.
    »Sind wir unserem Ziel wirklich schon so nahe?« fragte er.
    Zur Antwort zeigte Fidelma auf die hohen Spitzen der Berge, in deren Ausläufer sie am Morgen eingeritten waren.
    »Das sind die Cruacha Dubha, die Schwarzen Berge. Sie bilden die Grenze des Landes des Clans Duibhne. Am späten Nachmittag sollten wir das Gebiet erreichen, über das Laisre herrscht. Es ist ein fast verborgenes Tal
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