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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden
Autoren: Aufbau
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Zimmer betrat.
    »Stimmt es, was ich höre, Fidelma?«
    Fidelma schaute ihn ernst an, ihre Mundwinkel zogen sich herab.
    »Ehe ich nicht weiß, was du gehört hast, Bruder, kann ich es weder bestätigen noch dementieren.«
    »Bischof Ségdae hat mir berichtet, du habest deine Zugehörigkeit zum Haus der heiligen Brigitta aufgegeben.«
    Fidelma verzog keine Miene. Sie ging ans Feuer und setzte sich. Sie besaß das Recht, sich in Gegenwart eines Provinzkönigs, auch wenn er nicht ihr Bruder war, ohne vorherige Erlaubnis niederzulassen. Dies Recht verlieh ihr nicht nur ihre Herkunft als Prinzessin der Eóghanacht, obwohl sie es noch verstärkte, sondern ihre Stellung als Anwältin bei Gericht im Range eines
anruth,
und deshalb durfte sie sich sogar in Gegenwart des Großkönigs setzen, wenn er sie dazu einlud.
    »Das hast du richtig gehört aus dem Munde deines ›Grenzlandfalken‹«, antwortete sie ruhig.
    Colgú lachte. Bischof Ségdaes Name bedeutete »falken artig «, und er stand der Abtei von Imleach vor, des »Grenz landes «. Imleach war das große kirchliche Zentrum von Muman und wetteiferte mit Armagh um die Stellung als das wichtigste christliche Zentrum Irlands. Von Kindheit an hatte Fidelma Worte und Bedeutungen geliebt und oft mit ihnen gespielt.
    »Dann hat Bischof Ségdae also recht?« fragte Colgú etwas überrascht, als er ihre Worte begriff. »Ich dachte, du hättest dich darauf festgelegt, dem Haus der heiligen Brigitta zu dienen?«
    »Ich habe mich aus dem Haus der heiligen Brigitta in Kildare zurückgezogen, Bruder«, bestätigte Fidelma mit hörbarem Bedauern in der Stimme. »Ich konnte der Äbtissin Ita nicht länger die Treue halten. Es war eine Frage der … der Integrität. Mehr möchte ich nicht sagen.«
    Colgú saß ihr gegenüber, mit ausgestreckten Beinen in seinen Sessel zurückgelehnt, und sah seine Schwester nachdenklich an. Wenn sie sich zu etwas entschlossen hatte, war es zwecklos, weiter darüber mit ihr zu reden.
    »Hier bist du immer willkommen, Fidelma. Du hast mir und diesem Königreich mehrfach einen Dienst erwiesen, seit du Kildare verlassen hast.«
    »Der Gerechtigkeit einen Dienst erwiesen«, verbesserte ihn Fidelma sanft. »Ich habe einen Eid geschworen, daß ich vor allem anderen dem Gesetz dienen will. Damit diene ich zugleich dem rechtmäßigen König und somit auch diesem Königreich.«
    Colgú lächelte; es war dasselbe rasche spitzbübische Grinsen,mit dem auch Fidelma oft einen gelungenen Scherz quittierte.
    »Dann habe ich ja Glück, daß ich der rechtmäßige König bin«, meinte er trocken.
    Fidelma begegnete dem Blick ihres Bruders mit stillem Humor.
    »Ich freue mich, daß wir uns darin so einig sind.«
    Doch Colgú wurde wieder ernst.
    »Möchtest du nun in Muman bleiben, Fidelma? Hier gibt es genug religiöse Häuser, in denen du willkommen wärst. Imleach zum Beispiel oder auch Lios Mhór. Und solltest du hier im Palast von Cashel wohnen wollen, dann wär mir das mehr als recht. Hier bist du geboren, und dies ist dein Zuhause. Ich wüßte täglich deinen Rat zu schätzen.«
    »Ich werde dort sein, wo ich dir am besten dienen kann, Bruder. Das wäre mein Wunsch.«
    Ihr Bruder sah sie einen Moment forschend an und sagte dann: »Als Bischof Ségdae erwähnte, daß du Kildare verlassen hast, dachte ich zunächst, du hättest vielleicht die Absicht, ins Königreich von Ecgberht von Kent zu reisen.«
    Unwillkürlich hob Fidelma vor Überraschung die Brauen. »Kent? Das Königreich der Jüten? Warum dorthin, Bruder? Wie kommst du denn darauf?«
    »Weil Canterbury in Kent liegt. Ist das nicht der Ort, zu dem Bruder Eadulf zurückkehren muß?«
    »Eadulf?« Fidelma errötete, hob aber trotzig das Kinn. »Was willst du damit andeuten?«
    »Ich will gar nichts andeuten«, erwiderte Colgú mit einem wissenden Lächeln. »Ich habe nur bemerkt, daß du viel Zeit in Gesellschaft des Angelsachsen verbringst. Ich sehe, wie ihrbeide miteinander umgeht. Bin ich nicht dein Bruder? Ich habe keinen Grund, dafür blind zu sein.«
    Fidelmas Gesicht dwure verlegen.
    »Das ist dummes Gerede.« Ihr heftiger Ton klang etwas gezwungen.
    Colgú sah sie lange nachdenklich an.
    »Auch Mönche und Nonnen müssen heiraten«, meinte er ruhig.
    »Nicht alle«, widersprach Fidelma nervös.
    »Stimmt«, antwortete ihr Bruder, »aber das Zölibat gilt nur für die, die wie Asketen und Einsiedler leben wollen. Du gehörst zu sehr dieser Welt an, als daß du jenen Weg gehen wolltest.«
    Fidelma
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