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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden
Autoren: Aufbau
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Stimme. »Ich laufe nicht mehr weg.«
    Keiner der drei Männer gab eine Antwort, doch blieben sie vor ihm stehen, die Leinen mit festem Griff so haltend,daß die mächtigen Hunde ihn beinahe berührten. Sie drängten nach vorn in ihrem Jagdeifer, ihre rauhen Zungen und der Geifer aus ihren Lefzen erreichten ihn fast. Er spürte ihren heißen Atem und krümmte sich zusammen.
    »Um Gottes willen, haltet sie zurück!« schrie er, als sie seinem Ausweichen mit schnappenden Kiefern folgten.
    »Keine Bewegung!« fuhr ihn einer der Jäger an. Mit einem raschen Zug an der Leine brachte er sein Tier unter Kontrolle. Auch die anderen beruhigten ihre Hunde.
    Nun kam eine vierte Gestalt zu Pferde aus dem Dickicht. Bei ihrem Anblick flackerten die Augen des jungen Mannes nervös. Sein Mund verzog sich, als fürchte er sie noch mehr als die Bulldoggen vor ihm. Es war eine schlanke Person, sie saß lässig im Sattel, hielt die Zügel locker und ließ das Pferd trotten, als sei sie auf einem gemütlichen Morgenritt. Einen Moment hielt sie an und betrachtete die Szene.
    Es war eine junge Reiterin. Ein glänzender Bronzehelm umschloß ihr Gesicht so eng, daß kein Haar darunter hervorlugte. Ein schmaler Silberreif auf dem Helm umfaßte in der Mitte einen leuchtenden Halbedelstein. Sonst trug sie keinen Schmuck. Kein Mantel zierte ihre Schultern, und ihr einfaches safrangelbes Leinenkleid wurde von einem schweren ledernen Männergürtel mit Tasche gehalten, an dem rechts ein kunstvoller Dolch in einer Lederscheide hing, während an ihrer linken Seite aus einer längeren Scheide der fein gearbeitete Griff eines Schwertes herausragte.
    Ihr Gesicht war leicht gerundet, fast herzförmig und nicht unansehnlich. Ihr Teint war blaß, doch die Wangen leicht gerötet. Ihre Lippen waren wohlgeformt, doch etwas farblos, die Augen kalt und glitzernd wie Eis. Auf den erstenBlick hätte man sie für eine junge und auf unschuldige Art hübsche Frau gehalten, aber beim näheren Hinsehen bemerkte man die Härte des Mundes und ein seltsam bedrohliches Funkeln in den unergründlichen Augen. Ihre Mundwinkel verzogen sich leicht, als sie sah, wie die Jäger und ihre Hunde wachsam vor dem liegenden jungen Mann standen.
    Der Anführer der Jäger blickte über die Schulter zurück, als sie im Schritt auf sie zu ritt, und lächelte zufrieden.
    »Wir haben ihn, Lady«, stellte er mit Genugtuung fest.
    »Das sehe ich«, erwiderte sie mit soviel Fröhlichkeit in der Stimme, daß ihre Worte um so gefährlicher klangen.
    Der junge Mann war wieder etwas zu Atem gekommen. Seine rechte Hand drehte unsicher an dem silbernen Kruzifix, das er am Halse trug.
    »Um Himmels willen habt Mitleid …«, setzte er an, doch die Frau brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    »Mitleid? Wieso erwartest du Mitleid, Priester?« fragte sie in drohendem Ton. »Ich habe selbst genug Leid zu tragen und jammere nicht nach dem Mitleid eines anderen.«
    »Ich bin doch nicht für dein Leid verantwortlich«, verteidigte sich der junge Mann.
    Die Frau stieß ein kurzes, abgehacktes Lachen aus, bei dessen unerwartet mißtönendem Klang selbst die Hunde ihre Köpfe wandten.
    »Bist du nicht ein Priester des christlichen Glaubens?« höhnte sie.
    »Ich bin ein Diener des wahren Glaubens«, erwiderte der junge Mann trotzig.
    »Dann gibt es für dich keine Gnade in meinem Herzen«, erklärte die Frau harsch. »Auf die Füße, Priester von Christus.Oder willst du deine Reise in die Andere Welt im Liegen antreten? Mir soll es gleich sein.«
    »Hab Erbarmen, Lady. Laß mich in Frieden aus diesem Lande ziehen, und ich schwöre dir, du siehst mein Gesicht nie wieder!«
    Der junge Mann rappelte sich hoch und hätte sich an ihrem Steigbügel bittend vor ihr niedergeworfen, wenn ihn die Hunde nicht wütend zurückgescheucht hätten.
    »Bei der Sonne und dem Mond« – die Frau lächelte spöttisch –, »du bringst mich fast dazu, kein Wasser auf eine ertrinkende Maus zu gießen! Genug jetzt! Nichts ermutigt so sehr zu Missetaten wie Erbarmen. Bindet ihn!«
    Dieser Befehl galt den Jägern. Einer von ihnen reichte seine Hundeleine einem anderen, zog ein großes, dolchartiges Messer, ging zum nächsten Schlehdorngebüsch und schnitt einen kräftigen Ast von anderthalb Meter Länge ab. Er kam zurück, nahm einen Strick, den er um die Schulter geschlungen trug, und winkte den jungen Mann zu sich heran. Der gehorchte zögernd. Der Ast wurde ihm hinter dem Rücken zwischen den Ellbogen
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