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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden
Autoren: Aufbau
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Nachbarländern Irlands sollte man sich vor Augen halten, um Fidelmas Rolle in den einzelnen Romanen zu verstehen.
    Fidelma wurde im Jahre 636 in Cashel geboren, der Hauptstadt des Königreichs Muman (Munster) im Südwesten Irlands. Sie war die jüngste Tochter des Königs Faílbe Fland, der ein Jahr nach ihrer Geburt starb. Sie wuchs unter der Aufsicht eines entfernten Vetters auf, des Abts Laisran von Durrow. Als sie mit vierzehn Jahren das »Alter der Wahl« erreichte, ging sie wie viele irische Mädchen zum Studium an die weltliche Hochschule des Brehon Morann von Tara. Nach acht Jahren Studium erlangte Fidelma den Grad eines
anruth,
den zweithöchsten, den die weltlichen oder kirchlichen Hochschulen des alten Irlands zu vergeben hatten. Der höchste Grad hieß
ollamh,
und das ist heute noch das irische Wort für Professor. Fidelma hatte die Rechte studiert, sowohl das Strafrecht
Senchus Mór
als auch das Zivilrecht
Leabhar Acaill.
Damit wurde sie
dálaigh,
Anwältin bei Gericht.
    Ihre Rolle ähnelte der eines modernen Untersuchungsrichters, der unabhängig von der Polizei die Beweislage prüft und feststellt, ob eine Anklage zu erheben ist.
    Zu jener Zeit gehörten die meisten Vertreter der geistigen Berufe den neuen christlichen Klöstern an, so wie in den Jahrhunderten davor alle Vertreter der geistigen Berufe Druiden waren. Fidelma trat in die geistliche Gemeinschaft in Kildare ein, die im späten fünften Jahrhundert von der heiligen Brigitta gegründet worden war.
    Während das siebente Jahrhundert in Europa zum »fin steren Mittelalter« gezählt wird, gilt es in Irland als ein Zeitalter der »goldenen Aufklärung«. Aus allen Ländern Europas strömten Studierende an die irischen Hochschulen, um sich dort ausbilden zu lassen, unter ihnen auch die Söhne vieler angelsächsischer Könige. An der großen kirchlichenHochschule in Durrow sind zu dieser Zeit Studenten aus nicht weniger als achtzehn Nationen verzeichnet. Zur selben Zeit brachen männliche und weibliche Missionare aus Irland auf, um das heidnische Europa zum Christentum zu bekehren. Sie gründeten Kirchen, Klöster und Zentren der Gelehrsamkeit bis nach Kiew in der Ukraine im Osten, den Färöer-Inseln im Norden und Tarent in Süditalien im Süden. Irland war der Inbegriff von Bildung und Wissenschaft.
    Die keltische Kirche lag jedoch in einem ständigen Streit über Fragen der Liturgie und der Riten mit der Kirche in Rom. Die römische Kirche hatte sich im vierten Jahrhundert reformiert, die Festlegung des Osterfests und Teile ihrer Liturgie geändert. Die keltische Kirche und die orthodoxe Kirche des Ostens weigerten sich, Rom hierin zu folgen. Die keltische Kirche wurde schließlich zwischen dem neunten und dem elften Jahrhundert von der römischen Kirche aufgesogen, während die orthodoxe Ostkirche bis heute von Rom unabhängig geblieben ist. Zu Fidelmas Zeit wurde die keltische Kirche Irlands von dieser Auseinandersetzung stark beansprucht.
    Eins hatten die keltische und die römische Kirche im siebenten Jahrhundert gemeinsam: Das Zölibat war nicht allgemein üblich. Es gab zwar in den Kirchen immer Asketen, die die körperliche Liebe zur Verehrung der Gottheit vergeistigten, doch erst auf dem Konzil von Nicäa im Jahre 325 wurden Heiraten von Geistlichen verurteilt, aber nicht verboten. Das Zölibat in der römischen Kirche leitete sich hauptsächlich von den Bräuchen der heidnischen Priesterinnen der Vesta und der Priester der Diana her.
    Im fünften Jahrhundert hatte Rom den Geistlichen imRange eines Abts oder Bischofs untersagt, mit ihren Ehefrauen zu schlafen, und bald danach die Heirat gänzlich verboten. Den niederen Geistlichen riet Rom von der Heirat ab, verbot sie ihnen aber nicht. Erst der Reformpapst Leo IX. (1049 – 1054) unternahm ernsthaft den Versuch, den Klerikern der westlichen Länder das allgemeine Zölibat aufzuzwingen. In der östlichen orthodoxen Kirche besitzen die Priester unterhalb des Ranges von Abt und Bischof bis heute das Recht auf Heirat.
    Die Verurteilung der »Sünde des Fleisches« blieb der keltischen Kirche noch lange fremd, nachdem sie in der römischen Kirche bereits zum Dogma geworden war. Zu Fidelmas Zeit lebten beide Geschlechter in Abteien und Klöstern zusammen, die als
conhospitae
oder Doppelhäuser bekannt waren, und erzogen ihre Kinder im Dienste Christi.
    Fidelmas eigenes Kloster der heiligen Brigitta in Kildare war solch eine Gemeinschaft beider Geschlechter. Als Brigitta sie in Kildare
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