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Marissa Blumenthal 01 - Virus

Marissa Blumenthal 01 - Virus

Titel: Marissa Blumenthal 01 - Virus
Autoren: Robin Cook
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Zaire, 7. September 1976
     
    John Nordyke, ein einundzwanzigjähriger Biologiestudent der Universität Yale, erwachte in der Morgendämmerung am Rande eines Dorfes nördlich von Bumba im afrikanischen Staat Zaire, dem ehemaligen Belgisch-Kongo. Er wälzte sich herum in seinem schweißgetränkten Schlafsack und warf einen Blick durch das Maschenfenster seines kleinen Nylonzeltes, während er auf die Laute des tropischen Regenwaldes lauschte, die sich mit den Geräuschen des erwachenden Dorfes vermengten. Ein leichter Wind trug den durchdringenden Duft warmen, frischen Kuhdungs heran, vermischt mit dem beißenden Geruch von den Feuerstellen zur Bereitung des Frühstücks. Hoch über sich konnte er das Hin und Her der Affen wahrnehmen, die sich im üppigen Grün der Bäume tummelten, das den Himmel vor seinen Augen verbarg.
    Er hatte unruhig geschlafen und stand, nachdem er sich aufgerichtet hatte, schwach und wacklig auf den Beinen. Es ging ihm eindeutig noch schlechter als am Abend zuvor, als ihn etwa eine Stunde nach dem Abendessen ein Fieber- und Schüttelfrostanfall gepackt hatte. Er hatte wohl eine Malaria erwischt, obwohl er so sorgfältig auf die regelmäßige Einnahme von Resochin als Vorsorgemaßnahme dagegen geachtet hatte. Aber das Problem dabei war, daß man den Moskitoschwärmen einfach nicht entgehen konnte, die jeden Abend aus den versteckten Tümpeln im sumpfigen Dschungel aufstiegen.
    Mit schleppenden Schritten begab er sich ins Dorf und erkundigte sich nach dem nächsten Krankenhaus. Ein Wanderprediger sagte ihm, ein belgisches Missionsspital befinde sich in Yambuku, einem kleinen Städtchen ein paar Kilometer östlich. Schwach, krank und voller Besorgnis, baute John rasch sein Zelt ab, verstaute es samt seinem Schlafsack im Rucksack und machte sich auf den Weg nach Yambuku.
    John hatte sich für ein halbes Jahr Urlaub vom College geben lassen, um afrikanische Tiere zu fotografieren wie den Hochland-Gorilla, der vom Aussterben bedroht war. Von Kindheit an war es sein Traum gewesen, den berühmten Entdeckern des neunzehnten Jahrhunderts nachzueifern, die einst den Schwarzen Kontinent erschlossen hatten.
    Yambuku war kaum größer als das Dorf, aus dem er gerade kam, und das Missionskrankenhaus war wenig vertrauenserweckend. Es erwies sich als eine dürftige Ansammlung von Gebäuden aus Hohlblocksteinen, die dringend der Reparatur bedurften. Die Dächer waren entweder aus rostigem Wellblech oder strohgedeckt wie die Eingeborenenhütten, und es gab keinerlei Zeichen von Elektrizität.
    Nach der Anmeldung bei einer nach alter Sitte gekleideten Krankenschwester, die nur französisch sprach, wurde John angewiesen, sich in einen Schwarm wartender Eingeborener mit allen Arten von Krankheiten, Verletzungen und Mängelzuständen einzuordnen. Bei einem Blick auf die übrigen Patienten fragte er sich, ob er sich hier nicht vielleicht etwas Schlimmeres holen könne als das, was er schon hatte. Schließlich erspähte ihn ein sichtlich überlasteter belgischer Arzt, der immerhin etwas Englisch sprach, wenn auch nicht viel. Die Untersuchung war kurz, und wie John schon vermutet hatte, lautete der Befund auf »einen Anflug« von Malaria. Der Arzt verordnete eine Resochinspritze und empfahl John, wieder vorbeizukommen, wenn er sich nicht nach gut einem Tag wieder besser fühle.
    Nach der Untersuchung wurde John in den Behandlungsraum geschickt, um dort wegen seiner Spritze anzustehen. Bei dieser Gelegenheit fiel ihm das Fehlen ausreichender antiseptischer Maßnahmen auf. Die Krankenschwester hatte keine Einwegnadeln, sondern wechselte lediglich regelmäßig zwischen drei Spritzen ab. John war überzeugt davon, daß die kurze Zeit, in der diese jeweils in einer desinfizierenden Lösung lagen, bei weitem nicht ausreichte, um sie keimfrei zu machen. Außerdem nahm die Schwester die Spritzen mit bloßen Fingern aus der Lösung. Als er an die Reihe kam, war er versucht, etwas zu sagen, aber sein Französisch war dafür nicht gut genug, und außerdem brauchte er ja das Medikament.
    Während der nächsten paar Tage war John froh, daß er nichts gesagt hatte, denn es ging ihm bald wieder besser. Er blieb in der Umgebung von Yambuku und beschäftigte sich mit Aufnahmen beim Stamm der Budza. Sie waren begeisterte Jäger und förmlich erpicht darauf, dem blonden Fremden ihre Fähigkeiten zu zeigen. Nach drei Tagen richtete sich John auf die Fortsetzung seiner Reise den Zairefluß aufwärts ein, auf den Spuren des englischen
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