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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
Autoren: Carmen Korn
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aussieht, der gerade einen Schritt ins Weltall getan hat.
    »Ich rufe gleich Nick an«, sagte Anni, »gut, dass ich ein Kotelett mehr eingekauft habe.«
    »Der Junge kommt doch«, sagte Vera, »ich habe keine Lust, dass Nick ihn wieder angrämt.«
    Anni winkte ab. »Das ist ein Tag zum Feiern«, sagte sie und nahm den Kleinen auf den Arm. »Schade, dass Engelenburg nicht da ist. Was macht der wohl für eine Landpartie?«
    Das wusste Vera auch nicht.
    Sei so, wie du bist, hatte Vera zu Gerry gesagt, Anni lebt seit vierzig Jahren in einem Künstlerhaushalt, die hält was aus.
    Gerry hatte die langen Haare zu einem Zopf gebunden und sich kaum geschminkt. Er trug ein seidenes Hemd zu der Jeans, durch deren Schlaufen er einen Gürtel aus einem Schlangenhautimitat gezogen hatte. Er blieb weit hinter Annis Erwartungen an Exotik zurück.
    Doch er gewann ihr Herz, noch ehe er in die Küche kam.
    Einer dieser kleinen glücklichen Zufälle, dass Gerry an einer Zuckerbude einen kleinen Spazierstock gekauft hatte, der mit Liebesperlen gefüllt war.
    In seiner Kindheit hatte es keine verzuckerten Kinkerlitzchen gegeben. Er stillte diese Sehnsucht aus längst vergangenen Tagen hemmungslos, sobald er eine Zuckerbude sah.
    Gerry hatte den Liebesperlenspazierstock nur mitgebracht, weil er vergessen hatte, Blumen zu kaufen nach dem Schrecken des Nachmittags.
    Anni war entzückt. Dieses Geschenk an dem Tag, an dem die Knutschkugel die ersten Schritte gemacht hatte, schien ihr ein gutes Zeichen.
    Nur aß der Junge nicht genug. Sie scheiterte an dem Versuch, Gerry eine zweite Portion Bratkartoffeln auf den Teller zu tun. Etwas nahm ihm den Appetit. Nick?
    Er schaute zu Nick, als erwarte er Strafe von ihm.
    Dabei wirkte Nick gelöst an diesem Abend, dankbar, dass Vera ihm verziehen hatte. Er hätte längst wissen sollen, dass sie diese Ausflüge aus der Normalität brauchte neben all dem täglich Brot, das Anni auf den Tisch stellte. Wäre Vera sonst in den letzten Jahren in so vieles hineingeraten, das Anni in Angst und Schrecken versetzt hatte?
    Gerry entspannte sich bei der zunehmenden Freundlichkeit von Nick. Er erzählte nichts von dem Vorfall in der U-Bahn. Auch nichts vom Buchstaben G. Er wollte an diesem Abend ein netter Junge sein, der dankbar war über den Platz an Tisch und Herd und die Wärme, die ihm entgegenkam.
    Engelenburg saß an einem ganz anderen Tisch. Er schob seinen Teller zurück, um nicht in die Gefahr zu kommen, noch eine Portion Pfannfisch zu essen. Das wäre gefräßig gewesen, und hing ihm sein jüngster Sohn Jockel nicht dauernd in den Ohren, dass Engelenburg auf sein Gewicht achten sollte? Viel mehr als zwei Zentner wollte er wirklich nicht wiegen.
    »Die Senfsauce ist köstlich«, sagte er. »Nick ist ja auch so ein guter Koch. Ihr jungen Männer könnt das alles. Ich habe es erst nach dem Tod meiner Frau gelernt.«
    »Ich auch«, sagte Hauke Behn.
    »Zeit für eine Veränderung im Leben«, sagte Engelenburg, »wieder einmal.«
    »Ich habe keine Ahnung vom Kunsthandel.«
    Jan van Engelenburg blickte auf das Etikett der Weinflasche, das den Namen Martin Schongauer trug. »Sie servieren einen Grauburgunder, der den Namen eines Malers aus dem fünfzehnten Jahrhundert trägt«, sagte er und schmunzelte.
    Das Schmunzeln war für Engelenburgs Gesicht erfunden.
    Er sah dann aus wie die liebe Sonne in Bilderbüchern.
    »Der war bei Edeka im Angebot«, sagte Hauke Behn.
    »Sie können ganz schön sperrig sein, Hauke. Für einen Mann, der Vera liebt und wunderbar Akkordeon spielt.«
    Das war am ersten Abend in Veras Wohnung gewesen. Engelenburg hatte Hauke auf der Klarinette begleitet. Keine Shantys, die sie spielten. Kleine amerikanische Lieder. »Stardust« hatte Vera das Herz umgedreht.
    »Im Breisgauer Münster habe ich mir schöne Fresken von Schongauer angesehen. Das Jüngste Gericht.«
    »Ich mag die Heimatmaler.« Behn grinste. »Emil Nolde.«
    »Na sehen Sie«, sagte Engelenburg, »aber ich spreche gar nicht vom Kunsthandel. Ich will einen Weinladen.«
    Hauke Behn hätte beinah den Teller mit Apfelkuchen fallen lassen, den er Theo ins Kinderzimmer bringen sollte, sobald der Nachtisch in Sicht war.
    »Ich habe auch keine Ahnung vom Wein«, sagte er.
    »Sie können kochen und servieren einen guten Wein dazu.«
    »Das kann nicht alles sein«, sagte Hauke Behn.
    »Doch. Sie glauben gar nicht, wie einfach es sein kann.«
    Behn hatte andere Erfahrungen.
    »Was wollen Sie tun, wenn Sie nicht länger Polizist sein
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