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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
Autoren: Carmen Korn
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fragte sie.
    »Ihn bemuttern«, sagte Vera. Das taktisch Beste, was sie sagen konnte, und es war kaum gelogen.
    »Das ist gut«, sagte Anni.
    Vera hätte sich eher auf die Zunge gebissen, als von Gerrys Verfolgungsängsten zu erzählen. Anni lebte ohnehin in der Angst, dass ihr Verakind wieder in ein Verbrechen geraten könnte. Doch Vera hatte von Pit Gernhardt, Hauptkommissar der Kriminalpolizei, lange nichts gehört, und auch Nick kümmerte sich mehr um die pittoresken Geschichten in den Wochenendbeilagen als um die Morde in dieser Stadt.
    »Was wirft Nick dir denn nun vor?«
    »Naivität. Er hält den Jungen für ein Frettchen, das sich an mir mit seinen kleinen spitzen Zähnen festbeißen will.«
    »Wir sind da«, sagte Anni und sah froh und dankbar auf das elegante große Jugendstilhaus, als sei sie überrascht, dass es noch stand nach den langen zehn Tagen.
    »Frettsen«, sagte Nicholas.
    »Den Jungen gucke ich mir mal selber an«, sagte Anni, »ich koche auch was Gutes.«
    Vera wusste wieder, warum sie Anni so vermisst hatte.
    Er hatte sich verspätet. Schon Viertel nach vier, als der Zug in den Tunnel zur Station am Rathaus einfuhr. In dieser Sekunde sollte Gerry durch die Tür des Notariats gehen.
    Viertel nach vier, hatte der Herr Notar am ersten Tag gesagt. Nicht früher. Nicht später. Ich lege Wert darauf, dass Sie das einhalten. Um Viertel nach fünf verlassen Sie das Haus. Ich zahle nur für diese eine Stunde.
    Gerry hatte keine Ahnung, was dieses enge Zeitfenster für einen Sinn haben sollte, doch er hielt sich an die Vereinbarung.
    Nur heute, da hatte er den Anorakmann in die Hochbahn einsteigen sehen, die Gerry gewohnheitsmäßig nahm. Gerry hatte gezögert einzusteigen und war schließlich an der Station Landungsbrücken stehen geblieben.
    Durfte er sich jetzt sicher fühlen?
    Gerry stieg aus und suchte einen Weg durch das Gedränge. Viel mehr Menschen als sonst. Was war los in der Stadt?
    Zwei Minuten brauchte er an anderen Tagen, um in die Straße zu gehen, die Dornbusch hieß. Gerry hatte noch keine großen Probleme mit der Arbeit, die er dort tat, eigentlich nur, dass er sie für schlechtes Geld tat.
    Der Herr Notar war ein Geizhals. Dabei hatte ihm noch keiner die Kartei so gut geführt. Da wollte er wetten.
    Wurde ihm Geld abgezogen, weil der Herr Notar ihn einen hässlichen Vogel nannte, der nicht vorzeigbar war?
    Was hatte dieser Nick gesagt? Eine Ungeschicklichkeit im Gedränge. Gerry versuchte, von der Kante wegzukommen. Das war schlimmer hier als vor einem Spiel von Sankt Pauli. Er hatte ganz gern Fußball gespielt. Das durfte er. Doch die Puppe, die er in einer Kommode fand, die er kämmte und schmückte und mit ins Bett nahm, war ihm von seiner Großmutter weggenommen worden.
    In zwei Minuten würde er längst nicht im Dornbusch sein, wenn das so weiterging. An der Treppe schien es einen Stau zu geben. Der Zug hatte die Station schon verlassen. Gleich kam schon der nächste.
    Gerry hatte das Gefühl, den warmen Wind zu spüren, der aus dem Tunnel kam und die Bahn ankündigte. Doch es war wohl nur die Wärme der schwitzenden Menschen.
    Er hätte den linken Ausgang nehmen sollen. Er ging nun dem Zug entgegen. Hörte ihn kommen.
    Das Gedränge. Das Geschubse. Dann der Schrei.
    Er hörte diesen Schrei und war überrascht, dass nicht er es war, der da schrie.
    Hatte er Brandum mal für ein ländliches Idyll gehalten? Das nur von dem Mord an dem alten Journalisten gestört worden war? Ein Fall, durch den er Pit Gernhard von der Hamburger Kripo kennen gelernt hatte und letztendlich auch Vera.
    Danach war das Dorf wieder in Langeweile versunken. Ein Mähdrescher kam abhanden und tauchte in einem Weiher auf. Ein Unfall auf der Straße nach Husum. Einbrüche in eines der Landhäuser, die die Städter zu selten nutzten.
    Behn stand am großen Fenster der Polizeiwache und blickte auf die grasenden Schafe am Deich.
    Ein Idyll für seinen Sohn Theo, hatte er damals gedacht, als er sich hierher versetzen ließ.
    Hauke Behn dachte schon lange daran herum, ihrer beider Leben zu ändern. Dass er nun zu einem Entschluss kam, hatte nicht länger mit der Langeweile in Brandum zu tun, vielmehr damit, dass sie zu einem jähen Ende gekommen war.
    Als die achtjährige Telsche verschwand.
    Eine Woche war das erst her. Eine Ewigkeit.
    Er sah Theo auf dem Deich. Behn konnte sehen, dass der Junge außer Atem war. Er musste gelaufen sein, als sei der Teufel hinter ihm her. Der Teufel in Brandum.
    Hauke Behn drehte
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