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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
Autoren: Carmen Korn
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sich um, als Theo die Tür aufriss.
    »Ihr habt sie gefunden?«
    Sein Vater nickte.
    »Ist sie tot?«
    »Ja«, sagte Hauke Behn.
    »Ich habe die Autos auf Bernsens Hof stehen sehen.«
    »Es war Bernsens Sohn«, sagte Behn.
    »Der ist doch erst achtzehn.«
    Theo ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen und starrte auf den Bildschirm. »Ist das dein Bericht?«, fragte er.
    »Stichworte dazu«, sagte Behn.
    »Ihr habt sie in einem Koffer gefunden?«
    »In einem großen Koffer, der auf dem Dachboden stand.«
    Hauke Behn ging zu Theo und streichelte seinen Rücken.
    Theo drehte sich um. »Telsche ist zwei Jahre jünger als ich«, sagte er. Sein Vater nickte.
    »Mama hat auch Telsche geheißen«, sagte Theo.
    »Fang doch einfach mal zu weinen an«, sagte Hauke Behn.
    Gerry schob die Hand in die Jeanstasche und holte die Uhr hervor, zu der es längst kein Armband mehr gab. Halb fünf.
    Er drückte noch einmal lange auf den Klingelknopf und lauschte dem leicht scheppernden Klang, der in den zwei hohen Zimmern des Notariats kaum zu überhören war.
    Die schwere Eichentür tat sich ihm nicht auf.
    Der Buchstabe G würde heute unbearbeitet bleiben.
    Er horchte noch einmal ins Treppenhaus hinein, bevor er das Haus verließ. Vielleicht sollte er abgestraft werden.
    Der Herr Notar liebte es, streng zu sein.
    Vom Rathausmarkt kam der Lärm von vielen Menschen und einem Megaphon. Eine Kundgebung.
    Polizei an allen Ecken. Galt ihre Anwesenheit nur diesem Gedränge vor dem Rathaus oder hatte sie mit einem Vorfall in der Station der Untergrundbahn zu tun?
    Gerry zögerte, das herauszufinden. Er drückte sich vor dem Eingang zur Station herum und dachte zu Fuß nach Hause zu gehen. Da unten auf dem Bahnsteig schien alles normal zu sein. Kein Notfalleinsatz. Hatte es den Schrei nur in seinem Kopf gegeben? »Lass uns bloß losfahren, ehe die alle wieder in die Bahn wollen«, hörte er eine Frau neben sich sagen.
    Gerry ging dicht hinter ihnen die Treppe hinunter, als böten ihm die beiden Frauen mit ihren Tüten Schutz.
    Ganz kurz schaute er auf die Geleise, ehe er sich von der Kante entfernte. Doch es genügte, um die Perlen einer zerrissenen Kette im Schotter liegen zu sehen.
    »Buschratte«, sagte Anni, »hast du das gehört?«
    »Wird schon daran scheitern, dass unser Schlachter keine Buschratten im Angebot hat«, sagte Vera.
    »Vielleicht schießt Billie eine«, sagte Anni.
    Billie guckte beleidigt. »Hab ich nicht ein gutes Huhn gekocht?«, fragte er. »Was ist an Buschratten anders als an Hühnern und Schweinen und Kaninchen? Alles Tiere.«
    »Er hat Recht«, sagte Vera. Vermutlich wollte Billie die liebe Anni nur ein wenig provozieren, die in einem Handstreich die Küche zurückerobert hatte. Billie lebte seit Jahren in Hamburg. Er wusste, dass Buschratten nicht als klassisches Fleischgericht in deutschen Landen galten.
    »Yamswurzeln schmecken wie neue Kartoffeln «, sagte Billie. Er kannte sich ohne Zweifel aus.
    »Nichts da«, sagte Anni, »heute Abend gibt es Koteletts vom Ochsen und Bratkartoffeln.«
    »Lassen die sich nicht aus Yamswurzeln machen?«, fragte Vera.
    Sie wollte Frieden. Zwischen Anni und Billie und Nick und ihr. Ihr Herz war ohnehin schwer, weil sie nicht wusste, wie es mit Hauke weitergehen sollte. Sie hatte ihn schon seit Wochen nicht gesehen.
    »Gibt genügend Bügelwäsche, Billie«, sagte Anni.
    »Kannst du eigentlich nähen, Billie?«, fragte Vera.
    »Hab ich Kleider für alle kleinen Schwestern gemacht.«
    Er hatte sechs davon. Billie kam aus einer kinderreichen Familie. Ein Wunder, dass er Kinder noch immer mochte.
    »Was willst du genäht haben?«, fragte Anni. Nähen war das Einzige, das sie nicht konnte. Dickbäuchige Lämmchen aus Plüsch, wie sie eines für Nicholas gemacht hatte, kriegte sie gerade so hin. Doch Vera wollte sicher kein Kleid tragen, in dem sie wie ein dickbäuchiges Lamm aussah.
    »Die ganzen Glitzerfummel«, sagte Vera, »die ziehe ich nicht mehr an. Gerry könnte sie bei seinen Auftritten tragen.«
    Sie ging aus der Küche, um die Glitzerfummel aus dem Schrank in der Bügelkammer zu holen, und stieß einen kleinen Schrei aus. Anni und Billie drängten sich gleichzeitig durch die Küchentür. »Die Knutschkugel läuft«, rief Anni und klatschte in die Hände.
    »Wird auch höchste Zeit«, sagte Vera. Doch sie strahlte.
    Nicholas, das Objekt der Begeisterung, kam ein wenig ins Wanken ob dieses Auflaufes im Flur und setzte sich hin.
    Er sah sehr zufrieden aus, wie ein Mensch eben
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