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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
Autoren: Carmen Korn
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schon beim letzten Mal geschworen, sich davor zu schmeißen, sollte Vera ihre große Nase wieder in was Gefährliches stecken.
    Nur über meine Leiche, hatte sie gesagt.
    Das wollte ja wohl keiner.
    Vermisste denn keiner diese männliche Leiche von vielleicht zwanzig Jahren? Keine Daten waren von ihm je erfasst worden. Ein Mensch, der erst auffällig geworden war, als er von einem Hund ausgebuddelt wurde.
    Im Bismarckschen Wald.
    Pit legte den Bericht des Rechtsmediziners beiseite und versuchte, all die unappetitlichen Details aus dem Kopf zu kriegen, die bewiesen, dass der Tod vor vielleicht drei Wochen eingetreten war.
    Ein Erdgrab verzögerte die Verwesung.
    Wo war bloß der Kopf geblieben?
    Was hatte Hauke gesagt? Ich hoffe auf das Heitere.
    Pit hatte sich eigentlich einen netten Abend machen wollen.
    Mal was kochen. Nicht immer nur den Deckel der Lasagne aufreißen und die in den Ofen schieben.
    Den Deckel von Cannelloni zur Abwechslung.
    Hatte er es nicht nett in der neuen Wohnung in Eimsbüttel?
    Pit seufzte. Er war nicht nur um Vera gebracht worden, sondern um eine ganze Welt voll Behaglichkeit.
    Gebracht worden? Von Hauke Behn?
    Er sollte sich mal wieder Nick annähern. Ein einsamer Grantler wie du und ich. Doch Nick hatte wenigstens seinen Stammplatz an Veras Küchentisch.
    Morgen würde eine weitere Hundertschaft ein weiteres Stück Wald durchkämmen. Auf der Suche nach einem verlorenen Kopf. Ein Tier konnte ihn weggetragen haben.
    Der Kopf war glatt abgetrennt worden.
    Ein Henker vielleicht, der eine Klappguillotine dabei hatte. Vielleicht habe ich genug vom Zynismus unseres Berufes, hatte Hauke Behn gesagt.
    Er sollte auch den Beruf wechseln. Taucher. In der Karibik. Nicht im Hamburger Hafen. Da ging es nur wieder um Leichen. Pit hatte lange keinen Tauchurlaub mehr gemacht.
    »Du bist ja noch da«, sagte Jan Kummer, »wollen wir einen trinken gehen?«
    Seit Januar arbeiteten Kummer und er zusammen, und endlich fremdelten sie nicht mehr.
    »Was ist mit deiner Süßen?«, fragte Pit.
    »Hängt heute Abend mit einem Guru herum.«
    »Du Armer.«
    »Nur eine neue Serie, die sie für ihr Klatschblatt schreibt. Es ist der Guru der Reichen und der Schönen.«
    »Den gibt es hier in Hamburg?«
    »Ein paar Tage lang. Er ist im Atlantic abgestiegen.«
    »Gehen wir zum Griechen bei mir um die Ecke«, sagte Pit, »ist doch auch nicht weit von dir.«
    Jan Kummer nickte. »Hast du den Bericht gelesen?«, fragte er. »Die Arme sind voller Sommersprossen.«
    »Ein verlorener Kopf mit roten Haaren?«
    »Stell ich mir so vor.«
    »Kein Wort davon beim Griechen«, sagte Pit Gernhardt, »ich will mir einen netten Abend machen.«
    Gut, dass sie in getrennten Autos fuhren.
    »Und es werden kommen die Tage, von denen du sagen wirst, sie gefallen mir nicht«, sagte der Mann neben Gerry.
    Nicht der Anorakmann. Ein anderer.
    »Lassen Sie mich in Frieden«, sagte Gerry.
    »Du weißt nicht, was du tust.« Der Mann war schon älter. Vielleicht so alt wie Gerrys Großmutter. Gerry glaubte, ihn früher einmal gesehen zu haben, als er noch mit in diesen kargen Saal gegangen war, den sie Gotteshaus nannten.
    Um ihr einen Gefallen zu tun. Kleine Vergünstigungen zu erknien. Abends aus dem Haus gehen zu dürfen.
    Er war sechzehn gewesen und hatte seine Lehrstelle in der Druckerei längst angetreten. Doch sie hielt ihn wie einen Gefangenen. Aus Angst, er könne verloren gehen, wie seine Mutter verloren gegangen war. Das war ihm später klar geworden, und er hatte beinah Mitleid mit ihr gehabt.
    Dennoch konnte er ihr nichts ersparen. Es war sein Leben.
    »Jesaja«, sagte der Mann, »Jesaja spricht zu dir.«
    »Dürfen Sie so spät überhaupt noch auf der Straße sein?«, fragte Gerry. »Erlaubt das die Gemeinde?«
    »Mach deiner Großmutter nicht noch mehr Kummer. Sie ist eine Frau voller Fürsorge.«
    Das war sie auf ihre Art. Gerry dachte an den Fenchel.
    Gestern, als er ihr den Henkelmann brachte, hatte sie in der Wohnungstür gestanden. Die drei dunklen Zimmer dahinter kannte er gut. Er war darin aufgewachsen und vorher schon seine Mutter. Am Anfang war dort auch ein Mann gewesen. Der Großvater. Gerry erinnerte sich kaum noch an ihn.
    Er hatte im Hafen gearbeitet. Ein Foto von ihm stand auf der Kommode, in der Gerry einst die Puppe gefunden hatte.
    Eine Gruppe von Männern, die in einer Barkasse standen, war auf dem Foto zu sehen. Männer, die müde aussahen, obwohl es früher Morgen war und die Schicht auf der Werft erst anfangen
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