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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens
Autoren: Lindsey Davis
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Lesung erschienen war. Er hätte sich nicht dadurch abhalten lassen, dass ich versäumt hatte, ihn einzuladen. Früher hätte Helena das getan, weil sie mit dem alten Schwerenöter auf gutem Fuß gestanden hatte, aber das war, bevor er ihr Gloccus und Cotta empfohlen hatte, die Bauunternehmer unseres neuen Badehauses, denen es gelungen war, unser neues Heim unbewohnbar zu machen. Als ihre Gerüste und ihr Staub, ihre Lügen und ihre Vertragsbrüche Helena in die frustrierte Wut eines endlos enttäuschten Kunden getrieben hatten, hatte sich ihre Meinung über meinen Vater der meinen genähert. Das einzige Risiko bestand jetzt noch darin, dass sie zu dem Schluss kam, ich wäre ihm ähnlich. Das konnte unser Ende sein.
    Mein Vater besaß zwei Immobilien, von denen ich wusste, obgleich er sowohl vermögend als auch geheimnistuerisch war, was bedeutete, dass es da vermutlich noch mehr gab. Sein Lager plus Büro befand sich in den Saepta Julia, der Einfriedung, in der jede Menge betrügerische Juweliere und zwielichtige Antiquitätenhändler untergebracht waren. Möglicherweise war es noch zu früh, meinen Vater dort zu erwischen. Auktionen wurden vor Ort abgehalten, in Privathäusern und manchmal in Portiken, aber ich hatte in letzter Zeit auf dem Forum keine Ankündigungen von Verkäufen durch Didius Geminus gesehen. Dann blieb noch sein Haus, ein hoher Bau mit einer schönen Dachterrasse und einem feuchten Keller direkt am Fluss unterhalb des Aventin. Das war von uns aus am nächsten, aber ich ging wegen des zuvor erwähnten Rotschopfs nur ungern hin. Ich kann mit Rothaarigen umgehen, besonders von der verblassten älteren Sorte, doch ich zog es vor, den Ärger zu vermeiden, den meine Mutter mir machen würde, wenn sie je erfuhr, dass ich Flora getroffen hatte. Tatsächlich hatte ich nur ein einziges Mal mit der Frau gesprochen, als ich mir in der Caupona, die sie führte, etwas zu trinken bestellte. Sie lebte zwar seit fünfundzwanzig Jahren mit meinem Vater zusammen, aber trotzdem hatten wir uns nichts zu sagen.
    Vom Aventin zum Fluss hinabzusteigen ist schwierig wegen der steilen Felsnase, die dem Transtiberim gegenüberliegt. Ich hatte die Wahl, durch die Porta Lavernalis hinabzugehen, mich durch das Gewühle ums Emporium zu drängen und dann rechts abzubiegen oder vorbei am Tempel der Minerva, den gewundenen Pfad zum Pons Probus hinunter und dann am Flussufer entlang zurück. Von Papas Haus sah man über den Fluss in Richtung der alten Naumachien, wäre er daran interessiert gewesen, hin und wieder einen quälenden Blick auf die nachgestellten Seeschlachten zu werfen, die zu Festzeiten aufgeführt worden waren. Für den durchschnittlichen Immobilienbetrüger würde das vermutlich als Verkaufsargument dienen.
    Es war eine geschäftige Gegend mit den Gerüchen exotischer Schiffsladungen, dem Genörgel der Seeleute und der Schauermänner. Wenn der Wind aus der falschen Richtung blies, hing feiner Staub von den Kornspeichern hinter dem Emporium in der Luft. So nahe am Fluss zu sein, versetzte einen in eine ganz eigene, beunruhigende Erregung. Ich blieb wachsam, während ich mich durch das betrügerische Volk drängte.
    Beinahe hätte ich mir beim Hochreichen zum Türklopfer einen Muskel gezerrt. Der Bronzeklumpen sah aus wie der Teil eines Pferdefußes von der gewaltigen Skulptur einer wirren Schlachtenszene. Die Tür selbst war von imposantem Ausmaß und einer Wichtigkeit, die besser zu einem geheimen Schrein eines sehr hochnäsigen Tempels gepasst hätte. Nicht so der bleiche Kümmerling, der sie schließlich öffnete, ein verschüchterter Sklave, der aussah, als würde er erwarten, von mir eines besonders abstoßenden inzestuösen Verbrechens bezichtigt zu werden.
    »Du kennst mich. Ich bin Falco. Ist Geminus zu Hause? Sag ihm, sein reizender Sohn fragt, ob sein Papa zum Spielen rauskommen kann.«
    »Er ist nicht da!«, quiekte der Sklave.
    »Neptuns Nabel! Wann ist er ausgegangen?« Keine Antwort. »Mach schon. Ich muss mit ihm reden, und nicht erst nächste Woche.«
    »Wir wissen nicht, wo er ist.«
    »Was? Der alte Gauner ist schon wieder verschwunden? Wohin ist er denn diesmal abgehauen? Er wird inzwischen ziemlich alt zum Vögeln, obwohl ich weiß, dass er nicht gedenkt, sich dadurch abhalten zu lassen.«
    Der Sklave zitterte. Vielleicht dachte er, dass die Herzensdame meines Vaters hinter ihm auftauchen und meine unflätigen Bemerkungen hören könnte.
    Ich war daran gewöhnt, mit Ausreden auf Türschwellen
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