Tod Eines Mäzens
sie ließ mich in Ruhe!«
»Wollte sich nicht die Hände schmutzig machen, nehme ich an. Ich sehe, du fängst dich wieder«, bemerkte ich. »Das ist klug, weil ich, wenn du dich nicht zusammenreißt, mir eine Vormundschaftsverfügung aufgrund deiner finanziellen Verschwendung besorgen werde.«
»Geh zum Hades! Du wirst nie einen Magistrat dazu bringen, mich unter Vormundschaft zu stellen.«
»Denkst du – ich werde es ganz scheinheilig auf das Geschäft schieben. Das römische Recht war schon immer sehr strikt, wenn es um unbeaufsichtigte Vermögen ging.« Mein Vater hatte inzwischen mehr Geld, als ich mir vorstellen mochte. Er war entweder ein verdammt guter Auktionator oder ein ungeheuer gerissener Hund, was beides durchaus zusammenpasste.
Es blieb ihm überlassen, ob er sein Vermögen wegwerfen wollte, aber die Drohung, es ihm abzunehmen, war die beste Möglichkeit, seinen Kampfgeist zu wecken.
»Wenn du als Familienvorstand abdankst«, fuhr ich fröhlich fort, »muss ich den Posten übernehmen. Ich könnte auf traditionelle römische Weise eine Familienkonferenz einberufen. All deine dich zärtlich liebenden Nachkommen könnten sich hier versammeln und darüber beraten, wie wir dich, unseren armen geliebten Vater, vor Schaden bewahren …«
Papa schwang die Füße auf den Boden.
»Allia und Galla wäre ein bisschen Bargeld sicher willkommen.« Meine ältesten Schwestern waren unnütze Frauen mit großen Familien, beide an parasitische Männer gebunden. »Die schnüffeln doch nur zu gerne herum; die empfindsamen Schätzchen sind schon seit Jahren ganz heiß darauf, sich wie die Geier auf dich zu stürzen. Die liebe scheinheilige Junia und Gaius Baebius, ihr Besenstil von Mann, werden wie die Frettchen hier angewieselt kommen. Maia hat natürlich nichts für dich übrig, aber sie kann durchaus rachsüchtig sein.«
»Verpiss dich, und diesmal meine ich es ernst!«, brüllte mein Vater.
Ich warf ihm einen finsteren Blick zu und ging. Gornia riet ich, noch einen Tag abzuwarten, bevor er die Hoffnung aufgab. »Versteck seine Amphore. Jetzt, wo ihm klar ist, dass wir Bescheid wissen, könnte eine plötzliche Veränderung eintreten.« Auf dem Weg nach draußen fiel mir wieder ein, warum ich hergekommen war. »Gornia, habt ihr je mit einem Schriftrollenhändler namens Aurelius Chrysippus zu tun gehabt?«
»Frag den Chef. Er kümmert sich um die Händler.«
»Momentan ist er mir gegenüber nicht sehr entgegenkommend. Ich habe ihm gerade angedroht, seine Töchter auf ihn loszulassen.«
Gornia zuckte mit den Schultern. Offenbar kam ihm diese grausame Taktik gerecht vor. Er kannte meine Schwestern nicht so gut wie ich. Es müsste ein Statut dagegen geben, solche Art Frauen frei laufen zu lassen. »Na ja, Chrysippus hat ein paar Sammlungen aus aufgelösten Bibliotheken über uns verkauft«, sagte Gornia. »Geminus verachtet ihn.«
»Er verachtet alle, die gerissener als er sein könnten.«
»Er hasst die griechischen Geschäftsmethoden.«
»Warum – weil sie seinen eigenen schmutzigen Machenschaften zu ähnlich sind?«
»Wer weiß? Die günstigsten Geschäfte machen sie immer unter sich aus. Sie rotten sich zusammen. Sie verdrücken sich in Ecken und essen Kuchen, und man kann nur raten, ob sie dabei eine Verschwörung anzetteln oder bloß über ihre Familien plaudern. Geminus kann mit ehrlichen Gaunern umgehen, aber bei Chrysippus weiß man nicht, ob er ein Gauner ist oder ehrlich. Warum bist du interessiert, Falco?«
»Er hat angeboten, was von mir zu veröffentlichen.«
»Dann pass bloß auf«, riet mir Gornia. Genau das, was ich auch empfand. Andererseits hätte ich vermutlich dasselbe gegenüber allen Schriftrollenhändlern empfunden. »Wie hat er es denn geschafft, dich in die Klauen zu bekommen, Falco?«
»Hat mich bei einer öffentlichen Lesung gehört.«
»Potzblitz und Stiertestikel!« Der Wutausbruch des Trägers überraschte mich. »Von denen gibt es viel zu viel«, wetterte er. Nervös trat ich einen Schritt zurück. »Heutzutage kann man nirgends hingehen, ohne dass irgend so ein Esel vor deiner Nase eine Schriftrolle abwickelt, unter den Bögen, mit irgendwelchen wiedergekäuten politischen Reden, oder sie belabern die Menge, die vor den öffentlichen Bedürfnisanstalten Schlange steht. Neulich wollte ich nur in Ruhe was trinken, und so ein literarischer Schwachkopf zerstörte den Frieden, rezitierte eine beschissene Eloge, die er bei der Beerdigung seiner Großmutter gelesen hatte, als
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