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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens
Autoren: Lindsey Davis
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Feste des Vertumnus und der Diana vorbereiteten. Leute sprangen hinter Säulen hervor, in Tierfelle gekleidet. Es roch etwas nach Rauch – vielleicht versengtes Fell. Andere trugen Pfeil und Bogen und zielten auf unglückliche Passanten. Auf dem Aventin braucht niemand Mondlicht, um verrückt zu spielen. Unerfreuliche Mimen waren mit Hörnern geschmückt, und überall tauchten phallische Gartengötter auf. Haufen von Grünzeug machten die Gassen unpassierbar, Straßenverkäufer hielten einem Tabletts mit unappetitlichen Häppchen hin, und es wurde in erstaunlichen Mengen getrunken. Wo die beiden fröhlichen Feste aufeinander stießen, machten sich rivalisierende Gruppen zu einem ordentlichen Kampf bereit. Es wurde Zeit, sich in die Sicherheit der eigenen vier Wände zu flüchten.
    Zu Hause erzählte ich Helena, dass meine Schwester sich schamlos an meinen Freund ranmachte und er sie auch noch dazu ermutigte.
    »Große Götter, ich hätte nie gedacht, dass ich erleben muss, wie sich Maia und Petronius wegen eines Gießtopfes und eines Balkonfarns abknutschen.«
    »Dann schau halt nicht zu«, spottete Helena und kaute an einem Federkiel. Auf ihren Knien lag ein geöffneter Kodex, und vor ihr stand ein Doppelfass mit roter und schwarzer Tinte. Sie brachte unsere Konten aufs Laufende. »Mach dir nichts draus, du sentimentaler Knopf. Heute Nacht kichern sie vielleicht über Ablegertöpfe – aber morgen ist ein anderer Tag.«
    »Klingt wie ein blödes Mädchen in einem Liebesroman, dass sich selbst zu trösten versucht.« Ich griff nach einer Weinflasche und einer guten Schriftrolle zum Lesen. Als ich den Schriftrollenstab hielt und die ersten Spalten auf dem leicht vergilbten Papyrus aufrollte, überkam mich beim Geruch von Schreibtinte und Zedernöl ein Gefühl der Nostalgie.
    Helena Justina verschränkte die Arme und schwieg lange Zeit. Wie sie das zu tun pflegte, wenn sie ihrer Fantasie freien Lauf ließ. Ich hörte auf zu lesen und schaute sie an. Ihr Blick begegnete meinem, die dunklen braunen Augen, intelligent, beunruhigend tief, voller Liebe und anderen Mysterien. Ich lächelte sie an, zeigte meine eigene Hingabe offen und versenkte mich dann wieder in meine Schriftrolle. Bei geheimnisvollen, fantasiebegabten Frauen weiß man nie, welche Überraschungen sie sich ausdenken.
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