Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
dass Maia je von den Gerüchten über Anacrites und unsere Mutter gehört hatte. Aber sie mochte erfahren haben, dass er Mama finanziell schlecht beraten hatte. So was würde meine Schwester gegen ihn einnehmen, in einem Maße, das er vielleicht nie erkannt hätte.
    »Tut mir Leid, wenn du einen Freund verloren hast.« Zu meinem Erstaunen meinte ich das tatsächlich so.
    »Mir auch«, sagte Maia leise.
    Ich kratzte mich am Ohr. »Er wird mir irgendwann über den Weg laufen. Und dann wird er, wenn er es erträgt, mit mir zu sprechen, mich garantiert fragen, ob du es ernst meinst.«
    »Dann erzähl ihm, was du dir denkst«, sagte sie, wieder ganz die Alte. Ich zuckte mit den Schultern und trank meine Milch. Wir hörten jemanden an die Tür klopfen. Maia ging hin, ich blieb entspannt in der Sonne sitzen. Falls es ein weiterer enger Bekannter war, würde sie ihn mit hier rausbringen, falls es ein Lupinenhausierer war, würde sie ihn wegschicken undfluchend zurückkommen.
    Leise Stimmen waren zu hören. Natürlich ist mir jedes Belauschen anderer fremd, aber ich bin Privatermittler, und der neue Besucher klang vertraut. Ich lehnte mich zurück, hakte meine Stiefelspitze unter den Griff und zog die Tür zur Sonnenterrasse etwas auf.
    »Mein Bruder ist hier«, hörte ich Maia in amüsiertem Ton sagen.
    »Nett!«, erwiderte Petronius Longus, mein angeblich bester Freund mit etwas, das sich wie ein hinterhältiges Grinsen anhörte. »Familienkonferenz?«
    »Wieso, welche Art von Konferenz hast du denn geplant?«, witzelte Maia mit etwas leiserer Stimme. Sie wusste bestimmt, dass ich sie belauschte. »Was hast du da mitgebracht?«, fragte sie misstrauisch.
    Ich hörte das Quietschen der Eingangstür, als ob sie weiter geöffnet würde. Dann ein Rascheln. »Eine Vertumnusgirlande. Heute ist sein Festtag, weißt du …«
    Maia stieß ein raues Lachen aus. »Ach, sag bloß nicht, ich wäre dran, von Lucius Petronius, dem Verführerkönig des Aventin, in eine Ecke gedrängt und zu einer Nacht voller Festfreuden entführt zu werden?« Maia war meine Lieblingsschwester und das Vorbild sittsamer römischer Mutterschaft, aber ich bekam den Eindruck, dass sie , falls Petro nichts unternahm, erwog, ihn in die Ecke zu drängen. Die Anspielung war schamlos. Er musste das auch gedacht haben.
    »Red nicht so«, bat Petro mit seltsamer Stimme. »Maia Favonia, du brichst mir das Herz.«
    »Du meinst es ernst!« Maia klang überrascht. Nicht so überrascht, wie ich es war.
    »Ich will kein vorübergehendes Festvergnügen sein«, prahlte er. Was für ein Schwindler.
    »Ich werde dich nicht fragen, was du dann sein möchtest.« Irgendwas ging da vor, etwas so Verblüffendes, dass es mich davon abhielt, einen zotigen Witz zu machen. »Also?«, fragte Maia.
    Darauf antwortete Petronius in ernstem, förmlichem Ton: »Ich bin dabei, meine Wohnung neu einzurichten. Ich möchte mir ein paar neue Töpfe und Grünpflanzen für den Balkon kaufen …«
    Maia lachte wieder, diesmal etwas leiser. »Mein lieber Lucius, so machst du das also! Du murmelst: ›Rühr mich nicht an, ich bin zu ehrbar!‹ Und dann sprichst du von Topfpflanzen.«
    Petronius fuhr geduldig fort, als hätte sie ihn nicht unterbrochen. »Man sagt, es gäbe gute Sachen an dem Stand unter dem Hang. Kommst du mit und hilfst mir beim Aussuchen?«
    Eine Pause entstand. Dann sagte Maia plötzlich: »Gute Idee. Ich mag den Stand. Ich hab gesehen, dass sie da Gießtöpfe verkaufen. Man taucht sie in einen Wassereimer, dann kann man einen sanften Schauer auf seine Lieblingspflanzen regnen lassen …« Sie hielt inne, klang wehmütig, weil ihr wohl einfiel, dass sie sich so etwas nicht mehr leisten konnte.
    »Lass mich dir einen kaufen«, bot Petronius an.
    »Warte hier«, sagte Maia fröhlich.
    Meine Schwester steckte den Kopf durch die Tür und strahlte. Um den Hals trug sie eine lächerliche Girlande aus Blättern, Zweigen und Früchten. Ich verkniff mir jede Bemerkung.
    »Ich gehe mit einem Freund auf die Suche nach gärtnerischem Allerlei«, verkündete sie auf eine süße, zusammenhanglose Weise. Auch ich gärtnerte gerne, aber sie bot nicht an, mich mitzunehmen. »Du kannst deine Milch austrinken. Achte bitte darauf, dass du die Tür fest hinter dir zuziehst, wenn du gehst.«
    Ich hatte das Gefühl, dass Anacrites nicht der Einzige war, dem meine Schwester Maia heute den Laufpass gegeben hatte.
    Ich ging nach Hause, durch Straßen voller leicht bedrohlicher Feiernder, die sich auf die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher