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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens
Autoren: Lindsey Davis
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Helena forsch, »würde ich denken, es war Pacuvius.«
    »Hallo! Versuchen Sie sich an Prosa, Scrutator ?« Wir gaben dem großen Mann die Chance zu antworten, aber er zuckte nur mit den Schultern und machte ein gleichgültiges Gesicht. »Wie kommst du auf ihn?«, fragte ich Helena. »Sein Werk ist dir zweifellos vertraut. Enthielt es sorgfältige gesellschaftliche Satire, Aktualität, beißenden Witz und eloquente Poesie?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Tja, da sich niemand zu der Überarbeitung bekennt, kann ich ganz offen sein. Die neue Version war langatmig, mittelmäßig und plump. Die Figuren waren leblos, die Erzählweise weitschweifig, die Versuche, Humor anzubringen, deplatziert, und das Ganze war insgesamt noch stümperhafter als der erste Entwurf.«
    »Oh, jetzt reicht’s aber!«, brüllte Pacuvius, endlich aufgestachelt genug, seine Mitarbeit zuzugeben. »Das können Sie mir nicht vorwerfen – ich musste einen Riesenhaufen Scheiße umgestalten!«
    Das darauf einsetzende Stimmengemurmel legte sich allmählich wieder. Um ihn zu besänftigen, versicherte ich ihm, dass Helena nur versucht hatte, ihn zu einem Geständnis zu bringen. Helena blieb zurückhaltend. Pacuvius erkannte vermutlich, dass ihre grausame Kritik angebracht war. Ich bat ihn, seine Rolle zu erklären.
    »Na ja, es ist eigentlich kein wirkliches Geheimnis«, plusterte er sich auf. »Chrysippus hat mich manchmal dazu benutzt, die holprige Arbeit von Amateuren in eine lesbare Form zu bringen. Dies hier war aus irgendeinem Grund ein Projekt, an dem er eine Zeit lang großes Interesse hatte. Ich hab ihm gleich gesagt, dass es hoffnungslos war. Er hat es einigen der anderen gezeigt, und die haben sich geweigert, das Ding anzufassen.« Die anderen grinsten, alle erleichtert, dass sie nicht dafür verantwortlich waren. »Die Handlung war formlos; es fehlte ihr auf jeden Fall eine vernünftige Prämisse. Helena Justina hat die Fehler recht scharfsinnig erkannt.«
    Pacuvius war gönnerhaft, aber Helena ließ es ihm durchgehen. »Werden Manuskripte oft umgeschrieben, bevor sie endgültig kopiert werden?«, fragte ich schockiert.
    Die meisten Autoren lachten. Euschemon hustete hilflos. Nach einem Augenblick erklärte er: »Es gibt Arbeiten, Falco, manchmal sogar von sehr berühmten Leuten, die immer und immer wieder umgeschrieben wurden. Manche stammen in ihrer veröffentlichten Form fast gänzlich von jemand anderem.«
    »Jupiter! Finden Sie das gut?«
    »Ich persönlich nicht.«
    »Und Ihr verstorbener Herr?«
    »Chrysippus war der Ansicht, wenn das vollendete Werk lesbar und verkäuflich war, was spielte es dann für eine Rolle, wer es tatsächlich verfasst hatte?«
    »Was halten Sie davon, Euschemon?«
    »Da die Steigerung seiner Reputation einer der Gründe für einen Autor ist, etwas zu veröffentlichen, betrachte ich starke Überarbeitungen von anderen als Heuchelei.«
    »Hatten Sie in dieser Hinsicht Auseinandersetzungen mit Chrysippus?«
    »Keine gewaltsamen.« Euschemon lächelte, denn er war sich bewusst, worauf ich hinauswollte.
    »Es gibt schlimmere Verbrechen«, entschied ich, obwohl ich ihm zustimmte. »Die Öffentlichkeit mag sich betrogen fühlen, wenn sie davon erfährt.«
    »Manchmal vielleicht irregeführt«, meinte Euschemon. »Aber wir können die enttäuschte Leserschaft nicht für die Ermordung eines Verlegers verantwortlich machen.«
    Ich fand den Witz deplatziert. »Da wir schon dabei sind, Euschemon, können Sie mir sagen, ob Verlage große Mengen an Manuskripten erhalten, die sich nicht zur Veröffentlichung eignen?«
    Euschemon warf die Hände hoch. »Wagenladungen. Wir könnten aus unserem Schundhaufen neue Alpen für Hannibal bauen, einschließlich mehrerer Modellelefanten.«
    »Ihr ›Schundhaufen‹ besteht hauptsächlich aus Ablehnungen. Wie nehmen die Autoren das im Allgemeinen auf?«
    »Die verziehen sich entweder schweigend, oder sie protestieren endlos.«
    »Was aber vermutlich keinen Zweck hat?«
    »Entscheidungen werden selten umgestoßen.«
    »Was könnte die Haltung eines Verlegers ändern?«
    Euschemon hatte inzwischen ein satirisches Gesicht aufgesetzt. »Wenn er hört, dass ein Konkurrent daran interessiert ist, könnte er es sich eventuell anders überlegen.«
    Ich grinste genauso trocken. »Oder?«
    »Ich nehme an, dass sich für den richtigen Autor die Annahme kaufen lässt.«
    » Io! Publizieren Verleger Werke, an die sie nicht glauben?«
    »Ha! Dauernd, Falco. Ein schlechtes Buch von einem bekannten
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