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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens
Autoren: Lindsey Davis
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Publikum nervöser, als ich erwartet hatte. Ich bedeutete ihm, er könne sich neben Petronius setzen.
    Jetzt war Helena dran. Ohne Furcht vor der Menge wartete sie ruhig darauf, dass ich ihr die Führung überließ. Sie sah hübsch aus in Blau, nicht extravagant gekleidet oder mit Schmuck behängt. Ihr Haar war in einem einfacheren Stil als gewöhnlich hochgesteckt, während sie im Gegensatz zu Lysa und Vibia, die schamlos nackte Arme zeigten, halblange Ärmel trug und eine sittsame Stola über der einen Schulter. Sie hätte meine Korrespondenzsekretärin sein können, wäre da nicht ihre gebildete Stimme und ihr Selbstvertrauen gewesen.
    »Helena Justina, ich hatte dich gebeten, eine Abenteuergeschichte zu lesen.« Mit dem Kopf deutete ich auf die Sitze hinter uns, wo die Schriftrollen lagen. Philomelus sah aus, als wollte er sofort hinlaufen und nach seinem kostbaren Manuskript suchen. »Könntest du uns bitte deine Meinung dazu sagen?«
    Ich hatte die Einzelheiten nicht mit ihr eingeübt, aber Helena wusste, dass sie zuerst über die Geschichte sprechen sollte, die unserer Meinung nach den Titel Zisimilla und Magarone trug, das scheußliche Ding, das sie nicht bis zum Ende ertragen hatte. Nachdem ich jetzt wusste, dass man Philomelus gesagt hatte, seine Geschichte sei für eine Publikation nicht gut genug, dachte ich, dass er die hier vielleicht geschrieben hatte. Das setzte allerdings voraus, dass Chrysippus genug kritisches Einschätzungsvermögen besessen hatte, um einen Blindgänger zu erkennen. Turius hatte den Literaturmäzen als unwissend verunglimpft. Keiner der anderen, einschließlich seines Skriptoriumverwalters Euschemon, hatte je angedeutet, dass Turius ihn beschimpft hatte.
    »Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich hier spreche«, meinte Helena zurückhaltend.
    »Du befindest dich in Gegenwart einiger ausgezeichneter Geschäftsfrauen«, witzelte ich und deutete auf Lysa und Vibia.
    Es wäre Helena verboten gewesen, Zeugnis in einem Gerichtssaal abzulegen, aber das hier war im Grunde eine private Zusammenkunft. Hinter uns machten die Vigiles verdrossene Gesichter über Helenas Anwesenheit, doch es war meine Schau, also hielten sie die Klappe. Petronius Longus hätte sich auf der Stelle von einer Frau scheiden lassen, die meinte, sich so etwas erlauben zu können. (Helena würde dazu bemerken, dass seine altmodische Moraleinstellung erklären könnte, warum sich Arria Silvia von ihm hatte scheiden lassen.)
    »Sprich einfach zu mir, wenn dich die Situation beunruhigt«, bot ich an. Das war unnötig. Helena lächelte, schaute sich im Raum um und wandte sich mit fester Stimme an alle.
    »Passus und ich wurden gebeten, verschiedene Schriftrollen durchzusehen, die während des Kampfes, der zu Chrysippus’ Tod führte, durcheinander geraten waren. Es gelang uns, sie entsprechend zuzuordnen. Ein Manuskript war eine Autorenkopie einer sehr langen Abenteuergeschichte im Stil eines griechischen Romans. Das Thema war schlecht entwickelt, und der Autor hatte sich übernommen.« Philomelus ließ verdrossen den Kopf hängen. »Ich möchte betonen«, sagte Helena und warf ihm einen freundlichen Blick zu, »dass es sich hier um persönliche Meinungen handelt – obwohl ich fürchte, dass Passus und ich völlig übereinstimmten.«
    »Entsprach die Qualität den Veröffentlichungsanforderungen?«
    »Ich würde sagen, nein, Marcus Didius.«
    »In etwa?«
    »Nicht mal im Entferntesten.«
    »Helena Justina ist viel zu höflich«, murmelte Passus von der Vigilesbank. »Es war der letzte Schund.«
    »Danke, Passus. Ich weiß, dass du ein Kenner bist.« Er sah zufrieden mit sich aus. »Helena Justina, gab es sonst noch etwas, das du uns über dieses Manuskript erzählen solltest?«
    »Ja. Das könnte wichtig sein. Es gab weitere Rollen in einer anderen Schrift und einem anderen Stil. Jemand hatte sich eindeutig an einer Überarbeitung versucht.«
    »Versucht, den Originalentwurf zu verbessern?«
    »Versucht«, bestätigte Helena auf ihre zurückhaltende Art.
    »Mit Erfolg.«
    »Ich fürchte, nein.«
    Ich spürte eine Stimmungsänderung unter den Autoren und drehte mich zu ihnen um. »Weiß von Ihnen jemand was von dieser Neufassung?« Keiner antwortete.
    »Sie könnten es Redigieren nennen«, meinte Helena. Ich kannte ihren trockenen Ton; sie war sehr rüde. Einige Leute kicherten.
    »Ich würde gerne wissen, wer diese versuchte Überarbeitung vorgenommen hat«, sagte ich gereizt.
    »Dem Stil nach zu urteilen«, erklärte
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