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0197 - Horror-Träume

0197 - Horror-Träume

Titel: 0197 - Horror-Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Was willst du?« schrie der Fürst der Finsternis.
    Die Verbindung zwischen Erde und dem, was man dort vereinfachend als »Hölle« bezeichnete, war hervorragend. Der Sterbliche mußte sein Fach beherrschen. Asmodis versuchte zu erkennen, was sich rings um den Magier abspielte. Er sah eine Reihe von Gestalten in dunklen Kutten und einen finsteren Altarstein, auf dem Blut geflossen war. Das Blut war die stärkste Komponente des Rufs gewesen.
    Der Magier antwortete, vermischt mit Zaubersprüchen und Bannformeln. Asmodis grinste. Das Kerlchen schien wahrhaftig eines der alten Zauberbücher ausgegraben zu haben. Na schön …
    »Macht willst du, Wurm?« kicherte er belustigt. »Alle wollen sie Macht, die mich oder andere meiner Art anrufen. Was willst du mit der Macht anfangen?«
    Wieder wartete er die Antwort ab. Wieder lachte er spöttisch. »Auch das wollen sie alle. Was würdest du sagen, wenn ich dir die Erfüllung deines Wunsches verweigerte?«
    Der Mensch schrie und fluchte.
    »Ha!« kicherte Asmodis. »Zwingen willst du mich, Elender? Mich kannst du nicht zwingen. Ich bin der Fürst der Finsternis und nicht irgendein dämlicher Unterteufel! Bedenke, mit wem du sprichst!«
    Zwischen seinen Fingern sprühten Funken auf, die den Schutz der Dämonenbanner spielend durchbrachen und sich in dem Raum austobten, in dem der Magier die Dämonenbeschwörung vorgenommen hatte. Asmodis hörte Menschen gellend aufschreien und sah sie zu Boden sinken. »Reicht dir das, Kleiner«, fauchte er lachend.
    Wieder schrie der Sterbliche eine Bannformel.
    »Du hast Mut«, lachte Asmodis spöttisch. »Aber ob dir das im Ernstfall viel nützen würde? Ich glaube es nicht! So stark kannst du niemals sein. Aber ich will dir einen Gefallen tun.«
    Der Mensch schwieg. Er starrte nur das verzerrte Teufelsbild an, das Asmodis ihm durch die Dimensionsbarriere bot.
    »Ich gebe dir eine ganz bestimmte Macht«, sagte Asmodis.
    »Und dein Preis?« fragte der Magier.
    »Es gibt keinen Preis«, erwiderte Asmodis gelassen. »Das heißt, das, was ich dir gebe, ist bereits der Preis in sich. Ich gebe dir die Macht zu träumen.«
    »Was?« schrie der Sterbliche.
    »Yarr argh’aunt tviel tzer ash’rauyngheah!« rief Asmodis. Zumindest würde es so aussehen, faßte man es in Schriftform. Doch die Eigenheiten der Aussprache sind durch Schriftzeichen nicht zu erfassen. Zu grauenhaft war der wahre Klang dieser Worte, und unter ihrer Macht krümmte der Sterbliche sich zusammen, wurde in seiner Enklave aus magischen Sperrwänden und Dämonenbannern hin und her geschleudert. Er schrie.
    »Ich gab dir die Macht zu träumen«, schrie Asmodis. »Nun nutze sie aus, wie es dir beliebt!«
    Er formte eine bestimmte Zeichenfolge mit seinen Klauenfingern. Die Verbindung zwischen Erde und »Hölle« wurde dünner, schwand dahin und verging. Die Schranken schlossen sich wieder.
    Asmodis wandte sich ab und rieb sich kichernd die Hände. Bedächtig schlurfte er durch endlose, finstere Korridore davon, jenem Ort entgegen, in welchem er seinen Palast hatte. Was rechts und links, oben und unten von ihm vorging, störte ihn nicht.
    Er dachte an diesen vorwitzigen Magier. War der nicht ebenso dummdreist, wie es vor fast tausend Jahren Leonardo de Montagne gewesen war? Den Teufel zu etwas zwingen zu wollen, wo kam man denn dahin, wenn das jeder machen wollte?
    Aber mit dem Geschenk des Dämons würde dieser Magier noch eine interessante Überraschung erleben, und Asmodis rieb sich erneut die Hände wie ein gerissener levantinischer Händler, der gerade seine gesamte Sippe übers Ohr gehauen hatte.
    An den Träumen würde die Hölle ihr Vergnügen haben …
    ***
    Es dauerte einige Zeit, bis Art van Meulen sich wieder so weit erholt hatte, daß er auf eigenen Beinen stehen konnte. Langsam erhob er sich in seiner magischen Sphäre. Immer noch zitterten ihm die Knie.
    »Teufel auch«, murmelte er. »Im wahrsten Sinne des Wortes.«
    Ich gebe dir die Macht zu träumen! Was sollte das? In der Lage zu träumen war doch jeder Mensch und tat dies auch, der eine in schwarzweiß, der andere in Technicolor, und dabei kam es zuweilen zu den haarsträubendsten Situationen, aber davon, daß es einer bestimmten Macht bedurfte, zu träumen, hatte Art van Meulen bis jetzt noch nie etwas gehört.
    Mit einem lauten Schrei löste er die Sperren. Die magische Sphäre brach schlagartig in sich zusammen und war auf die Schnelle auch nicht wieder zu errichten, da hierzu eine neuerliche Zeremonie
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