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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio
Autoren: John Maddox Roberts
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Caesar jeden Grundstückstitel und jeden Goldbarren und verglich seine Aufstellung gleich zweimal mit der von mir erstellten Liste. Er war kein vertrauensseliger Mann.
    »Nun«, sagte er schließlich, »damit wäre diese traurige Angelegenheit abgeschlossen. Meinen Glückwunsch, Decius.
    Deine Leistung hat selbst meine kühnsten Erwartungen übertroffen.«
    »Was wirst du nun mit dem Schatz anfangen?« fragte ich.
    »Ich habe den Mann als Verräter verurteilt. Damit fällt sein gesamter Besitz dem Staat zu.« Er klappte die Truhe zu und schloß sie ab. Ich nahm mir vor, irgendwann einmal die Unterlagen des Staatsschatzes durchzusehen, um zu überprüfen, wieviel am Ende tatsächlich übergeben worden war.
    »Das verlangt nach einem Fest«, sagte Caesar. »Ich werde heute abend ein Bankett zu deinen Ehren geben. Und jetzt geh und schlaf dich aus. Heute abend feiern wir, und morgen ist wieder Krieg.«
    Dazu brauchte ich keine weitere Ermunterung. Als ich zu meinem Zelt zurück ging, salutierte mir jeder, der mir entgegen kam. Überall sah ich strahlende Gesichter. Hermes war im Zelteingang auf mich wartend eingeschlafen. Ich deckte ihn mit einem Umhang zu, legte meine Rüstung ab und brach wie tot zusammen.
    Am Abend genossen wir Wildschwein, das die gallischen Jäger erlegt hatten, sowie einen exzellenten Wein aus Caesars privatem Vorrat. Ich wurde mit Lächeln und freundlichen Worten überschüttet. Ich war vom verhaßtesten Mann der Legion zum Helden aufgestiegen, was ich enorm genoß, vor allem, weil ich wußte, daß dieser Zustand nicht andauern würde.
    Caesar schenkte mir sogar ein prachtvolles neues Schwert als Ersatz für das, welches mir die Germanen abgenommen hatten.
    Nach und nach verabschiedeten sich die Offiziere, um ins Bett zu wanken oder zu ihren nächtlichen Pflichten zu eilen, und auch ich wünschte dem Prokonsul eine gute Nacht und machte mich auf den Weg zu meinem Zelt. Hermes wartete draußen, um sicher zu gehen, daß ich mich nicht verirrte. Ich gab ihm eine Serviette, in die ich ein paar Köstlichkeiten für ihn eingewickelt hatte, und wir schlenderten langsam an den Offizierszelten entlang.
    »Das waren ein paar wirklich hektische Tage, Hermes«, erklärte ich ihm, »aber jetzt ist das Schlimmste überstanden.
    Nach alldem wird der Krieg, wenn er erst ausbricht, regelrecht erholsam sein.«
    Ich dachte an die Dinge, die sich ereignet hatten, seit der junge Cotta mich mitten in der Nacht geweckt und ins Praetorium gerufen hatte. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag, so daß ich stolperte und fast gestürzt wäre.
    »Bist du über eine Zeltleine gestolpert?« fragte Hermes.
    »Nein, über eine Offenbarung.«
    Er suchte den Boden ab. »Wie sieht so was denn aus?«
    »Es sieht so aus, als ob ich ein Idiot wäre«, sagte ich.
    »Druiden! Germanen! Nichts als Ablenkungsmanöver!« »Ich denke, du legst dich jetzt besser hin und schläfst dich aus«, meinte Hermes mit besorgter Miene.
    »Schlaf ist das letzte, was ich jetzt brauche. Geh schon vor zum Zelt. Ich komme gleich nach.«
    »Bist du sicher?« fragte er.
    »Ich bin völlig nüchtern, und sei es nur aus Schock. Ich muß für mich sein.«
    Er gehorchte, und ich war mit meinen Gedanken allein.
    Publius Aurelius Cotta war der diensthabende Offizier der Wache an der Porta praetoria gewesen in der Nacht, als Titus Vinius gestorben war. Was hatte Paterculus gesagt? Kein Wachoffizier verläßt seinen Posten, bis er ordentlich abgelöst wird. Doch als Cotta zu meinem Zelt gekommen war, um mich zu holen, war es noch dunkel gewesen.
    Er wollte sich gerade schlafen legen, als ich vor seinem Zeit stand. »Decius Caecilius«, sagte er überrascht, »noch einmal meinen Glückwunsch. Was führt dich zu mir?«
    »Nur eine kleine Frage bezüglich der Nacht, in der Vin...
    dieser Mann gestorben ist.«
    »Beschäftigt dich die Sache noch immer?« fragte er grinsend.
    »Du bist der beharrlichste Mensch, den ich je getroffen habe.
    Was willst du wissen?«
    »Du warst doch in jener Nacht diensthabender Offizier an der Porta praetoria. Du hast die Delegation aus der Provinz durchgelassen, nachdem sie dir ihren Passierschein gezeigt hatten. Trotzdem bist du in derselben Nacht zu meinem Zelt gekommen, um mich ins Praetorium zu rufen. Wie war das möglich?«
    »Ich wurde kurz nach Mitternacht abgelöst mit dem Befehl, mich als Offizier vom Dienst im Praetorium zu melden. Ein paar von Caesars Liktoren waren dort und sagten, er hätte sich hingelegt. Im Zelt der
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