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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio
Autoren: John Maddox Roberts
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nach zu starren, der vorbeirannte, als krallten sich die Furien in seinen Hintern, bis die Decurionen sie Faulpelze schalten und sie wieder zur Arbeit antrieben.
    Als ich den Nordwall erreichte, sah ich, daß sämtliche Wachen nach innen gewandt standen, und betete zu Merkur, er möge meinen Fersen Flügel verleihen. Ich rannte durch die Porta decumana, während hinter mir jemand rief: »Halt!
    Stehenbleiben! Wie lautet die Parole?« Ich spannte meine Rückenmuskeln in Erwartung eines Pilums, obwohl ich wußte, daß es ziemlich unwahrscheinlich war, getroffen zu werden, weil es großes Unglück bringt, einen Wahnsinnigen zu töten.
    Ich rannte durch die verlassenen Quartiere der praetorianischen Wachen, nur von Pferden und anderem Vieh beäugt. Als ich mich dem Forum näherte, sah ich Caesar und seine Offiziere auf der Rednertribüne stehen und etwas zu ihren Füßen beobachten. Was, das konnte ich nicht erkennen, denn die Legion hatte in Kohorten an drei Seiten des Forums Aufstellung genommen. Mit einem olympiareifen Schlußspurt rannte ich zwischen zwei Kohorten hindurch und erreichte unter überraschten Rufen den freien Platz in der Mitte.
    Vor der Rednertribüne standen Caesars zwölf Liktoren. In ihrer Mitte ragte, seltsam fehl am Platze, eine bemalte Steinsäule gen Himmel. Vor dieser merkwürdigen Gruppe standen die Männer der Ersten Centurie der Ersten Kohorte, bekleidet mit Tuniken und nur mit Stöcken bewaffnet, einen erbärmlichen Ausdruck auf ihren Gesichtern. Doch ihre Mienen waren nichts im Vergleich zu der mitleiderregenden Erscheinung der acht nackten Männer, die am Ende der Doppelreihe standen. Der erste von ihnen war Burrus, der eben seinen Weg durch die Reihen antreten wollte. Die Stöcke waren bereits zum Schlag erhoben.
    »Haltet ein!« brüllte ich, »sofort aufhören! Diese Männer sind unschuldig!« Ein erstauntes Getuschel erhob sich um das Forum, das auch die Befehle der Centurionen nicht zum Verstummen bringen konnten. Ich lief keuchend und. röchelnd bis zur Tribüne und blieb vor der seltsamen Steinsäule stehen.
    Ich erkannte, daß es der Grabstein für Titus Vinius war. Er sollte, wenn auch nur symbolisch, Zeuge der Hinrichtung werden.
    »Ich sehe, du hast dir deinen Hang zum Dramatischen bewahrt, Decius«, sagte Caesar. »Doch du solltest dich besser rasch erklären, wenn du deinen Freunden auf ihrem Weg nicht Gesellschaft leisten willst.«
    Mein Atem ging so heftig, daß ich nicht sprechen konnte, also griff ich in meine Tunika und holte das silberne Armband hervor. Ich warf es Caesar zu, der es auffing und begutachtete.
    »Damit hast du dir eine Anhörung verdient. Komm herauf, Decius.«
    Mit letzter Kraft kämpfte ich mich den Wall des Praetoriums hoch bis zur Tribüne. Jemand drückte mir einen Schlauch in die Hand, und ich würgte einen Schluck stark gewässerten Weins hinunter. Der nächste Schluck ging schon leichter und der dritte noch leichter.
    »Du solltest besser das Wort ergreifen, bevor du das Ding völlig geleert hast«, sagte Caesar, und dann zu den anderen: »Meine Herren, entschuldigt uns.« Die Offiziere verließen nach einander die Tribüne, während sie mich wie eine Erscheinung aus der Unterwelt anstarrten. Als wir allein waren, sprach ich schnell und mit leiser Stimme. Caesar verzog keine Miene, als ich ihm meine Geschichte erzählte. Er wurde ein wenig blaß, als ich ihm von Vinius' Verrat erzählte, doch die furchtbare Gefahr, der ich entronnen war, schien ihn nicht weiter zu beunruhigen.
    Als ich fertig war, starrte er mich eine Weile schweigend an.
    »Gut gemacht, Decius«, sagte er schließlich. »Ich möchte später alle Einzelheiten deines Aufenthalts in dem germanischen Lager erfahren.« Er rief seine Offiziere wieder zu sich und gab ihnen eine knappe Zusammenfassung meiner Entdeckungen.
    Ihre verblüfften Mienen waren ein wahrhaft denkwürdiger Anblick.
    »Nun, ich habe ja immer gesagt, daß Titus Vinius ein Schwein war«, bemerkte Paterculus, eine Beobachtung, die auf die meisten Centurionen zutraf. »Aber, Prokonsul, wir haben die gesamte Legion aufziehen lassen, damit sie Zeugen einer Hinrichtung werden. Wenn wir nicht irgend jemanden töten, werden sie denken, daß etwas nicht stimmt.«
    Caesar lächelte. »Oh, ich denke, wir können ihnen trotzdem ein befriedigendes Schauspiel bieten.« Er beugte sich über die Brüstung und sprach zu einem seiner Liktoren. »Lauf zum Schmied und besorg mir Hammer und Meißel.« Der Mann eilte davon, während
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