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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio
Autoren: John Maddox Roberts
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Zensors.
    Natürlich bestand die Möglichkeit, daß ich bei der Erlangung der notwendigen militärischen Qualifikationen getötet wurde.
    Aber wie schon gesagt, meine Familie war so seuchenhaft weitverzweigt, daß sich zweifelsohne ein Ersatzmann auftreiben lassen würde.
    Also machte ich mich auf den Weg die Küste entlang und ließ mir Zeit dabei; ich hielt wo immer möglich Station bei Freunden, übernachtete nur, wenn es unvermeidlich war, in Gasthöfen und nahm an den örtlichen Spielen und Feierlichkeiten teil, wo immer sich die Gelegenheit bot. Ich hatte es nicht eilig, zu Roms jüngstem Kriegsschauplatz zu gelangen. Selbst als sehr junger Mann habe ich, im Gegensatz zu vielen frisch eingezogenen Rekruten, nie unter dem Gedanken gelitten, daß die ganze Aufregung schon vorüber sein könnte, bevor ich am Ort des Geschehens eintraf.
    Von Ligurien kommend, passierten wir die Ausläufer der maritimischen Alpen und erreichten die Provinz, die älteste unserer Eroberungen außerhalb Italiens, deren herausragender Vorzug darin bestand, daß wir fortan nach Spanien gelangen konnten, ohne zu ertrinken. Die Straße führte durch eine Reihe von griechischen Kolonialstädtchen und erreichte schließlich Massilia, eine wunderschöne Stadt, wie so viele in den Kolonien. Wenn man eine Stadt vom ersten Spatenstich an plant, kann man sich um Dinge wie Ordnung, Proportionen und Harmonie kümmern. Städte wie Rom, die im Laufe der Jahrhunderte einfach gewachsen sind, wuchern in alle Richtungen, Tempel, Mietskasernen und Fischmärkte bunt durch einander gewürfelt. Außerdem war Massilia der nördlichste Ort, in dem man ein vernünftiges Bad finden konnte.
    In jenen Tagen noch eine unabhängige Stadt, hieß Massilia Massalia, weil die Griechen sich mit der Rechtschreibung schwertaten.
    Technisch gesehen, befand sich das gesamte Gebiet im Kriegzustand, so daß ich die Zeit für gekommen hielt, mich möglichst soldatisch zu präsentieren. Meine Militär-Tunika und -Stiefel trug ich bereits, und als wir jetzt von unseren Rössern stiegen, beeilte sich Hermes, meine Rüstung von einem der Packesel zu holen. Er war ein gut gewachsener Junge von damals achtzehn Jahren mit ausgeprägten kriminellen Neigungen. Jeder Offizier, der an einem Feldzug teilnimmt, braucht einen versierten Dieb an seiner Seite, der ihn mit den Notwendigkeiten und Annehmlichkeiten des Lebens versorgt..
    Zunächst streifte ich die leicht gepolsterte Kampftunika mit ihren mit Lederfransen besetzten Schultern und den dazu passenden, mit Lederriemen verzierten Rock über. Dann legte Hermes mir meine Rüstung an. Es gibt zwei Möglichkeiten, kräftige Muskeln zu bekommen: Entweder man plagt sich in jahrelangem Training, oder man kauft sie von einem Waffenschmied. Ich hatte mich für letzteres entschieden. Meine Rüstung war mit Muskeln ausgestattet, um die Herkules mich beneidet hätte, komplett mit silbernen Brustwarzen und einem filigran gearbeiteten Bauchnabel. Zwischen den kräftigen Brüsten prangte ein furchterregender Gorgonen-Kopf, um alles Böse abzuschrecken. Hermes befestigte meinen roten Militär-Umhang an den Ringen, die das Gorgonen-Haupt flankierten, packte meinen Helm aus und steckte ihm behutsam den Helmbusch aus wehendem weißem Pferdehaar auf. Es war ein Helm im griechischen Stil mit einer Spitze, die direkt über meinen Augen hervorragte, die Bronze war auf Hochglanz poliert und überall mit silbernen Akanthusblättern verziert. Vielleicht war es auch Efeu oder möglicherweise sogar Eiche oder Olive. Ich habe vergessen, bei welchem Gott ich mich gerade einschmeicheln wollte, als ich die Rüstung kaufte.
    Hermes befestigte den Wangenschutz unter meinem Kinn und trat einen Schritt zurück, um die Gesamtwirkung zu bewundern.
    »Herr, du siehst genau aus wie Mars!«
    »In der Tat«, gab ich ihm recht. »Ich mag ja ein unverbesserlicher Zivilist sein, aber ich kann zumindest aussehen wie ein Soldat. Wo ist mein Schwert?«
    Hermes fand mein Paradeschwert, und ich schnallte es wie ein homerischer Held an meine mit Bronze gepanzerte Hüfte. Mein genauer Rang war noch unklar, so daß ich die Schärpe der befehlshabenden Offiziere sicherheitshalber fürs erste wegließ.
    Wir bestiegen wieder unsere Pferde und ritten in die Stadt, wo ich mit gebührendem Respekt empfangen wurde. Der erste römische Beamte, den wir trafen, hatte allerdings beunruhigende Nachrichten für uns. Caesar war gen Norden in die Berge weitermarschiert, um sich mit ein paar Helvetiern
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