Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
herum zu schlagen. Sie waren in einer Stadt mit dem Namen Genava am See Lemannus. Alle Offiziere und Verstärkungstruppen sollten sich unverzüglich im römischen Lager melden.
    Das war eine unerwartete Entwicklung. Ich hatte noch nie von einer Armee gehört, die sich mit einer solchen Geschwindigkeit vorwärts bewegte wie Caesars Truppen. Sie hatten den ganzen Weg von Mittelitalien bis zum See Lemannus in der Hälfte der üblichen Reisezeit zurückgelegt. Caesar hatte zeit seines Lebens als faul und träge gegolten, so daß ich das als ominöses Zeichen betrachtete.
    Also ritten wir ohne Bad und eine Nacht gesunden Schlafes weiter. Die Tage des Müßiggangs waren vorüber, weil Caesar vorausschauend Verbindungsposten eingerichtet hatte, in denen sich seine Offiziere mit frischen Reittieren versorgen konnten, so daß sie keine Entschuldigung für eine weitere Verzögerung ihrer Ankunft vorbringen konnten. Die Strafe war nicht genauer definiert, doch man durfte getrost den sicheren Tod erwarten, denn nur ein Diktator verfügt über ähnliche Macht wie ein Prokonsul in seiner Provinz.
    Unser Weg führte uns durch das Rhonetal am östlichen Ufer flußaufwärts. Die Landschaft war durchaus reizvoll, doch ich war nicht in der Stimmung, sie entsprechend zu würdigen.
    Selbst Hermes, der für gewöhnlich unerträglich fröhlich ist, wurde immer gedrückter. Massilia war noch ein zivilisierter Ort gewesen, doch jetzt bewegten wir uns in gallischem Kernland, das mit Ausnahme einiger fahrender Händler vor uns nur wenige Menschen betreten hatten.
    Wir kamen durch eine Reihe kleiner adretter Dörfer. Die meisten Gebäude waren runde reetgedeckte Lehmhütten. Nur die repräsentativeren Bauwerke hatten einen Rahmen aus massivem Holz, die Zwischenräume waren mit Flechtwerk, Ziegel- oder Sandstein gefüllt und weiß getüncht, was einen angenehmen Kontrast zu dem dunklen Holz bildete.
    Die Felder waren ordentlich angelegt und durch flache Bruchsteinmauern von einander getrennt, jedoch ohne die geometrische Strenge, die einem von römischen oder ägyptischen Äckern so vertraut ist.
    Die Leute musterten uns mit neugierigem Interesse ohne jede Feindseligkeit. Die Gallier lieben bunte Farben; ihre Kleidung war lebhaft mit kontrastierenden Streifen und Karos gemustert.
    Vertreter beiderlei Geschlechts trugen Schmuck, die Armen aus Bronze, die Wohlhabenden aus massivem Gold. »Die Frauen sind häßlich«, beschwerte sich Hermes, ihre sommersprossige Haut, ihre Stupsnasen und ihre runden Gesichter bemerkend, die sich markant von den langen, ausgeprägten Gesichtszügen unterschieden, die wir Römer so bewundern.
    »Glaub mir«, versicherte ich ihm, »je länger du hier bist, desto besser werden sie dir gefallen.«
    »So furchteinflößend sehen sie gar nicht aus«, meinte er in dem Versuch, sich selbst Mut zu machen. »Nach allem, was die Leute so reden, hatte ich wilde Riesen erwartet.«
    »Das hier sind in der Hauptsache Bauern und Sklaven«, erklärte ich ihm. »Die militärische Kaste macht sich die Hände kaum mit bäuerlicher oder anderer Arbeit schmutzig. Warte, bis du die Krieger siehst. Die werden deine schlimmsten Befürchtungen bestätigen.«
    »Wenn die Gallier schon so schlimm sind«, sagte er, »wie müssen dann erst die Germanen sein?«
    Die Frage hing wie eine dunkle Wolke vor der Sonne. »Über die Germanen möchte ich nicht einmal nachdenken«, erwiderte ich.
    Caesars Lager war nicht schwer zu finden. Ein römisches Lager auf barbarischem Territorium ist wie eine Stadt, die vom Himmel in die Wildnis gefallen ist. Das Lager lag unweit des reizvollen Lemannus-Sees, rechteckig wie ein Ziegelstein, wobei das Wort »Lager« dem nicht gerecht wird, was eine römische Legion überall dort errichtet, wo sie auch nur für eine Nacht Station macht. Zunächst trifft eine Vorhut ein, die etwa eine Stunde vor der eigentlichen Legion marschiert, um ein geeignetes Gelände abzustecken sowie die Tore, die Hauptstraßen und das Praetorium zu markieren. Die Plätze, wo die einzelnen Kohorten campieren, werden mit kleinen bunten Fähnchen gekennzeichnet.
    Wenn die Legion selbst eintrifft, stapeln die Soldaten ihre Waffen und packen ihre Werkzeuge und Körbe zur Erdbewegung aus. Sie heben einen Graben um die gesamte abgesteckte Fläche aus und schütten dahinter einen Wall auf.
    Auf diesem Wall wird eine Palisade errichtet; die Pfähle dafür tragen die Legionäre den ganzen Weg auf dem Rücken mit sich.
    Wachposten werden aufgestellt,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher