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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio
Autoren: John Maddox Roberts
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praetorianische Wache, die Caesar eingerichtet hat. Sie besteht in der Hauptsache aus Hilfstruppen, sowohl zu Fuß als auch zu Pferde.« Andere Generäle verwendeten praetorianische Wachen normalerweise als Leibwächter während eines Feldzuges, oft jedoch auch als besondere Reserve, die sie im entscheidenden Moment in die Schlacht werfen konnten. Ich nahm an, daß Caesar die vielen Männer für letzteres vorsah.
    Die Via principalis wurde in ganzer Länge bis vor das Praetorium von den Zelten der Praefekten und Tribunen gesäumt. An der Kreuzung der beiden Straßen war der Schrein der Legion aufgebaut, ein Zelt, in dem die Standarten aufbewahrt wurden. Davor war eine Ehrengarde aufgezogen, und da gutes Wetter herrschte, steckten die Standarten unbedeckt in ihren Holzständern. Die Wachen standen regungslos und mit gezogenem Schwert da. Wegen ihrer Kettenhemden und der kleinen runden Schilde, die sie trugen, hätte man annehmen können, daß es sich um Plänkler der Hilfstruppen handelte, doch ihre Position und das Löwenfell, das von den Helmen über ihren Rücken hing, kündete davon, daß sie Signifer und Aquilifer waren und somit zu den bedeutendsten Offizieren der Legion gehörten, die als die Tapfersten der Tapferen aus dem Mannschaftsstand befördert worden waren.
    Im Vorbeigehen salutierten wir dem Adler, und ich bemerkte ein darunter angebrachtes rechteckiges Schild mit Eckfransen aus Pferdeschwänzen, auf dem stand: LEGIO X. Das war beruhigend, denn die Zehnte galt allgemein als die beste, eine Meinung, die nur von den anderen Legionen nicht geteilt wurde.
    Ich kannte eine Reihe von Männern, die bei der Zehnten gedient hatten, sowohl als Offiziere als auch in den Mannschaftsrängen.
    Wenn ich schon allein mit nur einer einzigen Legion in der Wildnis verweilen mußte, hätte ich mir keine bessere aussuchen können.
    Zwei Mitglieder der Praetorianer-Wache versperrten den Durchgang in dem etwa hüfthohen Wall, der das Praetorium umgab; sie waren mit Lanzen bewaffnet und trugen Schilde und nur eine leichte Rüstung. In der Mitte des Ostwalls befand sich die hohe Plattform, von der der General seine Ansprachen zum Forum hielt, einem freien Platz, auf dem sich die Legion versammeln konnte und der an bestimmten Tagen als Marktplatz für Händler und einheimische Bauern diente, die mit der Legion Handel trieben.
    Natürlich waren wir die letzten, die eintrafen. Vor dem Zelt des Generals war ein großer Tisch aufgestellt worden, um den alle höheren Offiziere saßen. Das waren die Tribunen, die Präfekten, die Offiziere der Hilfstruppen und ein einzelner Centurio. Letzterer mußte der Centurio der Ersten Centurie der Ersten Kohorte sein, in jeder römischen Legion als Primus pilus oder auch der »Erste Speer« bekannt. Er war der einzige Offizier, der sich bronzene Beinschoner vor die Schienbeine geschnallt hatte, eine archaische Ausstattung, die von allen anderen Fußsoldaten schon vor Jahrhunderten aufgegeben worden war, jedoch vom Centurio als Zeichen seines Ranges weiter getragen wurde. Als wir hinzutraten, wies er gerade mit seinem Stab, einem knapp ein Meter langen Stock von der Dicke eines menschlichen Daumens, den er als weiteres Insignum seines Ranges trug, auf irgend etwas auf dem Tisch. Er blickte auf und erstarrte, als er uns sah.
    Caesar stand über den Tisch gelehnt und studierte die Karte, die dort, wie ich jetzt erkannte, ausgebreitet war. Hinter ihm standen, auf ihre Fasces gestützt, die zwölf prokonsularischen Liktoren. In Rom trugen die Liktoren Togen, doch jetzt hatten sie ihre Feldkleidung angelegt: rote Tuniken mit breiten, schwarz gefärbten und mit bronzenen Dornen besetzten Ledergürteln, eine Sitte, die bis in die Zeiten der etruskischen Könige zurückreichte. Als der Stab in Schweigen verfiel, hob Caesar den Blick und richtete sich auf, bevor er sich in seine priesterhafte Pontifexmaximus-Positur warf. Langsam und feierlich bedeckte er seinen Kopf mit einer Falte seines Militärmantels.
    »Meine Herren«, verkündete er, »bedeckt eure Häupter. Es ist eine Erscheinung direkt vom Olymp. Der Sieg ist zweifelsohne unser, denn der Gott Mars selbst ist zu uns herabgestiegen.«
    Die Versammlung brach in ein rauhes Gelächter aus, das so ohrenbetäubend war, daß es wahrscheinlich die Wachen alarmierte. Selbst Garbo lachte so heftig, daß er einen Schluckauf bekam. Ich hoffte, mein Helm bedeckte das meiste meines feuerrot angelaufenen Gesichts, während ich wie ein Idiot mit zum Gruß
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