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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio
Autoren: John Maddox Roberts
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ausgestrecktem Arm dastand.
    »Ich nehme nicht an, daß du Verstärkung mitgebracht hast, Decius?« sagte Caesar und wischte sich mit seinem Umhang die Tränen aus dem Gesicht.
    »Ich fürchte nicht, Prokonsul.«
    »Nun, es war eine ohnehin kühne Hoffnung. Wie dem auch sei, einen herzhaften Lacher können wir auch alle gut brauchen.
    Gesell dich zu uns, Decius. Titus Vinius wollte uns gerade einen Bericht über den Stand der Arbeit an den Kastellen und die feindlichen Gegenaktionen geben. Fahre fort, Erster Speer.«
    Feindliche Gegenaktionen? dachte ich. Ich hatte keinerlei Zusammenrottung entdecken können, wie es für die Gallier vor einer Schlacht typisch war. Eine feine Linie zog sich über die gesamte Karte von den Bergen bis zum See hinunter, und genau dorthin wies der Centurio mit seinem Stab.
    »Der schwächste Punkt ist die Stelle, wo wir den See erreichen. Der Boden dort ist sumpfig, und sie kommen durch das flache Wasser um den Damm herum, richten so viel Zerstörung an wie möglich und verschwinden auf demselben Weg wieder. Sie könnten den Damm genauso leicht von der Bergseite her umgehen, doch sie sind zu faul, so weit zu laufen.
    Außerdem können wir sie in den Sümpfen nicht mit der Kavallerie jagen.«
    Caesar sah Garbo an. »Gnaeus, ich möchte, daß du aus den Reihen der Hilfstruppen eine kleine Kampfeinheit ausgesuchter Männer zusammenstellst; gute Schwimmer, die keine Angst vor dem Wasser haben. Keine Rüstung, nicht mal Helme. Nur Waffen und leichte Schilde. Ich will, daß die Angriffe dieser schwimmfüßigen Gallier ein Ende haben.«
    »Sie werden heute nacht in Stellung sein, General«, sagte Garbo. Ich räusperte mich.
    »Mars wünscht das Wort«, sagte Lucius Caecilius Metellus, ein entfernter Verwandter von mir, der wegen einiger ausgeprägter Geschwulste im Gesicht den Spitznamen »Knubbel« trug. Über seine schlichte Rüstung hatte er die Schärpe eines Tribunen gewickelt.
    »Nett, dich hier zu treffen, Knubbel«, sagte ich und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Was ist mit den hundert Sesterzen, die du mir seit den Cerealis-Rennen vor zwei Jahren schuldest?« Das brachte ihn zum Schweigen.
    »Du hast eine Frage, Decius?« sagte Caesar.
    »Ich bitte um Verständnis, General, da ich gerade erst angekommen bin, aber vor unseren Wallen lagert keine Barbarenarmee, also nehme ich an, daß die Helvetier nach wie vor in Verhandlungen mit uns stehen. Wie kommt es, daß sie trotzdem Angreifer losschicken, die uns belästigen?«
    »Wir haben es hier nicht mit Galliern von der Küste zu tun, die sich wie halbwegs zivilisierte Menschen zu benehmen wissen«, erklärte Caesar. »Ihre Gesandten sprechen für das Volk als Ganzes, halten es jedoch für selbstverständlich, daß einige der jungen Krieger des Nachts losziehen, um Pfeile und Wurfspeere in unser Lager zu schießen und zu werfen. Sie betrachten das als ein Kavaliersdelikt, so als würde man auf einem Pferd über den Zaun des Nachbarn springen und über sein Feld reiten.«
    »Sie machen sich einen Spaß daraus, Wachen und Patrouillen zu überfallen«, sagte Titus Vinius, der Erste Speer. »Sie sind Kopfjäger, weißt du. In den dichten Wäldern bei ihren heiligen Hainen wirst du riesige Schädelhaufen finden.«
    Er war der typische altgediente Militär, der einem jungen Rekruten angst machen wollte, doch er verschwendete nur seine Zeit. In Spanien hatte ich weit Schlimmeres gesehen.
    »Decimus Varro«, sagte Caesar, »wie steht es um unsere Vorräte?« Ich bemerkte, daß Caesar sich einer kurzen prägnanten Sprache befleißigte, die sich deutlich von dem langatmigen Stil unterschied, den er in Rom pflegte.
    »Die Vorräte an Getreide, getrockneten Früchten, Fisch und Fleisch reichen noch für gut zehn Tage, bei halber Ration für etwa zwanzig. Der Versorgungszug aus Massilia müßte jederzeit eintreffen.«
    »Decius, hast du auf dem Weg hierher einen Vorratszug überholt?«
    »Nein, Prokonsul.«
    »Quaestor, kaufe mehr Lebensmittel von den hiesigen Bauern.
    Ich möchte mir keine Gedanken wegen knapper Vorräte machen müssen, wenn die Helvetier sich entscheiden, uns anzugreifen.«
    »Sie werden Wucherpreise für minderwertige Ware verlangen, Prokonsul.« Der Quaestor war ein ernst aussehender junger Mann, der mir vage bekannt vorkam.
    »Bezahle, was sie verlangen, ohne groß zu feilschen«, sagte Caesar. »Der Zustand der Staatsfinanzen ist einem Kämpfer im Feld herzlich egal, der Zustand seines Magens hingegen bedeutet ihm
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