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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio
Autoren: John Maddox Roberts
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Volksversammlungen gedrückt haben. Daß du und deine Armee hier in der Wildnis verdorren werdet wie Trauben an einem Weinstock, dessen Wurzeln von Maulwürfen angeknabbert wurden.«
    Er sah mich aus tiefliegenden Augen an. »Ich bin noch nicht bereit, mich in mein Schicksal als Rosine zu ergeben.
    Mit dem ersten Teil liegst du sicherlich richtig, aber der Rest ist falsch. Ich genieße nach wie vor die volle Unterstützung von Pompeius und Crassus, keine Angst.«
    »Und was hast du davon, Gaius Julius? Du weißt doch, wie Pompeius arbeitet. Er wird dich alle Schlachten schlagen lassen und dir dann in der letzten Minute deine Armee wegnehmen.«
    Caesar lächelte frostig. »Das wiederum ist Politik, und darin bin ich weit besser als Pompeius.«
    »Nun... das ist wohl wahr«, räumte ich ein.
    »Decius, warum, glaubst du, habe ich so hart gearbeitet, mir dieses Prokonsulat zu sichern?«
    »Weil die Gallier seit Jahren Unruhe stiften und wahrscheinlich den Germanen erlauben, den Rhenus zu überqueren«, sagte ich. »Es ist der einzige größere Krieg im Angebot, und Kriege bedeuten Ruhm, Beute und Triumphzüge.«
    Er lächelte jetzt ein wenig freundlicher. »Das ist reichlich unverblümt ausgedrückt. Du glaubst nicht, daß mein Motiv auch Patriotismus sein könnte?« »Ich würde deine Intelligenz nie mit einer derartigen Vermutung beleidigen.«
    »Gut. Die meisten meiner Tribunen sind Speichellecker.« Er trat auf mich zu und faßte meinen Arm. »Decius, bei diesem Kommando geht es um weit mehr als die Befriedung der Helvetier. Hier in Gallien eröffnen sich ungeheure Möglichkeiten! Die Leute Zuhause in Rom denken, man müsse nichts weiter tun als ein paar brutale, halbnackte Wilde zu erledigen, doch sie irren. Crassus will einen Krieg mit Parthia, weil er glaubt, daß nur die Unterwerfung wohlhabender und zivilisierter Feinde ihn und Rom bereichern wird. Doch auch er irrt.«
    »Ich bin fest entschlossen, Crassus' Feldzug zu meiden, falls er seinen Oberbefehl erhält.«
    »Gut. Bleib hier bei mir in Gallien! Ich sage dir, Decius: Die Männer, die mich in den nächsten fünf Jahren hier unterstützen, werden Rom in den folgenden dreißig Jahren beherrschen, genau wie die Männer, die Sulla unterstützt haben, die Stadt in den vergangenen dreißig Jahren beherrscht haben!« Das waren große Worte, vorgetragen mit großer Eindringlichkeit.
    Natürlich sprach er nicht zu mir als Person, er sprach zu dem Gens Caecilia, dessen Unterstützung er verzweifelt suchte.
    Außerdem hatte er sein Ansinnen nicht übermäßig subtil vorgebracht. Meine Familie hatte sich zu den Anhängern Sullas gezählt, was sich wohltuend auf unsere politische Bedeutung ausgewirkt hatte.
    »Du weißt, ich bin kein großer Soldat, Gaius.«
    »Na und? Rom bringt hinreichend Soldaten hervor. Du bist ein Mann von ungewöhnlicher Qualität und einzigartigen Talenten, wie ich schon häufig in unterschiedlichster Gesellschaft festgestellt habe.« Letzteres stimmte in der Tat.
    Caesar hatte bei Menschen, die mich für einen bloßen Exzentriker, wenn nicht einen kompletten Trottel hielten, schon des öfteren ein gutes Wort für mich eingelegt.
    Dies war jedenfalls nicht der Caesar, den ich aus Rom kannte.
    Er klang wie ein Mann, der von dem Drang zu erobern geradezu besessen war. Dabei sah er bestimmt nicht aus wie ein Eroberer.
    Hager und mit sich rapide lichtendem Haupthaar wirkte er viel zu zerbrechlich, um die Last einer ganzen Armee auf seinen schmalen Schultern zu tragen. Er trug eine schlichte weiße Tunika,' und nur seine Legionärsstiefel und sein Sagum verrieten seinen Status. Zwischen Stiefeln und Tunika sahen seine Beine so dürr aus wie die eines Storches. »Ich werde nachdenken über das, was du gesagt hast«, erklärte ich, wobei ich innerlich gelobte, so schnell wie möglich wieder aus Gallien zu verschwinden.
    »Ausgezeichnet. Und jetzt melde dich bei deiner Ala. Sie ist an der nordöstlichen Ecke des Lagers untergebracht. Besorge dir alles, was du an Ausrüstung brauchst, aus den Materialzelten.
    Dann komm zum Abendessen wieder her. Alle meine Offiziere, die keinen Wach- oder sonst einen Dienst haben, speisen in meinem Zelt.«
    Ich salutierte. »Ich ziehe mich jetzt zurück, Prokonsul.«
    Er erwiderte meinen Salut, und ich wandte mich zum Gehen.
    »Und, Decius...«
    Ich drehte mich um. »Prokonsul?«
    »Sieh zu, daß du aus der lächerlichen Kostümierung rauskommst. Du siehst aus wie ein Denkmal auf dem Forum.«
    Mit einem Mal wurde mir
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