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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio
Autoren: John Maddox Roberts
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klar, wie albern Caesar in einer Paradeuniform aussehen würde, wie die Parodie eines Generals in einer Komödie von Plautus. Deswegen bestand er wahrscheinlich auch auf soldatischer Schlichtheit. Caesars Eitelkeit war so berüchtigt wie seine Schulden und sein Ehrgeiz.
    In seiner näheren Umgebung würde er bestimmt niemanden dulden, der besser aussah als er.

II
    In der Legion beginnt der Tag viel zu früh. Von irgendwoher dröhnte eine Tuba wie ein Ochse unter Todesqualen. Ich erwachte auf meinem Feldbett und versuchte mich, zu erinnern, wo ich war. Der Geruch des ledernen Zeltes verriet es mir. Ich griff schlaftrunken nach Hermes, der auf einer Pritsche neben mir schlief.
    »Hermes«, sagte ich todmüde, »geh und bring den Idioten um, der auf diesem Horn bläst. Du kannst mein Schwert nehmen.«
    Er grummelte nur und drehte sich um. Irgend jemand warf den Eingangsvorhang zur Seite. Draußen war es noch dunkel, doch vor dem schwachen Licht eines in der Ferne glimmenden Lagerfeuers konnte ich vage eine menschliche Gestalt erkennen.
    »Zeit für die Morgenpatrouille, verehrter Hauptmann.« Es war einer meiner gallischen Reiter.
    »Ist das dein Ernst? Die Pferde sind doch in dieser Düsternis genauso blind wie wir.« Ich richtete mich auf und trat nach Hermes. Er murmelte etwas Unverständliches. »Es wird alsbald heller werden, und die kleinen Vöglein werden ihren Gesang anstimmen. Du kannst dich in dieser Sache auf mein Wort verlassen, Geliebter.« Er duckte sich unter dem Eingang und ließ den Vorhang wieder sinken. Es ist mir schlechterdings unmöglich, die Redeweise der Hinterland-Gallier auch nur halbwegs angemessen zu beschreiben, aber dies war ein Beispiel dafür. Ich packte Hermes mit beiden Händen, richtete ihn auf und schüttelte ihn so heftig, wie ich konnte.
    »Wach auf, du kleines Ferkel! Ich brauche Wasser!« Mein Kopf war von einem dumpfen Pochen erfüllt. Caesars Tafel war karg, doch mit dem Wein war er großzügig gewesen. Auch Hermes war es gelungen, sich den einen oder anderen Becher abzuzweigen.
    »Aber es ist doch noch dunkel!« beschwerte er sich.
    »Daran solltest du dich besser gewöhnen«, riet ich ihm. »Die Tage, an denen du bis Sonnenaufgang herum faulenzen konntest, sind vorbei. Von heute an stehst du vor mir auf und hast heißes Wasser und das Frühstück fertig, wenn ich aufwache.« Die Einnahme eines Frühstücks war eine jener exotischen und degenerierten Angewohnheiten, wegen derer ich in Rom stets kritisiert worden war.
    Ich schnürte meine Stiefel, erhob mich und riskierte einen Blick nach draußen. Überall um mich herum erwachte das Lager zum Leben. Die Höhe unseres Lagerplatzes und die Jahreszeit machten die Morgenluft schneidend kalt, so daß ich mein Sagum, das mir gleichzeitig als Decke diente, enger um meinen Körper wickelte. Wenig später kehrte Hermes mit einem Eimer eiskalten Wassers zurück, und ich benetzte meine verklebten Augen und spülte den üblen Geschmack aus dem Mund. Danach fühlte ich mich geringfügig besser.
    »Hol mir meine Ausrüstung«, befahl ich Hermes, doch er hatte sie bereits in der Hand. Er half mir, das Kettenhemd über den Kopf zu ziehen, und die zwanzig Pfund miteinander verbundener Eisenringe glitten an meinem Körper hinab und bedeckten ihn von den Schultern bis knapp über die Knie. Ich gurtete mein Schwert und zog den Gürtel fest, um einen Teil des Gewichts von meinen Schultern zu nehmen. Den Helm unter den Arm geklemmt, machte ich mich auf die Suche nach meiner Schwadron.
    Ich fand sie um ein Lagerfeuer versammelt, einen Korb mit Brotlaiben in ihrer Mitte, daneben ein Stapel Holzbecher. Über dem Feuer dampfte ein Bronzekessel. Ein junger Mann mit rötlichem Haar fiel mir ins Auge, als ich näher kam.
    »Gesell dich zu uns, Hauptmann«, sagt er. »Nimm einen Schluck Pulsum. Es wird den Nebel in deinem Kopf lichten.« »Guten Morgen, Lovernius. Wenn es nichts Besseres gibt, nehme ich einen Becher.«
    Er hob einen der schalenartigen Holzbecher auf, tauchte ihn in den Kessel und gab ihn mir. Ich nahm einen Schluck, zuckte zusammen und muß wohl ein komisches Gesicht gezogen haben, denn Lovernius und die anderen lachten. Man muß Jahre in der Legion zubringen, damit einem heißer Essig mit Wasser tatsächlich schmeckt, aber zumindest macht das Gebräu wach.
    Lovernius war ein allobroginischer Aristokrat, der auf römischen Schulen erzogen worden war. Er war glatt rasiert und trug sein Haar nach römischer Art kurz, doch sein Gesicht war
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