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GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
Autoren: John Norman
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    Vorbemerkung von Harrison Smith
     
    Ich lernte Tarl Cabot in einem kleinen College in New Hampshire kennen, an dem wir beide unterrichteten. Er lehrte englische Geschichte, während ich als Sportlehrer angestellt war – ein Fach, das er sehr hoch einschätzte.
    Wir freundeten uns an, unternahmen viel zusammen, diskutierten und fochten, und ich mochte den jungen Engländer. Er war ruhig und angenehm, obwohl er manchmal seltsam gedankenverloren wirkte, ein wenig zurückhaltend, wie es Engländer wohl an sich haben.
    Der junge Cabot war ziemlich groß und breitschultrig und hatte eine federnde Art zu gehen, die vielleicht seiner Herkunft aus den Docks von Bristol zuzuschreiben war. Seine Augen waren klar und blau, offen und ehrlich. Er hatte helle Haut und rotes Haar, das ihm stets wirr um den Kopf stand, und ich möchte bezweifeln, daß er übe r haupt einen Kamm besaß. Alles in allem achteten wir Tarl Cabot als jungen, höflichen Engländer von der Un i versität Oxford. Aber dann waren wir uns dieses Urteils nicht mehr so sicher.
    Zu meiner Verblüffung – die vom ganzen College g e teilt wurde – verschwand Tarl Cabot kurz nach Abschluß des ersten Semesters. Ich bin sicher, daß dies nicht in seiner Absicht gelegen hat, denn Cabot ist ein Mann, der seine Verpflichtungen erfüllt.
    Zu dieser Zeit beschloß Cabot, eine Campingtour in die nahe gelegenen White Mountains zu unternehmen. Ich lieh ihm meine Campingausrüstung und fuhr ihn in die Berge, wo ich ihn an der Autobahn absetzte. Er bat mich – und das war ernstgemeint –, ihn in drei Tagen an dieser Stelle wieder abzuholen. Leider hielt er diese Verabr e dung nicht ein. Ich wartete mehrere Stunden lang und kehrte dann zur gleichen Zeit des nächsten Tages zurück. Noch immer ließ er sich nicht blicken. Beunruhigt ve r ständigte ich die Behörden, und noch am gleichen Nachmittag begann eine ausgedehnte Suche.
    Schließlich wurde die Asche seines Feuers gefunden – doch dabei blieb es. Wie ich dann hörte, soll Tarl Cabot einige Monate später bei guter Gesundheit aus den Be r gen zurückgekehrt sein – allerdings mit einem Schock, der für die Zeit seiner Abwesenheit einen Gedächtnisve r lust bewirkte.
    Er kehrte nicht an unser College zurück – zur Erleic h terung einiger älterer Kollegen, die wohl der Meinung waren, er passe nicht hierher. Kurze Zeit später kam ich zu der gleichen Erkenntnis und verließ das College. Ich erhielt einen Scheck von Cabot zur Bezahlung meiner Campingausrüstung, die er anscheinend verloren hatte. Das war sehr nett von ihm; es wäre mir allerdings lieber gewesen, wenn er mich besucht hätte. Ich hätte schon aus ihm herausbekommen, was mit ihm geschehen war.
    Irgendwie war mir der Bericht über seine Amnesie sel t sam vorgekommen. Das war zu einfach, reichte als E r klärung nicht aus. Wie hatte er in diesen Monaten gelebt, wo war er gewesen, was hatte er getan?
    Es geschah fast sieben Jahre darauf, daß ich ihn in den Straßen Manhattans wiedersah. Zu der Zeit hatte ich das Geld für mein Jurastudium längst zusammen und stand bereits kurz vor der Abschlußprüfung.
    Er hatte sich wenig verändert, wenn überhaupt. Ich ei l te ihm nach und faßte ihn ohne nachzudenken bei der Schulter. Was nun geschah, war unglaublich. Mit lautem Wutschrei fuhr er wie ein Tiger herum, rief mir in einer fremden Sprache etwas zu, und ich sah mich in der G e walt stahlharter Hände, die mich zu Boden rissen.
    Im nächsten Augenblick ließ er mich los und begann sich hastig zu entschuldigen, noch ehe er mich erkannte. Entsetzt machte ich mir klar, daß seine Handlung ein re i ner Reflex gewesen war – etwa wie das Blinzeln eines Auges oder das Zucken des Knies unter dem Hammer des Arztes. Es war der Reflex eines Tieres, das nach se i nem Instinkt zuerst zuschlagen muß, wenn es nicht ve r nichtet werden will, oder eines Menschen, der trainiert ist, schnell und rücksichtslos zu töten, da er überleben möchte. Der Schweiß lief mir am Körper herab. Ich wu ß te, daß ich dem Tode nahe gewesen war. War das der r u hige, sanfte Cabot aus meiner Collegezeit?
    »Harrison!« rief er. »Harrison Smith!« Er hob mich mühelos auf, und die Worte sprudelten von seinen Li p pen, versuchten mich zu beruhigen. »Tut mir schrecklich leid«, sagte er immer wieder. »Verzeih mir, verzeih mir, alter Junge!«
    Wir sahen uns an.
    Er streckte mir impulsiv die Hand hin, entschuldigend. Ich nahm sie und drückte sie. Ich fürchte, mein Griff
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