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Tod an der Ruhr

Tod an der Ruhr

Titel: Tod an der Ruhr
Autoren: Peter Kersken
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hätten, was ich denke und was ich hier tue, dann hätten Sie mich doch sofort ausgewiesen. Für die Obrigkeit und ihre Polizeibüttel ist ein Kommunist doch gefährlicher als ein Mörder.«
    »In Preußen darf jeder denken, was er will«, knurrte Grottkamp. »Solange er seine Gedanken für sich behält.«

    Martin Grottkamp traf den Heildiener auf der Bahnhofstraße, gleich nachdem er das Gasthaus »Zum dicken Klumpen« verlassen hatte.
    »Ich war bei den Elpens. Ein Enkel vom alten Derrick ist beim Apfelpflücken vom Baum gefallen und hat sich den Arm gebrochen. Ein glatter Bruch. Nichts Gefährliches. Ich hab dem Jungen eine Schiene angelegt. Das wird wieder werden«, berichtete Möllenbeck fröhlich.
    »Du erzählst das, als wäre so ein Knochenbruch eine lustige Angelegenheit«, stellte Grottkamp erstaunt fest, während die beiden Männer nebeneinander die Bahnhofstraße hinuntergingen.
    Möllenbeck musste lachen. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er, »natürlich ist das nicht lustig, schon gar nicht für das Kind. Aber mich macht es zufrieden, wenn ich helfen kann. Das ist was anderes als tatenlos neben den sterbenden Cholerakranken zu sitzen. Verstehst du?«
    Grottkamp nickte dem Freund zu. »Und wie steht es in der Baracke?«
    »Gut. Keine Neuerkrankungen. Gestern kam noch ein Dreher aus dem Maschinenbau. Ein Zugezogener. Den kannte ich gar nicht. Der hatte furchtbare Krämpfe im Leib und das Entsetzen im Gesicht stehen. Aber er hatte nur was Falsches gegessen. Nachdem er sich erbrochen hatte, fühlte er sich wieder pudelwohl.«
    »Aber von diesem Pfarrer Kneipp hast du immer noch nichts gehört, oder?«
    Der Heildiener schüttelte den Kopf. »So schnell ist die königliche Post nun mal nicht«, meinte er.
    In Höhe des Friedhofs fragte Möllenbeck: »Und wie sieht es bei dir aus? Bist du immer noch Terfurths Mörder auf der Spur?«
    Grottkamp nickte mürrisch. »Die Verdächtigen gehen mir allmählich aus«, sagte er.
    »Wie meinst du das?«
    Grottkamp deutete auf den Friedhof. »Einer liegt unter der Erde«, erklärte er. »Ein anderer hat sich nach Gelsenkirchen abgesetzt. Und einer reist morgen nach London.«
    »Und wenn einer von denen der Täter ist?«
    »Der Engländer war es nicht. Den Carl Tiefenbach können wir zurückholen, falls sich herausstellen sollte, dass er den Hammerschmied auf dem Gewissen hat. Und der Hubertus Küppken, na ja, der kann uns zumindest nicht mehr davonlaufen.«
    »Und was ist mit der Sander?«
    »Die Pfeife, die ich beim toten Terfurth gefunden habe, die gehört ihr«, sagte Grottkamp.
    »Ach!« Möllenbeck war verblüfft.
    »Die Grete Sander ist dem Hammerschmied gefolgt, als er kurz vor seinem Tod das Gasthaus ›Zum dicken Klumpen‹ verließ. Sie hat sich heftig mit ihm gestritten. Das alles gibt sie zu. Als der total betrunkene Terfurth oben beim Hagelkreuz in den Matsch gefallen ist, da hat die Sander sich über ihn gebeugt und ihn beschimpft. Dabei hat sie dann wohl ihre Pfeife verloren. Dass sie dem hilflosen Mann den Schädel eingeschlagen hat, das leugnet sie allerdings ganz entschieden.«
    »Aber das glaubst du ihr doch wohl nicht!«, empörte Jacob Möllenbeck sich. »Sie gibt zu, zur fraglichen Zeit am Ort des Geschehens gewesen zu sein, und sie hatte ein Motiv. Was willst du denn noch mehr?«
    »Das bestreitet Margarete Sander eben, dass sie ein Motiv hatte«, entgegnete Grottkamp. »Sie behauptet, sie wisse nicht, wer sie angesteckt hat. Es könnte der Terfurth gewesen sein, aber genauso gut der Küppken.«
    »Ach ja, sie hat ja mit beiden das Bett geteilt«, erinnerte Möllenbeck sich.
    »Mit beiden etwa zur gleichen Zeit.«
    »Dann kann sie wirklich nicht wissen, wer sie mit der Syphilis angesteckt hat.«
    »Also wäre es unsinnig«, stellte Grottkamp fest, »wenn sie einen der beiden Männer deswegen umbringen würde.«
    Auf dem Kirchplatz standen ein paar Frauen mit vollen Einkaufskörben beieinander und schwatzten. Freundlich nickten sie dem Heildiener und dem Polizeidiener zu.
    »Verdammt noch mal«, sagte Möllenbeck plötzlich und blieb wie angewurzelt stehen.
    Grottkamp sah den Freund erstaunt an. »Was ist los?«
    Jacob Möllenbeck schien ihn nicht zu hören. Mit offenem Mund und zusammengekniffenen Augen starrte er ins Leere.
    »Genau«, sagte er nach einer Weile. »So muss es gewesen sein.« Er griff nach Grottkamps Arm. »Komm, Martin, wir müssen zur Johanna Spieker.«
    »Das geht jetzt nicht! Ich muss zurück zum
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