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Tod am Nil

Tod am Nil

Titel: Tod am Nil
Autoren: Anton Gill
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Pläne erriet?«
    »Vielleicht. Aber das hätte ihm nichts genutzt, obwohl er sich so angestrengt hat, sich bei Kenamun einzuschmeicheln.«
    »Woher weißt du das?«
    »Sein Sohn hat es mir erzählt.«
    »Nebamun? Warum?«
    »Er haßt seinen Vater.«
    »Warum hat er ihn dann nicht verraten?«
    »Weil er dazu ein zu guter Sohn ist.«
    »Hat er auch gesagt, wie Reni das angestellt hat?«
    »Es gibt ein Bordell auf dem Palastgelände, das spezielle Vorlieben bedient. Kenamun hegt solche Vorlieben, Reni ist an dem Bordell beteiligt. Wenn ich den wahren Glauben wiederhergestellt habe, werde ich hierher zurückkommen und alle diese Brutstätten des Bösen vernichten, mitsamt ihren Bewohnern. Es wird Säuberungen geben, wie diese Stadt sie noch nie erlebt hat. Wenn nur diese Verzögerung nicht wäre -ich würde noch heute abend aufbrechen, aber der Befehl des Königs hindert mich.«
    Huy sah erstaunt, wie Surere sich auf die Steinbank warf und von einem Weinkrampf geschüttelt wurde. Er konnte nichts tun, ihn zu beruhigen oder zu trösten. Verlegen streckte er die Hand aus und berührte Sureres Schulter. Es war ein seltsames Gefühl, einem solchen Mann gegenüber eine so vertrauliche Geste zu machen. Gewiß, sie hatten eine gemeinsame Vergangenheit, aber sie schien mit ihnen beiden nichts mehr zu tun zu haben. Huy fragte sich, ob sein eigener Verstand hätte durchstehen können, was Surere durchgemacht hatte, die Veränderungen, die er hatte erleben müssen, nach soviel Sicherheit, soviel Macht.
    Endlich ließ das Weinen nach. Huy holte Wasser, damit Surere sich das Gesicht waschen konnte. Während der Mann sich allmählich beruhigte, suchte Huy nach etwas Eßbarem. Aber es war nichts im Hause.
    »Welchen Befehl hat dir der König gegeben?« fragte er schließlich.
    Surere erzählte es ihm nur zu bereitwillig. »Er war ganz anders als der Mann, den ich in Erinnerung habe. Unser Herr war stets fest, aber niemals grausam. Er ließ nicht zu, daß ihm etwas in die Quere kam, aber er tat niemals Unrecht.«
    »Was hat er denn gesagt?« drängte Huy sanft.
    »Ich bin froh, daß du heute abend hier warst. Ich war so ratlos. Jeden Befehl, den er mir gegeben hat, habe ich befolgt: Ich bin hiergeblieben, als ich fortgehen wollte, ich habe Reni immer mehr und mehr abgepreßt, als ich schon längst genug hatte... und jetzt dies.« Surere fiel wiederum in brütendes Schweigen.
    »Und jetzt?« versuchte Huy es schließlich. Er wagte nicht, allzu heftig zu drängen. Er war sich keineswegs sicher, ob der König noch irgendwo anders als in Sureres Herz existierte.
    »Er sagt, ich muß gestehen, daß ich die vier Mädchen ermordet habe.«
    Huy antwortete nicht. Er wußte nicht, wieviel Surere über die Morde wußte; er war nicht einmal sicher, ob Surere nicht tatsächlich der Mörder war. Dieser Befehl des Königs war mehrdeutig; aber wenn Surere schuldig war und der König ein Wahn in seinem Herzen, weshalb fand er den Befehl dann ungerecht?
    »Warst du einverstanden?«
    »Wie könnte ich? Ich habe niemanden ermordet. Wenn Gott gewollt hätte, daß die Unschuldigen dieser Stadt vernichtet werden, um sie vor dem Bösen zu bewahren, dann hätte er es so entschieden. Und wenn es ihm beliebt hätte, mich in dieser Sache zu seinem Werkzeug zu machen, dann hätte er es mich wissen lassen.«
    »Bist du sicher, daß du nicht dazu auserwählt wurdest - vielleicht, ohne daß dein Herz Kenntnis davon hatte?«
    »Wie hätte ich diese Morde denn begehen sollen? Auf dem Gelände des Palastes?«
    »Du hast gelernt, dich gut zu verbergen.«
    »Du willst mir nicht glauben.«
    »Du weißt, wie viele Mädchen gestorben sind. Weißt du auch, wie sie hießen?«
    »Ich weiß es, weil der König es mir gesagt hat.«
    »Warum sollte ich dir glauben?«
    Surere schwieg für einen Moment und faßte dann einen Entschluß. »Du mußt den König selbst sehen. Du bist ein treuer Diener. Er wird nichts dagegen haben, wenn ich dich zu ihm bringe.«
    Huy zögerte einen Sekundenbruchteil lang. »Wo triffst du dich mit ihm?«
    Aber Surere war gerissen. »Ich werde es dir schon zeigen. Und du wirst hier bleiben, bis wir gemeinsam zu ihm gehen. Ich will nicht, daß du mir eine Falle stellst.«
    »Ich schwöre dir, daß ich das nicht tun werde. Wann gehen wir?«
    »Er hat gesagt, ich soll morgen wiederkommen. Er sagt, dann bringt er ein Geständnis mit. Das muß ich unterschreiben, und dann muß ich sterben.« In Sureres Worten lag tiefe Verzweiflung. »Vielleicht können wir ihn
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