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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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Ausweg. Weder ließen sich die Rettungsboote klarmachen und abfieren, noch konnten sie an Land gehen. Geschlagen musste er sich eingestehen, dass die TITANIC-WORLD dem Untergang geweiht und der Tod der Reporter und Journalisten an Bord bereits vorbestimmt war.
    Tief in Gedanken versunken trank Craig einen Schluck. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er daran dachte, wie recht Cecilia gehabt hatte. Egal, was die Wissenschaft über paranormale Ereignisse zu wissen glaubte – es gab Dinge zwischen Himmel und Erde, die der menschliche Verstand weder begreifen noch erklären konnte; dennoch, es gab sie!
    Zum letzten Mal nahm Craig sein Glas in die Hand. Während er langsam trank richtete er seinen Blick nach oben. Obwohl das Licht immer schwächer wurde, funkelten die Prismen der Deckenlampen und in jedem einzelnen spiegelte sich Cecilias Gesicht wieder. Als das Schiff mit zunehmender Geschwindigkeit seine letzte Fahrt in die Tiefe antrat, war Craigs Herz bei Cecilia. Noch einmal hörte er ihr Lachen, sah ihre grünen Augen unternehmungslustig aufblitzen, spürte ihre Nähe, ihre Wärme. Für einen unendlichen Augenblick hielt er sie wieder in den Armen und fühlte ihre Liebe zueinander – dann riss ihn der Atlantik in die Finsternis.
    Um zwei Uhr fünfzehn richtete sich das Schiff steil auf. Unzählige Menschen rutschten das Deck hinab. Sie schlugen gegen Poller, Deckbänke und Aufbauten, bevor ihre zerschmetterten Körper in die See stürzten. Andere fielen direkt ins Wasser. Einge klammerten sich an die Reling und ihre Schreie – wenn sie die Kraft verließ und sie in die Tiefe abstürzten – drangen Cecilia durch Mark und Bein. Als sie es nicht mehr aushielt, wandte sie den Blick ab. Jonathan nahm sie in die Arme und hielt ihren Kopf an seine Schulter gepresst. Elsie und Cal liefen die Tränen über die Wangen. Die Sensationslust – endlich selber etwas Spannendes zu erleben und nicht immer nur zum Zuhören verurteilt zu sein – war schon lange aus Elsies Herz gewichen; geblieben waren nur Entsetzen und der Wunsch einfach weg zu laufen. Als sie es nicht mehr mitansehen konnte, schlug Elsie die Hände vor das Gesicht und ihr Schluchzen vermischte sich mit den Schreien, die durch die Nacht hallten. Auch Cal hatte sich abgewandt. Er weinte leise; er trauerte um seine Kollegen, während er gleichzeitig ein mit Scham vermischtes Gefühl der Dankbarkeit empfand, weil das Schicksal ihn verschont hatte. Jonathan hielt Cecilia eng umschlungen. Er allein war unfähig den Kopf abzuwenden und bis ins Mark erschüttert erlebte er die letzten Minuten der sinkenden TITANIC-WORLD . Bug und Vorschiff waren jetzt zur Gänze untergetaucht und das Heck reckte sich immer steiler dem sternübersäten Himmel entgegen. Er sah unzählige Menschen, die sich sekundenlang an der Reling und den Aufbauten festzuhalten suchten, bevor sie mit einem markerschütternden Schrei in dieTiefe stürzten. Plötzlich flackerten die Lichter und dann, mit einem ohrenbetäubenden Knirschen und Schaben begann das Schiff vor seinen Augen auseinander zu brechen. Pistolenartige Schüsse hallten durch die Nacht, als die Drahtseile rissen und die Schornsteine – einer nach dem anderen – in die See stürzten. Voller Entsetzen musste Jonathan mitansehen, wie die gelb-schwarzen Riesen die im Wasser schwimmenden Menschen unter sich begruben. Als der Bug sich gänzlich gelöst hatte, schlug das Heck machtvoll zurück in seine ursprüngliche Position. Der Aufprall ließ das Wasser aufspritzen und ein Schauer aus glitzernden, eiskalten Tropfen ergoss sich über die vier Menschen am Kai. Eine irrationale, wilde Hoffnung keimte in Jonathan für den Bruchteil einer Sekunde auf, als das Heck einen Augenblick wieder in seiner ursprünglichen Lage verharrte. Doch dann – so, als sei es die natürlichste Sache der Welt – folgte es dem Bug in die Tiefe. Die See gurgelte leise und schäumte kurz auf; dann war die TITANIC-WORLD von ihrer Oberfläche verschwunden.
    Erst jetzt wandte Jonathan den Kopf ab und weinte.

EPILOG
    Cecilia stand an Deck der DEEP-OCEAN-QUEEN und sah in die Abendämmerung hinaus. Heute Nacht würde sie Craigs letzten Wunsch erfüllen und seine sterblichen Überreste dem Atlantik überantworten. Ihr Blick schweifte über die endlose Weite des Meeres. Erinnerungen wollten über sie hinweg fluten, aber sie ließ es nicht zu. Ihr Schmerz saß zu tief. Würde sie ihn jetzt an die Oberfläche lassen, würde er sie zerstören!
    Als der Morgen des
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