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Titan 23

Titan 23

Titel: Titan 23
Autoren: V.A.
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umhüllt von weißer, gefrorener Luft. Zerbrechliches Glas, grün und sich perfekt anfühlend. Man konnte immer noch Blumen erkennen, in wunderbarer Perfektion blühend. Sie schienen nicht tot, und doch war deutlich zu erkennen, daß sie unter der Decke der Kälte gar nichts anderes als tot sein konnten.
    Seid ihr je neben einer Leiche gesessen?« Bob blickte zu uns auf – sah durch uns hindurch. »Ich mußte das einmal in meiner kleinen Heimatstadt, wo man das immer tat. Ich saß mit ein paar Nachbarn zusammen, während der Mann vor meinen Augen starb. Ich wußte, daß er sterben mußte, schon als ich hinkam. Er starb – und ich saß die ganze Nacht da, während die Nachbarn, einer nach dem anderen, hinausgingen, und die Stille sich über uns senkte. Die Stille des Todes.
    Und dort mußte ich das wieder. Ich saß mit einer Leiche. Der Leiche einer toten Welt, eines toten Universums. Dort brauchte es nicht still zu werden; es war schon vor einer Milliarde Jahren still geworden, und nur mein Kommen hatte jene schwachen, protestierenden Geister Äonen lang toter Hoffnungen jenes Planeten noch einmal angerührt, zu leise jammerndem Protest veranlaßt, einem Protest, den die Winde mir zuzuschluchzen versuchten, die toten Winde der toten Gase.
    Und von oben, durch den zersprungenen Kristall des Daches, blickten die sterbenden Sonnen auf die tote Stadt herab. Ich konnte nicht dort bleiben. Ich ging wieder hinunter. Hinunter unter Schichten nach Schichten von Gebäuden aus glänzendem Metall, die das schwache Blutlicht der Sonne draußen karminrot widerspiegelten. Immer tiefer nach unten ging ich, hinunter zu den Maschinen. Aber selbst dort schien die Hoffnungslosigkeit noch intensiver. Wieder sah ich den quälenden Kampf der ewig getreuen Maschinen, die sich noch einmal selbst zu reparieren versuchten, um den Meistern zu dienen, die schon seit zahllosen Äonen tot waren. Ich konnte das alles wiedersehen in den gefrorenen, erschöpften Stellungen der Reparaturmaschinen, die für immer in ihrer hoffnungslosen Mühe erstarrt waren, als die letzten armseligen Reste von Energie im fruchtlosen Konflikt mit der Zeit versickert waren.
    Es hatte wenig zu besagen. Die Zeit selbst war jetzt im Begriff zu sterben, mit der Stadt und dem Planeten und dem Universum, das sie getötet hatte.
    Aber jene Maschinen hatten sich so sehr darum bemüht, wieder zu dienen – und hatten versagt. Jetzt konnten sie es nie wieder versuchen. Selbst sie – die Maschinen, die den Tod nicht kannten – waren tot.
    Ich ging wieder hinaus, weg von jenen Maschinen, hinaus in die grenzenlosen Korridore am Rande der Stadt. Ich konnte nicht weit vordringen, ehe die Dunkelheit ebenso absolut wie die Kälte wurde. Ich kam vorbei an den Geschäften, wo Waren, die die Zeit in dieser Kälte nicht berührt hatte, immer noch jenen fremden Menschen zuwinkten, aber immerhin Menschen; den Meistern der Maschinen zuwinkten, die es nicht mehr gab. Ich trat in eines der Geschäfte ein, um zu sehen, was für Dinge sie in jener Zeit gebrauchten.
    Ich hätte fast aufgeschrien, als das Ding dort drin sich bewegte, hörte in meinem Anzug undeutlich die seltsam weich gemachten Geräusche, die es in der dünnen Luft erzeugte. Ich sah zu, wie es zweimal taumelte – und zusammenbrach. Ich habe keine Ahnung, was für Speicherzellen sie hatten – nur daß sie wunderbar waren, so wunderbar, daß sie jede Vorstellung überstiegen. Jene Speicherenergie, die ich irgendwie freigesetzt hatte, indem ich eintrat, war ein letzter Rest, der über einen Zeitraum zurückgeblieben war, der so alt war wie unser Planet jetzt es ist. Seine Stimme war für immer zum Schweigen gebracht worden, aber mich trieb sie hinaus – und weiter.
    Das Ding war vor meinen Augen gestorben. Aber irgendwie machte mich das noch neugieriger. Ich fragte mich aufs neue, weniger vom völligen Tod bedrückt.
    Es gab immer noch irgendwelche Energie an diesem Ort, auf unvorstellbare Art aufgespeichert. Ich sah mich mit schärferen Augen um, beobachtete genauer. Und als ich in einem Büro einen Bildschirm sah, fragte ich mich aufs neue. Es war ein Bildschirm. Ich konnte deutlich erkennen, daß es sich um irgendeine Art Fernsehen handeln mußte. Ich berührte einen Knopf. Ein Geräusch! Ein summendes, weiches Geräusch!
    Meinem Bewußtsein drängte sich sprunghaft das Bild eines Systems dieser Bildschirme auf. Es mußte da – miteinander verbunden – ein riesiges zentrales Büro irgendwo geben, mit ungeheuren
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