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Titan 23

Titan 23

Titel: Titan 23
Autoren: V.A.
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die diese Städte entworfen hatte, die weit über das hinaus – eine Million mal über das hinaus – gelebt hatten, was sie sich erträumt hatten. Sie mußten sich irgendeine unbestimmte Zukunft vorgestellt haben. Aber nicht eine Zukunft, in der die Erde starb und die Sonne starb und in der selbst das Universum selbst starb.
    Kälte hatte sie getötet. Sie hatten Heizvorrichtungen, Geräte, die dafür bestimmt waren, trotz der wildesten Variationen des Wetters für immer die normale Temperatur zu bewahren. Aber in jeder elektrischen Maschine gibt es Widerstände, die andere Widerstände im Gleichgewicht halten, und Induktionsspulen im Gleichgewicht mit Kondensatoren und anderen Induktoren. Und die Kälte, die nackte Weltraumkälte, brachte sie über die Äonen zum Erliegen. Trotz der Heizgeräte kroch Kälte hinein – Kälte, die ihre Induktionsspulen zu Supraleitern machten! Das hatte die Stadt zerstört. Supraleitung – so wie wenn man die Reibung abschafft, auf der alle Dinge beruhen. Widerstand und Reibung müssen am Ende das Fundament aller Dinge sein, die Kraft, die die großen Bolzen festhält und die Bremsen, die die Maschinen benötigen, um sie zum Halten bringen.
    Der elektrische Widerstand starb in der Kälte, und die wundervollen Maschinen hielten an, damit defekte Teile ersetzt werden konnten. Und als man sie ersetzte, waren auch sie defekt. Wieviele Monate mochte sich wohl jenes dauernde Anhalten – Ersetzen – Anlaufen – Anhalten – Ersetzen fortgesetzt haben, ehe jene riesigen Maschinen am Ende für immer besiegt sich dem Unvermeidbaren gebeugt haben mochten? Die Kälte hatte sie besiegt, indem sie das größte Hindernis besiegte und entfernte, das die Ingenieure, die sie gebaut hatten, je gekannt hatten – den elektrischen Widerstand.
    Eine Ewigkeit mußten sie sich abgequält haben – so wie wir sagen würden – hundert Milliarden Jahre gegen die Natur angekämpft haben, immer wieder abgenutzte, defekte Teile austauschend. Am Ende, für immer besiegt, waren die mächtigen Energieanlagen, vom Zerfall der Atome gespeist, schließlich zu ewiger Trägheit gezwungen worden, zu Trägheit und Kälte. Am Ende hatte die Kälte auch sie besiegt.
    Nicht daß sie in die Luft geflogen wären. Nirgends sah ich eine zerstörte Maschine; sie waren stets automatisch zum Halten gekommen, als sie nicht hatten weiterlaufen können. Die aufgespeicherte Energie, die dafür bestimmt war, jene Maschinen wieder in Gang zu setzen, nachdem man sie repariert hatte, war schon lange versickert. Ich wußte, daß sie sich nie wieder würden bewegen können.
    Ich fragte mich, wie lange es sie gegeben hatte, wie lang sie immer weiter gelaufen waren, lange noch nachdem die Bedürfnisse der Menschen verschwunden waren. Denn am Ende enthielt jene riesige Stadt nur noch einige wenige Menschen. Wieviele ungezählte Äonen einsam funktionierender Perfektion lag hinter jenen am Ende doch besiegten Mechanismen?
    Ich wanderte hinaus, um vielleicht mehr zu sehen, ehe das notwendige Ende auch mich ereilte. Durch die Stadt des Todes.
    Überall standen kleine automatische Maschinen, Reinigungsmaschinen, die jene perfekte Stadt ordentlich und sauber gehalten hatten, hilflos herum, zerdrückt von der Ewigkeit und der Kälte. Noch Jahre nachdem die großen zentralen Energiestationen ausgefallen waren, mußten sie funktioniert haben, denn jede dieser Maschinen hatte ihren eigenen Energiespeicher und mußte nur gelegentlich aus den zentralen Stationen aufgeladen werden.
    Ich konnte erkennen, wo es in der Stadt zu Störungen gekommen war, und rings um jene Störungen standen reglose Reparaturmaschinen mit funktionsbereiten Mechanismen, und Unrat, der sorgfältig beiseitegschafft und auf reglosen Wagen verstaut war. Die neuen Balken und Platten waren zum Teil befestigt und dann alleingelassen worden, als die letzten Reste ihrer Energie sich in jenen letzten sterbenden Versuchen verzehrt hatten. Die Todeswunden lagen ungeheilt bloß.
    Ich ging wieder nach oben. Bis zum höchsten Punkt der Stadt. Ich mußte lange nach oben steigen, ein endloser, ermüdender Weg über eine halbe Meile sich windender Rampen, vorbei an verlassenen, toten Hainen, vorbei hie und da an Läden und Geschäften und Restaurants, vorbei an reglosen kleinen Passagierwagen.
    Immer weiter hinauf, zu den grünenden Gärten, die steif und starr und gefroren dalagen. Das Einbrechen des Daches mußte zu plötzlicher Kälte geführt haben, denn die Blätter lagen grün da,
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