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Titan 23

Titan 23

Titel: Titan 23
Autoren: V.A.
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Weltraums hinterlassen hatte, verblaßt war. Nur die Schwerkraftkonstante blieb zurück, die hortende Konstante, die die Dinge zusammenzog. Und langsam brach die Galaxis zusammen, eingeschrumpft und alt, eine verwitterte Mumie.
    Die Atome selbst waren tot. Das Licht war kalt. Selbst das rote Licht ließ die Dinge älter, kälter erscheinen. Es gab keine Jugend im Universum, ich gehörte nicht hierher, und das schwache, protestierende Rascheln des unendlich kalten Windes, der mich umgab, bewegte den Schnee in stummem, vergeblichen Protest und lehnte sich gegen mein Eindringen aus einer Zeit auf, in der die Dinge noch jung waren. Schwächlich wimmerte der Wind um mich und kühlte die Jugend aus mir heraus.
    Ich trottete immer weiter, und die Mauer aus Metall zog sich immer weiter zurück, wie eine jener Luftspiegelungen in der Wüste. Das Alter des Gebildes benahm mir so den Atem, daß ich überhaupt nicht darüber nachdachte; ich trottete einfach weiter.
    Doch ich kam näher. Die Mauer war wirklich; sie war fixiert. Und als ich ihr langsam näher kam, erstarb ihr polierter Glanz, und die letzten Reste meiner Hoffnung erstarben. Ich hatte gedacht, es könne hinter jener Mauer vielleicht jemand Lebenden geben. Lebewesen, die ein solches Ding erbauen konnten, würden vielleicht leben können, selbst hier. Aber ich konnte einfach nicht stehenbleiben, auch dann nicht; ich ging weiter. Die Mauer war zerbrochen und zersprungen. Das war gar keine Mauer, die ich gesehen hatte, das war eine Folge zerbrochener Mauern, die die Ferne zu einer glatten Fassade zusammengefügt hatte.
    Es gab hier kein Wetter, um sie altern zu lassen, nur die schwachen Regungen schwacher, toter Winde aus Neon und Helium, träg und nicht korrodierend – so tot und träge wie das Universum selbst. Die Stadt war schon ein Dutzend Milliarden Jahre tot gewesen. Die Stadt war zehnmal länger tot als unser Planet heute alt ist. Aber nichts zerstörte sie. Die Erde war tot – zu tot, um die quälenden Schmerzen des Lebens zu erleiden. Die Luft war tot, zu tot, um Metall wegzuscharren.
    Aber das Universum selbst war tot. Es gab keine kosmische Strahlung, um die Mauern durch Atomzerfall einzuebnen, es hatte einmal eine Mauer gegeben – eine einzige Mauer aus Metall. Etwas – vielleicht ein letzter wandernder Meteor – war vor unvorstellbar ferner Zeit zufällig an sie geraten und hatte sie zerbrochen. Ich trat durch die große Lücke ein. Schnee bedeckte die Stadt – weicher, weißer Schnee. Die große rote Sonne stand still dort, wo sie immer war. Schon lange war die ruhelose Rotation der Erde zum Stillstand gekommen – vor langer, langer Zeit.
    Über mir waren tote Gärten, und ich schlenderte zu ihnen hinauf. Das war es wirklich, was mich davon überʹ zeugte, daß es eine menschliche Stadt war, auf der Erde. Da lagen gefrorene Haufen, die vielleicht einmal Menschen gewesen sein mochten. Kleine Burschen, auf deren Gesichtern für immer und ewig die Furcht festgefroren war, hilflos sich an etwas drängend, das einmal ein Heizgerät gewesen sein mochte. Tot vielleicht schon seit dem letzten Sturm, den die alte Erde gekannt hatte, vor Dutzenden von Milliarden Jahren.
    Ich ging hinunter. Die Stadt war riesig groß. Sie schien sich in alle Ewigkeit zu dehnen, weiter und weiter in ihrem Totsein. Maschinen, überall Maschinen. Und die Maschinen waren auch tot. Ich ging hinunter in die Tiefe, wo, wie ich glaubte, vielleicht noch ein wenig Licht und Wärme verharren könnten. Ich wußte damals nicht, wie lange der Tod schon dort gewesen war; jene Leichen sahen so frisch aus, von der ewigen Kälte bewahrt.
    Unten wurde es dunkel, und das blutige Licht sickerte nur durch Risse und Spalten herein. Immer weiter in die Tiefe, bis ich mich unter dem Niveau der toten Oberfläche befand. Auch da war weißer Schnee. Und dann fand ich die Ursache jenes letzten plötzlichen Todes. Jetzt konnte ich begreifen. Mehr und mehr hatte ich mir den Kopf zerbrochen, denn jene Maschinen, die ich gesehen hatte, gingen weit über alles hinaus, was wir uns je vorgestellt hatten – perfekte Maschinen, sich selbst reparierend, sich selbst mit Energie versorgend, sich selbst fortpflanzend. Sie konnten Duplikate von sich selbst herstellen und auch andere Maschinen duplizieren, die gebraucht wurden; die waren für die Ewigkeit bestimmt.
    Aber ihre Konstrukteure konnten sich auch nicht mit einigen Dingen auseinandersetzen, die selbst ihre kühnste Phantasie überstiegen – die Phantasie,
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