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Titan 23

Titan 23

Titel: Titan 23
Autoren: V.A.
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eine Stadt; ich kann den Namen nicht wiederholen –, ›aber du mußt in sieben und ein Viertel deiner Tage zur Erde zurückkehren, denn die Magnetachse streckt sich im zusammenbrechenden Feld so weit zurück. Ich glaube, ich werde dich dort injizieren können.‹
    So betrat ich jene Stadt, die lebende Stadt der Maschinen, die es schon gegeben hatte, als die Zeit und das Universum noch jung waren.
    Damals wußte ich noch nicht, daß dieser Planet, wenn alles aus diesem Universum sich aufgelöst hatte, wenn die letzte Sonne schwarz und kalt war, zerbröckelnder Staub in einem Fragment eines zerbröckelnden Universums, daß dieser Planet mit seinen Maschinenstädten weiterleben würde – ein letzter Punkt warmen Lichts in einem lange toten Universum. Damals wußte ich es nicht.
    ›Du fragst dich immer noch, weshalb wir den Menschen aussterben ließen?‹ fragte die Maschine. ›Das war am besten so. In einer weiteren kurzen Million Jahre hätte er seinen hohen Status verloren. Es war am besten so.
    Jetzt müssen wir weiter gehen. Wir können nicht so enden wie ihr. Bei uns ist das automatisch.‹
    Damals fühlte ich es irgendwo. Die blinde, ziellose Fortführung der Maschinenstädte konnte ich verstehen. Sie hatten keine Intelligenz, nur Funktionen. Diese Maschinen – diese lebenden, denkenden, vernunftbegabten Maschinenwesen – hatten auch nur eine Funktion. Ihre Funktion war nur leicht unterschiedlich; sie waren dafür konstruiert, ewig neugierig zu sein, ewig zu prüfen, zu ermitteln. Und ihr Streben war um so zielloser, weil sie nie ein Ende würden erreichen können. Die Städte kämpften ewig nur gegen die blinde Zerstörung durch die Natur, die Abnützung und den Zerfall an.
    Aber ihr Kampf hatte wenigstens ewig einen Widersacher, so lange sie existierten. Die intelligenten – nein, nicht ganz intelligent, aber etwas anderes – neugierigen Maschinen waren ohne Widersacher. Sie mußten neugierig sein. Sie mußten weiterforschen. Und sie hatten so unvorstellbar lange genau das getan, daß es nicht länger etwas gab, worüber man neugierig sein konnte. Wer immer, was immer sie konstruiert hatte, hatte ihnen eine Funktion gegeben und den Zweck vergessen. Ihre einzige Neugierde war es, sich zu fragen, ob es irgendwo vielleicht einmal etwas zu lernen geben könnte.
    Das – und das Problem, das sie nicht lösen wollten, aber zu lösen versuchen mußten, wegen des blinden Funktionierens ihrer Struktur.
    Jene ewigen Städte waren beschränkt. Die Maschinen sahen jetzt jene Grenze und so auch die Hoffnung, ihr schließlich zu erliegen. Sie arbeiteten aus den Energien des Atoms. Aber die Massen der Sonnen waren immer noch ungeheuer. Sie waren tot, weil ihnen Energie fehlte. Die Massen der Planeten waren immer noch ungeheuer. Aber auch sie waren tot, weil ihnen die Energie fehlte.
    Die Maschinen dort auf Neptun gaben mir Nahrung und zu trinken, seltsame synthetische Lebensmittel und Getränke. Auf dem ganzen Planeten hatte es davon nichts mehr gegeben. Deshalb setzten sie eine Maschine in Gang, die seit einer Milliarde Jahren und länger nicht mehr in Gebrauch gewesen war, auf daß ich essen konnte. Vielleicht waren sie froh, das zu tun. Immerhin brachte das das Ende greifbar näher, jener ungeheure Verbrauch meiner Person.
    Sie gebrauchten so sehr, sehr wenig, weil sie so perfekt effizient waren. Der einzig mögliche Treibstoff im ganzen Treibstoff im ganzen Universum ist eines – Wasserstoff. Aus dem Wasserstoff, dem leichtesten der Elemente, kann man das Schwerste aufbauen – und Energie dabei freigeben. Sie wußten es, wie man Materie völlig zerstört, um Energie aus ihr zu gewinnen, und konnten es tun.
    Aber während die Energiefreigabe des Wasserstoffs, aus dem schwerere Elemente aufgebaut werden, kontrollierbar ist, ist die Zerstörung der Materie in Energie ein sich selbst regenerierender Prozeß. Einmal in Gang gesetzt, breitet er sich aus, während die Materie sich in ihrem Zugriff befindet. Ein wilder, unkontrollierbarer Prozeß. Es ist unmöglich, die volle Energie der Materie auszunutzen.
    Die Sonnen hatten das festgestellt. Sie hatten ihren Sauerstoff verbrannt, bis nur so wenig davon übriggeblieben war, daß der Prozeß sich nicht mehr fortsetzen konnte.
    Auf der ganzen Erde gab es kein Atom Wasserstoff – und auch auf keinem Planeten, mit Ausnahme Neptuns. Und dort war der Vorrat nicht so groß. Während ich dort war, verbrauchte ich einen nennenswerten Teil davon. Das ist ihre letzte Hoffnung.
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