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Titan 23

Titan 23

Titel: Titan 23
Autoren: V.A.
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völlig verbraucht, und ich glaube, dein Bewußtsein leidet unter Sauerstoffmangel. Ich würde vorschlagen, daß du in die Schleuse kommst; dort ist Luft.‹
    Ich weiß nicht, wie es das wußte, aber meine Skalen bestätigten seine Aussage. Der Sauerstoffvorrat war fast verbraucht. Ich hatte vielleicht noch für eine Stunde Vorrat, wenn ich die Ventile ganz öffnete – aber das war dennoch höchst unbehaglich.
    Ich stieg ein. Ich strahlte, war vergnügt. Es gab Leben. Dieses Universum war nicht so tot, wie ich es vermutet hatte. Nicht auf der Erde vielleicht, aber nur, weil sie sich anders entschieden hatten! Sie hatten Raumschiffe! Begeistert stieg ich ein, und ein seltsames Prickeln durchlief meinen Körper, als ich über die Schwelle der Schleuse trat. Die Tür schloß sich mit einem quietschenden Geräusch hinter mir, ein Klicken ertönte, dann war irgendwo das Seufzen einer Pumpe zu hören, und gleich darauf öffnete sich die innere Tür. Ich trat ein – und drehte fast im gleichen Augenblick meine Alkoholbrenner ab. Da war Wärme – Wärme und Licht und Luft! Im nächsten Augenblick hatte ich die Außenverschlüsse meines Anzugs gelöst und auch den inneren Reißverschluß aufgezogen. Dreißig Sekunden später trat ich aus meinem Anzug und atmete tief. Die Luft war sauber und süß und warm, lebend, frisch riechend, als wäre sie über Meilen grüner, von der Sonne gewärmter Felder geweht. Sie roch lebendig und jung. Dann sah ich mich nach dem Wesen um, das gekommen war, um mich zu holen. Doch da war niemand. In der Nase des Schiffs, an den Kontrollen, schwebte eine vier Fuß durchmessende Metallkugel, die in einem warmen, goldenen Licht leuchtete. Das Licht pulsierte je nach dem Rhythmus seiner Gedanken langsam oder schnell. Und ich wußte, daß das es war, was zu mir gesprochen hatte.
    ›Du hast einen Menschen erwartet?‹ dachte es zu mir. ›Die gibt es nicht mehr. Es gibt sie schon nicht mehr seit einer Zeit, die ich in deinem Bewußtsein nicht ausdrücken kann. Ah ja, du verfügst über mathematische Mittel, das auszudrücken, aber nicht über das Verständnis jener Zeit. Es hat also keinen Sinn. Aber die letzten der Menschheit durften ihr Ende finden, ehe die Sonne sich aus dem ursprünglichen G‐O‐Stadium veränderte – vor sehr, sehr langer Zeit!‹
    Ich sah das Ding an und überlegte. Woher kam es? Wer – was – für ein Ding war es? Handelte es sich um ein Geschöpf in einer Panzerung oder eine weitere perfekte Maschine?
    Ich spürte, wie es mein Bewußtsein beobachtete, während es in seinem goldenen Licht pulsierte. Und plötzlich dachte ich daran, durch die Luken zu sehen. Die schwachen roten Sonnen kreisten mit unbeschreiblichem Tempo an jenen Luken vorbei. Die Erde war schon lange verschwunden. Und jetzt tauchte vor meinen Augen eine schwach, unglaublich schwach leuchtende rote Scheibe auf, dehnte sich aus – und ich blickte ehrfürchtig auf den Neptun.
    Der Planet war immer noch kaum sichtbar, als wir ihm bereits auf ein Dutzend Millionen Meilen nahe gekommen waren. Es war eine Welt der Juwelen. Städte – die großen, perfekten Städte – leuchteten immer noch, leuchteten in einem weichen, goldenen Licht und darunter war das härtere, hellere Blau von Quecksilberdampflampen zu erkennen.
    Jetzt sprach es wieder. ›Wir sind Maschinen – die höchste Entwicklung der Maschinen der Menschen. Der Mensch war fast schon verschwunden, als wir kamen.
    Mit dem, was wir in den zahllosen staubigen Megajahren seitdem gelernt haben, hätten wir imstande sein können, ihn zu retten. Damals konnten wir das nicht. Doch es war besser, weiser, daß der Mensch damals endete, als daß er soweit gesunken wäre, wie er es am Ende hätte müssen. Evolution ist Aufstieg unter Druck. Devolution ist das schrittweise Absinken, das sich einstellt, wenn es keinen Druck gibt – und für sie gibt es kein Ende. Das Leben verschwand aus diesem System – eine staubige Unendlichkeit, die ich in meiner Erinnerung nicht aussortieren kann – meiner Art von Erinnerung, wahrhaftig, denn mir stehen die vollkommenen Erinnerungen all jener zur Verfügung, die vor mir gingen, an deren Stelle ich trat, aber meine Erinnerung kann sich nicht bis in jene Zeit zurück erstrecken, an die du denkst – eine Zeit, in der die Konstellationen…
    Der Versuch ist nutzlos. Jene Erinnerungen sind unter anderen vergraben, so wie jene unter dem Gewicht einer Milliarde Jahrhunderte vergraben sind.
    Wir betreten jetzt‹ – es nannte
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