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Titan 23

Titan 23

Titel: Titan 23
Autoren: V.A.
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stolpernd auf den höchsten Punkt des Bergkamms und starrte mit von der Sonne geschwollenen Augen um sich. Seine aufgesprungenen Lippen verzogen sich, als er die endlose Felsenwildnis in sich aufnahm, die Todesfalle der arabischen Wüste, jetzt verdunkelt durch den peitschenden, eisigen Regen. Im Tal unter ihm ragten zwei Felstürme auf, und während Mason sie anstarrte, schlich sich ein seltsamer Ausdruck in sein von der Sonne verbranntes Gesicht. Er erkannte jene großen Obeliske, und indem er sie erkannte, wußte er, daß seine Suche und sein Leben fast gleichzeitig enden würden, denn vor ihm lagen die sagenumwobenen Zwillingstürme der verlorenen Stadt Al Bekr, der uralten Metropole der verlorenen Weisheit, der Stadt der Wissenschaft!
    Vor zwei Monaten war eine Expedition von der Hafenstadt Merbat ausgezogen, um Al Bekr zu suchen, und zwei Monate lang hatte sie sich vergebens durch die trockenen Ödländer gearbeitet, die die Araber die Rubh el Khali nennen. Der alte Dr. Cordell, der Leiter der Expedition hatte seine ganze Hoffnung auf Legenden, obskure Andeutungen auf uralten Scherben gesetzt, aber insbesondere auf eine Tafel, die man erst vor kurzem im alten Ur entdeckt hatte und die besagten, daß in der ›Verbotenen Stadt‹ ein bemerkenswert hoher Stand der Zivilisation erreicht worden war. Nach jener Inschrift war Al Bekr lediglich eine selten besuchte Stadt in der großen Wüste gewesen, bis dort plötzlich unerklärlich phantastisch fortgeschrittene Künste und Wissenschaften aufzublühen begannen. Aber diese Vollkommenheit der Wissenschaft starb fast ebenso schnell, wie sie geboren worden war, aus einem Grund, der weder bekannt noch aufgezeichnet war; und die großen Tage von Al Bekr waren für immer vorbei. Tatsächlich war das Ganze eine komprimierte Version der Legende von Atlantis – eine fortgeschrittene wissenschaftliche Kultur, die irgendein geheimnisvolles Unheil vernichtet hatte.
    Mason, der Archäologe der Expedition, war zugleich auch ihr jüngstes Mitglied. Er hatte infolge einer Ironie des Schicksals etwas geschafft, woran seine Kollegen verzweifelt waren. Dr. Cordell hatte beschlossen, die Suche aufzugeben und nach Merbat zurückzukehren, und als Mason, entschlossen, eine wenig bekannte, naheliegende Bergkette zu erforschen, darauf bestanden hatte, es ein letztesmal zu versuchen, hatte Cordell es abgelehnt, seine Genehmigung zu dieser Exkursion zu geben.
    An diesem Morgen hatte Mason sich heimlich aus dem Lager entfernt, ein schnelles Kamel genommen und geglaubt, er könne die Berge erreichen und sich in ein oder allerhöchstens zwei Tagen wieder der langsam reisenden Expedition anschließen. Aber seine Pläne waren fehlgeschlagen. Das Kamel war gestürzt, hatte sich ein Bein gebrochen. Sein Kompaß war zerbrochen, und so war Mason jetzt seit drei Tagen in diesem abgeschiedenen, von der Sonne zur Weißglut erhitzten Inferno verloren gewesen. Sein Wasser hatte nicht lang gereicht. Er hatte einen Geier geschossen und sich dazu gezwungen, das zähe, faserige Fleisch zu essen; und dann hatte Mason zu allem Überfluß im Delirium herumwandernd seinen Revolver verloren. Und jetzt, hohläugig und erschöpft, sah er unter sich Al Bekr, die Stadt der Wissenschaft!
    Die Jahrhunderte hatten von der sagenumwobenen Metropole wenig übriggelassen. Zwei riesige Türme, die aus den Sanddünen emporragten, und ein gespaltener Block, halb vom Sand begraben. Das war alles. Vom Regen durchnäßt, verlassen und grimmig, lag das Tal leblos und stumm unter ihm. Und doch, dort würde er Unterschlupf finden, und die Wut des Sturms nahm schließlich jeden Augenblick zu. In der Rubh el Khali gibt es nur wenige Stürme, aber ihre Wut erinnert an den Weltuntergang. Ein Blitz zuckte über Mason.
    Er arbeitete sich den Abhang hinunter, taumelte vor Schwäche. Je näher er den Ruinen kam, desto größer schienen die Steinbrocken zu werden, die überall verstreut lagen. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht mußte die Stadt einen ehrfurchtgebietenden Anblick geboten haben.
    Donner grollte hinter den Bergen. Die zwei Obelisken standen nicht weit auseinander und boten einen gewissen Schutz. Mason brach an einem der beiden zusammen. Er atmete tief, ein Aufseufzen der Erleichterung; er gestattete seinen schmerzenden Muskeln, sich zu entspannen. Und dann leuchtete sein schmales Gesicht plötzlich interessiert auf. Die Oberfläche des Monolithen, an dem er lehnte, bestand nicht aus Stein, sie war rauh und abgewetzt, vom Zahn der
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