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Titan 23

Titan 23

Titel: Titan 23
Autoren: V.A.
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sprang in einer schnellen Bewegung auf und stand erschrocken da, die roten Lippen geöffnet. Mason spürte, wie seine Kehle trocken wurde, während er ihren lieblichen Anblick in sich aufnahm. Ihre Augen waren wie tiefe Tümpel aus Jade. Und vielleicht konnte sie Masons unverhohlene Bewunderung erkennen, denn ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und ihre tiefe Stimme rief:
    »Bokya! Zu mir!«
    Der schwarze Leopard hielt inne, eine Pranke zum Schlag erhoben. Leise brummend kehrte er an die Seite der Frau zurück. Sie machte eine auffordernde Handbewegung.
    Mason gehorchte und ging die Rampe hinunter. Sein Herz schlug wie rasend, während er sich der bleichen Schönheit der Frau näherte, und ein Puls der Leidenschaft pochte in seinen Schläfen. Sie war Aphrodite, die Göttin der Liebe und alles Schönen…
    Etwas in ihren Augen zwang Mason dazu, stehenzubleiben.
    Ja, da war Schönheit. Aber da war auch noch etwas anderes, etwas auf kalte Art Fremdartiges und Furchterregendes, das in geheimnisvollen Tiefen verborgen zu lauern schien, etwas Seelenloses, das Mason irgendwie abstieß. Aber ehe er ein Wort hervorbrachte, waren ganz in der Nähe rennende Füße zu hören.
    Masons Blick wanderte zur Tür, und die Frau schien in ihm zu lesen. Einen Augenblick lang stand sie stumm da; dann…
    »Da hinein!« flüsterte sie auf semitisch. »Kein Laut!«
    Sie beugte sich vor, berührte den Altar. Die blassen Flammen erstarben. Der Altar war ein nackter Block aus dunklem Stein. Auf das Drängen der Frau hin stieg Mason zögernd hinauf, stand dann wie erstarrt da. Dann bedauerte er seine Handlung plötzlich und schickte sich an, wieder herunterzuspringen.
    Doch zu spät. Die Mondflammen zuckten in die Höhe, knisterten leise. Mason war jetzt ganz von einer Wand aus silbernem Feuer umgeben, die die Frau und alles andere vor seinen Augen verbarg. Seltsamerweise war keinerlei Hitze wahrzunehmen. Eher schien es, als ginge von den seltsamen Flammen eine eigenartige Kühle aus. Langsam entspannte sich Mason und begriff, daß er im Augenblick nicht in Gefahr war. Und doch – warum hatte die Frau ihm geholfen?
    Von jenseits des Altars waren jetzt Stimmen zu hören. Jemand, den er nicht sehen konnte, sprach – stellte Fragen, Forderungen. Die Stimme der Frau antwortete. Dann herrschte eine Zeitlang Stille.
    Wieder erstarben die Mondflammen. Der Raum war jetzt wieder leer, sah man von den Leoparden und der Frau ab. Sie hatte sich einen Umhang aus weißem Fell über die Schultern gelegt und winkte Mason lächelnd zu.
    »Einer der Diener des Meisters«, sagte sie. »Er hat nach dir gesucht. Ich habe ihn weggeschickt. Du bist in Sicherheit – für eine Weile wenigstens.«
    Mason stieg nach einem vorsichtigen Blick auf die Leoparden vom Altar herunter. Aber abgesehen von einem leisen Knurren achteten sie nicht auf ihn. Er ging auf die Frau zu und sagte auf semitisch:
    »Du hast meinen Dank, o Göttin, die die Herzen der Menschen beherrscht.«
    Ihr Gesicht umwölkte sich bei dem blumigen Satz. »Sprich nicht von Göttinnen! Ich bete eine Göttin an – und ich habe Furcht vor ihr, doch ich liebe sie nicht. – Wie ist dein Name?«
    »Mason.«
    »Mason – ja. Und ich bin Nirvor. Ich glaube nicht, daß du schon lange in Al Bekr bist?«
    »Höchstens eine halbe Stunde. Du bist das erste menschliche Wesen, das ich zu Gesicht bekomme, mit Ausnahme…« Und ein undefinierbarer Instinkt ließ Mason innehalten, ehe er den Sumerer erwähnte. Nirvors jadeschwarze Augen wurden wachsam.
    »Mit Ausnahme…?«
    »Die Roboter.«
    Die Frau lächelte leicht. »Aus welchem Jahr kommst du?«
    Mason hielt den Atem an. Dies bestätigte seine wahnwitzigen Ahnungen. Die Kraft der Zwillingsmonolithen hatte ihn in die Zeit hineingeschleudert, wie er das angenommen hatte. Seine Fragen zurückdrängend, sagte er, so ruhig er das konnte: »1939«, und fügte dann hinzu »nach Christi Geburt.«
    »Dann komme ich – so wie du es rechnen würdest – aus dem Jahre 2150 weit in deiner Zukunft. Die Zeitfalle hat mich gefangen, so wie sie dich gefangen hat, und hat mich in diese Ära der Dämmerung zurückgeholt – in die Zeit, ehe Ägypten oder Rom sich aus dem Staub erhoben hat. Und hier im lang vergessenen Al Bekr habe ich ihn gefunden – den Meister.«
    Nirvor sah ihn an, aber Mason reagierte nicht. So sagte sie schließlich: »Du hast ihn noch nicht gesehen?«
    »Nein. Wer ist er?«
    »Er kommt aus der Zukunft – der meinen ebenso wie der deinen. Fünftausend
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