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Ihre Beiden Väter

Ihre Beiden Väter

Titel: Ihre Beiden Väter
Autoren: Ariel Tachna
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Kapitel 1

     
    „Kann ich bitte mit Srikkanth Bhattacharya sprechen?“
    „Das bin ich“, antwortete Srikkanth, der die Stimme nicht erkannte.
    „Mr. Bhattacharya, mein Name ist Victoria Holms. Ich bin eine der Sozialarbeiterinnen am Good Samaritan Krankenhaus. Sie sind als Notfallkontakt von Jill Peters gelistet, ebenso als Vater ihres Babys“, fuhr die Stimme fort.
    „Ja, das ist richtig“, bestätigte Srikkanth und dachte an die Abmachung, die er mit seiner Freundin gemacht hatte. Ein Kind zu haben, ohne dass sie sich einen Mann fürs Leben suchen musste. „Ist alles in Ordnung?“
    „Leider nein“, sprach Ms. Holms weiter. „Das Baby wurde heute Morgen geboren und ist kerngesund. Ms. Peters jedoch bekam eine Eklampsie. Trotz aller Versuche sie zu stabilisieren, hat sie die Geburt nicht überlebt.“
    Srikkanth wusste nicht, was er sagen sollte. Obwohl er nicht in Jill verliebt gewesen war, hatte er sie als beste Freundin sehr geschätzt. Als er an ihr Lachen dachte, ihre Fröhlichkeit, ihre Liebe zum Leben und dass das nun alles nicht mehr da war, schmerzte sein Herz. „Nein“, sagte er sofort, „das muss ein Irrtum sein.“
    Die Sozialarbeiterin kannte die Stufen der Trauer so gut wie ihren eigenen Namen. „Es tut mir leid, Mr. Bhattacharya. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es ein Irrtum ist. Aber Ms. Peters ist nicht mehr unter uns. Wir müssen jetzt an das Baby denken.“
    „Ist das Baby ok?“, fragte Srikkanth noch einmal nach, obwohl er wusste, dass die Sozialarbeiterin das bereits erwähnt hatte. Er spürte, wie sein Kopf nicht mehr richtig funktionierte wie er mit den plötzlichen Veränderungen in seinem Leben rang.
    „Sie ist vollkommen in Ordnung“, versicherte sie ihm, „ein gesundes Mädchen von 3175g. Aber es müssen einige Entscheidungen getroffen werden. Als Vater des Kindes sollten sie ins Krankenhaus kommen, damit sie sie zu sich nehmen können.“
    „Nein, das geht nicht“, sagte Srikkanth hastig, von der Nachricht von Jills Tod noch zu geschockt, um klar an andere Dinge zu denken wie die Abmachung, niemandem von seiner Vaterschaft zu erzählen. „Sie ist Jills Kind. Ich war nur der Samenspender.“
    „Verzeihung?“, fragte die Sozialarbeiterin nach.
    „Jill und ich sind – waren – kein Paar“, erklärte Srikkanth langsam, immer noch zu entsetzt über dieses Gespräch. „Sie war eine enge Freundin. Als sie ein Kind wollte, aber keinen Partner hatte, habe ich ihr angeboten, sie in eine Fertilitätsklinik zu begleiten und das Sperma zu spenden. Das Baby wollte sie allein großziehen.“
    „Ich verstehe“, sagte Ms. Holms ruhig. „Hat sie denn Familie, die sich vielleicht um das Kind kümmern könnte?“
    „Sie war ein Einzelkind“, antwortete Srikkanth automatisch. „Ihre Eltern sind vor ein paar Jahren gestorben. Weitere Angehörige hat sie nie erwähnt.“
    „Dann müssen wir andere Möglichkeiten in Betracht ziehen“, schlug die Sozialarbeiterin vor, ihre Stimme betont sachlich. „Wenn sie tatsächlich der einzige Verwandte des Kindes sind und sie sie nicht aufziehen wollen, sollten sie sie zur Adoption freigeben. Ansonsten übernimmt der Staat die Vormundschaft und sie kommt in ein Heim, bis eine Familie für sie gefunden wird.“
    „Verstehe“, antwortete Srikkanth benommen. Das alles sollten eigentlich nicht seine Entscheidungen sein. Er hatte nicht einmal darüber nachgedacht, ob er das Baby überhaupt sehen wollte. Jill und er waren nur Freunde gewesen, auch wenn sie sich nur ab und zu gesehen hatten. Niemand wusste, dass das Baby seines war – sie hatte sich standhaft geweigert, ihren gemeinsamen Bekannten den Namen des Vaters zu nennen. Auch wenn er sie beide gesehen hätte, hätte er sie und das Kind nicht anders behandelt, als seine anderen Freunde und deren Kinder. Er wusste noch nicht einmal, warum Jill seinen Namen in den Krankenhausakten angegeben hatte. Er hatte angenommen, dass sie sich als einziges Elternteil des Kindes registrieren lassen würde.
    „Die Erklärung zur Aufhebung ihrer elterlichen Rechte können sie erst zwei Tage nach der Geburt unterschreiben“, erklärte die Sozialarbeiterin, „so haben Sie noch einen Tag, um über alles nachzudenken. Wenn Sie einen Termin machen möchten, können wir uns Donnerstagmorgen treffen, um ihre Möglichkeiten zu besprechen und die ganze Sache zu beschleunigen, damit das Baby so schnell wie möglich in eine gute Familie kommen kann.“
    „Das ist in Ordnung“, antwortete
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