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Ihre Beiden Väter

Ihre Beiden Väter

Titel: Ihre Beiden Väter
Autoren: Ariel Tachna
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alleine um dich kümmern, dich großziehen und genug lieben für zwei Eltern, vier Großeltern und einen ganzen Haufen Tanten und Onkel. Das hätte sie wirklich.
    Als sie erfahren hatte, dass sie mit dir schwanger ist, war sie überglücklich. Nie hab ich sie strahlender gesehen. Nie hat sie sich beklagt, nicht über die morgendliche Übelkeit oder die Kleider, die nicht mehr passten oder ihre angeschwollenen Beine oder alles andere. Wochenlang brütete sie über Farbmuster und Bordüren für dein Kinderzimmer. Dann hat sie alle ihre Freunde eingeladen, um ihr zu helfen, alles fertigzumachen. Für ihren Engel sollte alles perfekt sein. Nur ist sie jetzt nicht mehr da und ich kann ihren Platz nicht einnehmen. Ich weiß nicht wie.“
    Er drückte das Baby noch fester ans sich und schaukelte sie weiter. An ihrer Schulter weinte er um den Verlust seiner besten Freundin. Leise Schluchzer entkamen seiner Kehle, während sie so da saßen. Ihre kleine Hand tätschelte sein Gesicht. Daraufhin setzte sein Herz einen Schlag aus. Eine plötzliche, unerwartete Welle der Liebe stahl ihm den Atem. Er hob seinen Kopf und starrte in ihr vertrauensvolles, offenes Gesicht. Da wusste er, er war verloren.
    „Es ist Zeit für ihre Flasche“, sagte die Krankenschwester leise. „Die Flasche ist schon fertig, Sie müssen sie ihr nur geben.“
    „Ich weiß nicht wie“, meinte Srikkanth zum gefühlten hundertsten Mal, seit er von Jills Tod erfahren hatte.
    „Das ist ganz einfach“, erklärte sie und gab ihm das Fläschchen. „Legen sie ihr einfach nur den Sauger an den Mund und vergewissern sie sich, dass keine Luft drin ist. Den Rest macht sie ganz alleine. Wenn sie ein Drittel ausgetrunken hat, rufen sie mich und ich helfe ihnen mit dem Bäuerchen.“
    Srikkanth nickte unwillkürlich, neigte die Flasche und drückte den Sauger gegen ihre Lippen, die sich sofort öffneten und gierig daran saugten. „Du warst hungrig, nicht wahr, Sophie?“, fragte er, während sie trank. „Tut mir leid, dass ich das nicht gemerkt habe. Nun siehst du, was ich damit meinte, nicht zu wissen, was zu tun ist. Wie soll ich mich um dich kümmern, wenn ich noch nicht mal weiß, wann du Hunger hast? Bei Leuten, die Erfahrungen mit Babys haben, wärst du besser aufgehoben.“
    Sophie saugte weiter an ihrer Flasche. Von dem inneren Konflikt des Mannes, der sie hielt, ahnte sie nichts. Als die Flasche zu einem Drittel leer war, sah sich Srikkanth nach der Schwester um, die sofort zu ihm kam.
    „Ziehen Sie die Flasche aus ihrem Mund und legen Sie sie an ihre Schulter“, dirigierte sie. „Klopfen Sie ihr auf den Rücken, bis sie ein Bäuerchen macht. Wenn Sie wenig Luftblasen auf einmal raus lassen, kann sie weiter trinken. Wenn sie sich aufbauen, wird sie die Hälfte von dem, was sie getrunken hat, wieder ausspucken.“
    Vorsichtig tätschelte Srikkanth Sophies Rücken.
    „Nicht so“, lachte die Schwester und gab dem Baby einen richtigen Klaps. „Solange sie ihren Kopf stützen, tun sie ihr nicht weh. Na los, sie können fester klopfen.“
    Zögernd tat Srikkanth wie ihm geheißen, bis Sophie ein zufriedenes Bäuerchen machte.
    „Jetzt können sie ihr das nächste Drittel geben, danach noch mal ein Bäuerchen, dann kann sie die Flasche leer trinken“, sagte sie. „Sie machen das ganz toll. Sie sind ein echtes Naturtalent als Vater.“
    Tränen stiegen ihm in die Augen, als die Schwester wieder ging. Noch einmal gab er Sophie die Flasche, blickte in ihr runzliges Gesicht und versuchte, seine Gefühle mit seinem Vorhaben in Einklang zu bringen. Ms. Holms hatte recht, aber er bereute es nicht, Sophie gesehen zu haben.
    „Ich kann es nicht tun“, sagte er und sah die Sozialarbeiterin an, die neben ihm stand. „Ich kann die Papiere nicht unterschreiben, es tut mir leid.“
    Ms. Holms nickte. „Das ist ihre Entscheidung. Sie werden einen Autositz brauchen, um sie mit nach Hause nehmen zu können.“
    Seine Augen weiteten sich, aber er hatte sich entschieden. Jetzt musste er das auch durchziehen. „Ich brauche ein oder zwei Tage, um alles zu arrangieren. Ich bin darauf ja nicht vorbereitet.“
    „Ein paar Tage kann sie noch bei uns bleiben, bis sie alles Nötige haben“, versicherte Ms. Holms. „Ich lasse Sie jetzt alleine, damit sie sich näher mit Ihrer Tochter bekannt machen können. Ich gratuliere ihnen, Mr. Bhattacharya, sie ist ein wunderschönes Mädchen.“
    Srikkanth blickte auf das Baby hinab.
    Seine Tochter.
    Oh Gott, was hatte er
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