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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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die Hierarchie und die Patrizier Leuchtröhren und leuchtende Wände haben? Warum haben wir keine Öfen anstelle offener Feuerstellen, und keine Strahler statt pulvergetriebener Schußwaffen?«
    Tandor grinste. »Weil es weniger gefährlich ist.«
    Angus erhob sich und ging auf und ab in dem verräucherten Raum mit den Eichenbalken an der Decke. In dem rötlichen Licht schienen seine Brust und die muskelbepackten Arme fast rot. Die rote Mähne auf seinem runden Schädel mit dem kantigen Kinn verstärkte diese Illusion. Er stemmte die Hände in die Hüften und baute sich vor seinem Stellvertreter auf.
    »Ich bin zum Piraten geworden, als der letzte Diktor meinen Vater hinrichten ließ, weil er gegenüber seiner Dienerschaft zu milde war. Der Diktor sagte, damit würde er die Staatsdisziplin untergraben. Ich floh mit meiner Mutter in den Weltraum. Auf Yassinan habe ich sichere Zuflucht gefunden. Mit deiner Hilfe habe ich ein Piratenreich aufgebaut. Aber alles das würde ich dafür geben – all den Reichtum, den wir in Yassinan angehäuft haben – um diese Zustände hier zu ändern, sie zu zerschlagen!«
    Tandor spuckte sich in die Hand und rieb sich dann über den kahlen Schädel. Nach einer Weile sagte er trocken: »Du machst mich wahnsinnig, Angus. Du bist nie damit zufrieden, wie die Dinge sind. Du mußt immer alles ändern. Reicht dir dein Leben denn so nicht, wie du es hast?«
    Angus schien nicht zu hören. »Wenn ich das Buch von Nard bekommen und Moana befreien und sie in Sicherheit bringen könnte, dann hätten wir vielleicht eine Chance. Wenn wir ungestört auf Yassinan eine eigene Wissenschaft entwickeln könnten, könnten wir es vielleicht schaffen.«
    »Was kümmert dich Moana?«
    »Sie hat sich für mich verbürgt. Du weißt, was das für jemanden wie den Diktor bedeutet.« Angus schlug mit der flachen Hand gegen seinen Ledergürtel. Seine Entscheidung war jetzt gefallen. »Ich werde es tun. Ich nehme sein Kugelschiff und versuche, das Buch zu finden. Tandor, du bleibst hier! Verschaffe uns Männer, die für uns kämpfen!«
    Der kahlköpfige Hüne nickte mürrisch. Er schenkte Wein aus dem hölzernen Krug und leerte seinen Becher mit einem langen Zug. Dann fuhr er sich mit der Hand über die Lippen und wischte sie an seinem kahlen Schädel trocken. »Ich habe dich gehört. Ich glaube, du bist verrückt; aber ich habe dich gehört. Was wirst du damit machen?«
    Er deutete mit dem Daumen auf den reglosen Wissenschaftler in der Kutte. Angus zuckte die Achseln. »Der kommt schon wieder zu sich. Dann werde ich ihm einreden, daß ich den Mann abgewehrt habe, der ihn überfallen wollte. Unterdessen bringst du in Erfahrung, welches Kugelschiff er mir geben wollte. Kannst du das?«
    Der andere brummte: »Tandor kann alles. Das kriege ich raus, ohne daß ich diesen Raum verlasse.« Seine Stimme erhob sich zu einem Brüllen. Als die Tür aufging und ein Gesicht auftauchte, grinste Tandor: »Such mir diese Hafenratte Plisket und schaff ihn her!«
    Plisket kam hereingehinkt und grinste Angus zu. Er zog den Kopf ein. Als er hörte, was Tandor wollte, gingen seine Augen auf. Er gluckste. »Wenn die Hierarchie etwas ausheckt, dann machen die das wie die Narren. Alle außerhalb der Zitadelle hassen sie. Zufälligerweise hasse ich den Diktor noch mehr. Die haben mir Geld gegeben, um ein Schiff zu bauen.«
    »Den Gleiter?« fragte Tandor. »Dieses Wunderschiff, von dem du mir erzählt hast?«
    »Es ist auch ein Wunderschiff. Da ist ein…«
    »Laß die Einzelheiten!« herrschte Angus ihn an und stützte sich mit den Fäusten auf den Tisch. »Ist das das Boot, das die Hierarchie mir geben will?«
    »Das muß es sein. Alle anderen sind verchartert. Und – Angus, wenn du es lenken sollst – denk daran, daß es untertaucht! Und es hat vier Gänge, zwei mehr als…«
    Tandor schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, daß die Becher tanzten. »Genug, genug! Plisket, deine Zunge wackelt wie der Schwanz eines Hundes. Angus, bist du bereit?«
    Angus richtete sich auf und drückte die mächtigen Schultern nach hinten. Dann beugte er sich über den Wissenschaftler, dessen Atem immer noch stockend ging, und hievte ihn sich auf die Schultern. Dann ging er auf die Eichentür zu, als spürte er die Last auf seinen Schultern überhaupt nicht.
    Der Mann mit der ausgezackten Narbe an der Wange zog sich in den Schatten eines Vordachs zurück, als weiter unten an der Straße die Tür ächzte. Seine Augen funkelten, als er zusah, wie Angus
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