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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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mit seiner Last herauskam. Der Mann berührte einen blitzenden Knopf, den er am Handgelenk trug, drehte daran und führte ihn an die Lippen.
    Angus sah ihn nicht, hörte auch nicht, wie er in das Mikrofon flüsterte. Er richtete sich auf, als er die niedrige Tür hinter sich hatte, und legte sich seine Last auf den Schultern zurecht. Dann setzte er sich mit weit ausgreifenden Schritten in Bewegung. Er ging an der Stelle vorbei, wo Tandors Helfer den Mann in der Kapuze niedergeschlagen hatte. Er eilte zehn Schritte daran vorbei, dann blieb er stehen, ließ den Mann zu Boden sinken und schüttelte ihn.
    »Aufwachen! So kräftig hat der nicht zugeschlagen. Komm schon, Mann, reiß dich zusammen! So ist's besser… Du siehst mich doch, oder? Wer bin ich? Angus. So ist's gut. Geht's dir besser? In Ordnung… aufstehen… ich helf dir.«
    Der Wissenschaftler schwankte, versuchte zu lächeln. »Ich hab' dir doch gesagt, daß hier die Ratten hausen. Was war los?«
    »Ich hab' ihn verjagt. Ich hab' dich ein Stückchen getragen, weil ich dachte, er würde vielleicht zurückkommen. Wir haben Zeit verloren.«
    »Tut mir leid. Ich werde dem Hierarchen einen Bericht schicken. Es wird ihn freuen, daß du nicht versucht hast, ihm wegzulaufen.«
    Red Angus' Gesicht verfinsterte sich, und er herrschte den anderen an: »Ich würde Moana niemals diesem Teufel von Diktor überlassen, das weiß der Hierarch.«
    Der Mann in der Kapuze nickte. »Trotzdem. Ich werde es ihm sagen. Ich mag dich, Angus. Wenn du je Hilfe brauchst, dann erinnere dich an Thordat.«
    »Bist du in Ordnung? Geht es wieder?«
    »Ja, ich schaffe es schon. Schnell jetzt! Kümmere dich nicht um mich! Ich schaffe das schon.«
    Sie sahen den hochragenden Ball des Kugelschiffs, als sie zwischen den niedrigen Häusern hervortraten, die den Hafen säumten. Es war ein golden strahlender Ball, der trotz seiner Masse in der leichten Dünung tanzte und sich gelegentlich am Dock rieb, das mit weichem Material ausgepolstert war. Im Mondlicht ragte das Schiff majestätisch und Ehrfurcht einflößend über den feuchten, abgerundeten Steinen des Kais auf. Wie es so klatschend auf den Wellen tanzte, schien es in der mit Salz beladenen Brise, die vom Meer hereinwehte, fast wie ein lebendes Geschöpf.
    Der Wissenschaftler blieb stehen. »Hier werde ich dich verlassen. Weißt du, wie du in das Flammende Land kommst? Gut.«
    Thordat hielt ihm die knochige Hand hin. Angus grinste und ergriff sie. Dann lachte er. »Du kannst dem Hierarchen sagen, er soll ein Regal in seiner Bibliothek abstauben. Ich werde ihm das Buch von Nard bringen.«
    Thordat lächelte, drehte sich um, und dann nahm ihn die Finsternis der Gassen auf. Angus schritt mit leuchtenden Augen auf das Schiff zu. Der Wind pfiff über die Dächer und den leeren Platz. So hörte er den kläglichen Schrei nicht, den Thordat noch ausstieß, als sich eine Hand um seine Kehle schloß, und sah auch den rot triefenden Dolch in der Hand des Mannes mit der gezackten Narbe nicht, der sich immer wieder in Thordats Körper bohrte.
    Angus ging über die Gangway auf die Eingangsluke zu. Er drückte einen Knopf, und die Tür schob sich zu. Lichter flammten auf, ließen ihn blitzende Metallstreben und Versteifungen erkennen und den schimmernd roten Boden und die langen Konsolen mit den Instrumenten. Leuchtröhren, die sich nacheinander erhellten, erfüllten den riesigen Raum mit weichem blauen Licht.
    Angus studierte die Skalen. Dann zog er einen Hebel mit rotem Handgriff herunter. Weit unter ihm begannen die Maschinen in ihren Plasticinverschalungen ihre Arbeit, dröhnten das Lied ihrer Macht. Langsam begann sich der mächtige Rumpf des Kugelschiffs zu drehen, umkreiste den inneren Ball. Der enge Luftraum zwischen den beiden Kugelschalen, den elektrisch regulierte Magnete aufluden, erzeugte ein weiches, zischendes Geräusch, je schneller die Außenhülle rotierte. Der innere Ball, ein gigantisches Gyroskop in einem Magnetfeld, blieb stationär, während die äußere Kugel immer schneller kreiselte.
    Das Kugelschiff schien wie ein mächtiger Ball, den die Hand eines Riesen durch das Wasser schob. Nach allen Seiten wurde das Meer davongepeitscht, während es dahinraste. Sein Rumpf, der für geringstmögliche Reibung auf Wasser konstruiert war, tanzte mit atemberaubendem Tempo über die Wellen.
    Angus blickte auf die unruhige See hinaus, die sich vor ihm teilte, sah mächtige Brecher vorbeirasen, beobachtete die Dünung, die auf ihn zukam, und die
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