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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9
Autoren: David Weber
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.I.
Schiffbruch-Inseln, Großer Westozean,
Kaiserlicher Palast, Cherayth,
Königreich Chisholm,
und
Ehdwyrd Howsmyns Arbeitszimmer,
Delthak, Altes Königreich Charis
    Noch dunkler kann eine Nacht kaum werden , dachte Merlin Athrawes und blickte zum wolkenverhangenen, stürmischen Himmel hinauf. Der Wolken wegen waren weder Mond noch Sterne zu sehen. Eigentlich war zu dieser Jahreszeit auf Safeholds südlicher Hemisphäre Sommer. Aber die Schiffbruch-Inseln lagen beinahe viertausend Meilen südlich des Äquators. Zudem waren auf Safehold die Durchschnittstemperaturen ohnehin ein wenig niedriger als auf Terra. Damit war ›Sommer‹ ein sehr relativer Begriff. Wieder einmal dachte Merlin darüber nach, wie diese Inselgruppe wohl zu ihrem Namen gekommen war.
    Insgesamt waren es vier Inseln, und keine einzige davon hatte je einen eigenen Namen erhalten. Die größte Insel maß an ihrer breitesten Stelle weniger als zweihundertfünfzig, die kleinste nicht einmal siebenundzwanzig Meilen. Es gab einige wenige Arten arktischer Wyvern und Seehunde (der Terra-Spezies gleichen Namens tatsächlich recht ähnlich), die sich an den schmalen Ständen tummelten. Aber abgesehen davon hatte Merlin bislang noch keine Lebensformen auf den Inselchen entdeckt. Es waren Inseln aus kargen, schroffen Klippen und nacktem Fels, die aus dem Großen Westozean aufragten. Es war daher nicht schwer, sich vorzustellen, dass Schiffe, die sich näherten, auf Grund laufen oder an den Klippen zerschellen könnten. Aber Merlin verstand nicht, warum sich ein Schiff überhaupt in dieser Gegend aufhalten sollte und wie es noch überlebende Schiffbrüchige hatte geben können, denen die Inseln den Namen verdankten.
    Der Name stammte, wie Merlin wusste, nicht bereits von den Terraformierungsteams, die einst Safehold für menschliche Besiedlung vorbereitet hatten. Merlin hatte Zugriff auf Pei Shan-weis Originalkarten, und darauf war für diese armseligen Brocken wind- und wettergepeitschter Eilande aus Eruptivgestein, Sand und Kies kein Name verzeichnet. Überall auf dem Planeten gab es immer noch unbenannte Regionen – trotz der detaillierten Atlanten, die Teil der Heiligen Schrift der Kirche des Verheißenen waren. Es waren allerdings deutlich weniger als seinerzeit (was hieß: kurz nachdem Shan-wei und der Rest der Alexandria-Enklave ermordet worden waren). Merlin fand es aus historischen Gründen faszinierend, welche dieser Regionen erst einen Namen erhalten hatten, nachdem sich bei den Nachfahren der ursprünglichen Kolonisten das ursprüngliche Standardenglisch zu den derzeitigen Dialekten verschliffen hatte.
    Aber Merlin war nicht hier, um etymologische Recherchen zur planetaren Linguistik zu betreiben. Daher wandte er dem heulenden Wind den Rücken zu und überprüfte den letzten der Emitter.
    Das Gerät war etwa halb so groß wie er selbst, dabei etwa vier Fuß breit: eine nichts sagende Kiste, die an jeder Seite eine Reihe derzeit geschlossener Zugangspaneele besaß. Über die vier kleinen Inseln waren mehrere ähnliche Geräte verteilt – einige etwas größer, die meisten von gleicher Größe oder sogar kleiner. Nun öffnete Merlin eines der Paneele und musterte die leuchtenden LEDs.
    Eigentlich hätte er das nicht zu tun brauchen. Er hätte sein eingebautes Com nutzen und alles mit der künstlichen Intelligenz namens Owl besprechen können. Denn schließlich würde die KI ohnehin einen Großteil der eigentlichen Experimente durchführen. Auch die LEDs hätte Merlin eigentlich nicht benötigt. Selbst das sturmgepeitschte Zwielicht hier reichte ihm aus, um seine Umgebung taghell wahrzunehmen. Es hatte wirklich einige Vorteile, wenn man schon fast tausend Standardjahre tot war: Unter anderem war sein PICA-Körper gegen Unannehmlichkeiten wie Unterkühlung gefeit. Mittlerweile hatte Merlin viele dieser Vorteile immens zu schätzen gelernt – ungleich mehr als seinerzeit, als er noch eine lebende, atmende junge Frau namens Nimue Alban gewesen war, die ihren PICA nur hin und wieder benutzt hatte. Das hielt Merlin Athrawes allerdings nicht davon ab, sehr zu vermissen, nicht mehr besagte junge Frau zu sein.
    Diesen Gedanken verdrängte er nun – es fiel ihm nicht leicht, aber er hatte mittlerweile reichlich Übung darin. Mit einem befriedigten Nicken schloss er das Abdeckpaneel. Dann schritt Merlin über felsigen Grund zu seinem Aufklärer-Schwebeboot, erklomm die kurze Leiter und nahm im Cockpit Platz. Einen Moment später stieg das kleine Fahrzeug
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