Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
kennen. Sie existieren heute – irgendwo draußen.
    Nimm Stasor, nur als Beispiel.« Die brennenden schwarzen Augen des Hierarchen wanderten zu Moana zurück. »Manche denken, er sei ein Gott. Er ist ein Angehöriger der Alten Rasse.«
    »Blasphemie!« stieß Moana hervor. »Du lästerst Stasor.«
    Der Hierarch zuckte die Achseln. »Ich sage dir, daß Stasor ein Vier-Ebenen-Mensch ist, einer, den unsere drei Dimensionen nicht binden. Er und seinesgleichen sind in jene andere Welt weitergezogen. Sie haben Regeln zurückgelassen, um jene zu leiten, die nach ihnen kamen. Sie haben uns die Tümpel hinterlassen. Sie waren eine große Rasse, die Alten, und die schwarzen Tümpel sind ihre größte Entdeckung. Jene Regeln, die sie uns überlieferten, sind in dem Buch von Nard enthalten. Jenes Buch will ich haben!«
    »Warum?«
    Der Hierarch lächelte sanft. »Wenn ich die Geheimnisse der Alten in der Hand halte – glaubst du dann, daß der Diktor uns hier in der Zitadelle eingesperrt festhalten könnte?«
    Schwache Hoffnung flammte in Angus' Brust auf. »Du meinst, ihr würdet dann nicht mehr in Abgeschiedenheit leben? Ihr würdet dann eure Wissenschaft den Menschen zugute kommen lassen, ihnen helfen?«
    »Pah!« machte der Hierarch. »Die Menschen? Schweine! Die wühlen in ihrem Dreck herum und genießen es.« Seine brennenden schwarzen Augen funkelten fanatisch. »Nein, ich meine, dann würde ich – nicht der Diktor – ganz Karr beherrschen!«
    Der ist auch wahnsinnig, dachte Angus. Er und der Diktor – wahnsinnig vor Machtgier. Wenn der Diktor stirbt und der Hierarch herrscht, vertauschen die Leute nur einen Stiefelabsatz gegen den anderen, Dagegen müssen sich selbst die Sterne auflehnen.
     
     
II
     
    Die Straße war finster, nur schwaches Mondlicht fiel auf die Dächer und spiegelte sich grau und mürrisch auf den Pflastersteinen. Angus und ein Mann in einer Kapuze huschten quer über die Straße, suchten die Schatten und trotteten dann langsam weiter. Vor ihnen ächzte eine Tafel an rostigen Ketten. Angus blickte an der Tafel vorbei auf den mächtigen Steinbau der Zitadelle, die sich von dem massiven Felssockel in die Höhe reckte, Mauer auf Mauer getürmt, Zinne über Zinne. Hinter der Zitadelle ragten die dünnen, zarten Minaretts der Paläste über die nach zartem Parfüm duftende Oberstadt. Dort oben gab es keine verschimmelten Essensreste, nicht den Gestank von verfaulendem Müll. Die Patrizier wußten nicht, wie gerösteter Derstit auf einer fertigen Platte aussah, oder wie gekochtes Colob roch, oder was für schreckliches Zeug die Winzer auf dem Markt verkauften.
    »Ich begreife immer noch nicht, warum der Hierarch gerade mich nach dem Buch schickt«, sagte Angus. »Er hat eine Menge Wissenschaftler, die das viel besser könnten.«
    Die Lippen des Mannes verzogen sich im Schatten seiner Kapuze. »Wie, meinst du wohl, schafft es der Diktor, uns in der Zitadelle festzuhalten, Roter? Er hat die Spektrogramme von jedem einzelnen von uns in seinem Palast. Sie stecken auf einem großen Schaltbrett. Hin und wieder müssen seine Hauptleute prüfen, wo wir uns gerade aufhalten. Wenn die Vibratorstrahlen uns berühren, dann reflektieren sie unser Spektrum auf dem Bildschirm. Wenn einer von uns nicht an Ort und Stelle ist – jenseits der Grenzen von Karr City heißt das – schickt er eine Streife aus, um uns einzufangen. Auf diese Weise haben wir eine ganze Anzahl guter Männer verloren, ehe wir resignierten. Und wenn der Diktor einen Wissenschaftler fängt, dann vernichtet er ihn. Sofort.«
    »Gibt es denn sonst niemanden, der euch hilft?«
    Der Wissenschaftler verzog den Mund. »Wer denn? Von den Leuten einer? Die würden so schnell rennen, um uns zu verraten, daß sie nicht einmal ein Thetohund erwischen könnte. Sie hassen den Diktor schon, aber ich glaube, uns hassen sie noch mehr.«
    Hinter ihnen löste sich der Schatten eines Mannes mit einer ausgezackten Narbe im Gesicht von einer Hausmauer und folgte ihnen lautlos.
    Angus und der Wissenschaftler gingen durch die engen Straßen, über steinerne Stufen hinunter und quer über einen großen Platz. Neben ihnen leuchteten die roten Laternen der Taverne Zum Scheckigen Bock, und die Rufe und das Gelächter der Männer mischte sich in das schrille, erregte Lachen einer Frau.
    Der Wissenschaftler sah sich nervös um und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich mag dieses Viertel nicht. Es ist so nahe am Hafen. Hier gibt es nicht nur vierbeinige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher