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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Nüstern blähten sich. Er tänzelte zurück und dann prasselten seine Fäuste auf die Angreifer nieder. Er kämpfte, um Platz zu bekommen, und hätte es beinahe geschafft. Aber dann warf sich einer der Wachmänner im Hechtsprung auf seine Füße, ehe der Pirat sich dagegen stemmen konnte. Der Mann bekam ihn an den Knien zu fassen, riß sie ihm weg. Angus ging unter einem Dutzend springender Krieger zu Boden. Blutüberströmt, schmutzig, schüttelte Red Angus den Kopf und gab auf.
    Moana stand über ihm und lachte spöttisch. In ihren Augen blitzte es. Ihre weißen Brüste hoben und senkten sich unter dem dünnen Stoff. »Die kleine Tänzerin hat Euch gekannt, Ben Tal. Das habe ich gesehen. Aber sie hat Karr City nie verlassen. Und dies ist Euer erster Besuch hier. Wer seid Ihr?«
    Red Angus zuckte die Achseln, als der Gardist ihn in die Höhe zog und ihn unsanft vor den Diktor auf einen Stuhl setzte. Er verzog das Gesicht. Sein Mund schmeckte bitter wie Asche. Sein Leib zitterte unter dem schimmernden Tuch seiner Reithosen. Fast war ihm, als hörte er die langgezogene Stimme des Hierarchen: »Wenn dein Anschlag mißlingt, mußt du sterben.«
    Der Diktor machte eine Handbewegung. Die Wachen hoben ihn auf, zerrten ihn hinter Vorhänge aus Samt, durch einen steinernen Korridor in einen kleinen Raum. Der Diktor und Moana folgten dichtauf. Schließlich drehte der Diktor selbst den Schlüssel im Schloß um.
    »Wer hat dich geschickt?« fragte der vierschrötige Herrscher mit leiser Stimme. »Wer hat für meinen Tod bezahlt? Wenn du mir das sagst, gehst du hier als ein freier Mann hinaus.«
    Red Angus schüttelte den Kopf. Er blickte dem Diktor grimmig in die nußbraunen Augen.
    Stal Tay lächelte. »Berylla, die Tänzerin, kennt dich. Ich kann sie natürlich herbeischaffen lassen, das weißt du.«
    Moana war unterdessen um Angus herumgegangen. Jetzt trat sie dicht an ihn heran, legte die Hand auf den Uniformrock, der seine Brust so eng wie ein Handschuh umschloß, und riß. Jetzt lag seine muskulöse Schulter frei, so daß man die entzündeten, ineinander verschlungenen Dreiecke sehen konnte.
    »Ein Pirat!« rief Moana.
    Die Augen des Diktors weiteten sich. »Natürlich. Jetzt erkenne ich dich. Red Angus! Meine Männer haben dich vor einer Woche gefangen. Aber wie, in Stasors Namen, bist du freigekommen?«
    »Ist das wichtig?« fragte Angus kurz.
    »Nein.« Stal Tay wandte sich ab, setzte sich auf einen geschwungenen Sessel und schlug die Beine übereinander. Seine kurzen, kräftigen Finger trommelten nervös auf der Armlehne aus Beethelholz. »Aber daß du wieder hereingekommen bist, nachdem du schon einmal frei warst, das ist wichtig. Du wärest doch bestimmt nicht in Karr City geblieben, wenn man dich nicht dazu gezwungen hätte. Wer hat dich zum Bleiben veranlaßt? Du hast mich doch sicher nicht so gehaßt, daß du freiwillig deinen Hals riskierst?«
    Angus grinste trotz der Furcht, die ihn gepackt hielt. »Eine Million Menschen haßt Euch, wenn Ihr es wissen wollt. Ihr haltet die Männer und Frauen der Unterstadt in schmutziger Armut unterdrückt, damit Ihr und Euresgleichen sich Schmuck und Luxus leisten können. Ihr unterstützt die Hierarchie und benutzt ihre Wissenschaft, um Euer Leben leichter und sicherer zu machen. Warum versagt Ihr diesen armen Teufeln dort unten das, was Ihr ihnen so billig geben könntet? Wärme, Licht, Energie, um ein paar Maschinen zu betreiben. Laßt sie doch etwas vom Leben kosten – nicht nur Essensreste, verschwitzte Kleider und harte Betten!«
    »Oho«, lachte der Diktor leise. »Plegaston von Nowk hat jemanden bekehrt. Was hat er sonst noch gesagt, Angus?«
    »Er hat gesagt, daß der Staat und die Wissenschaft dem Volk dienen sollten, nicht es versklaven. Lehrt Stasor das nicht auch?«
    Moana lachte leise. Ihre schwarzen Augen forderten ihn heraus. Dann sagte sie: »Willst du hören, was Stasor über den Staat und die Wissenschaft und die Menschen zu sagen hat, Roter Angus? Erlaubt mir, daß ich ihn durch den Schleier führe, Eminenz. Soll der Gott selbst es doch dem Narren sagen.«
    Der Diktor lächelte dünn, und sein Blick wanderte zwischen dem Mann und der Frau hin und her. Er schüttelte den Kopf. Moana trat neben den Herrscher, und ihre schwarzen Augen bohrten sich in die von Angus. Er versuchte, in ihnen zu lesen.
    Der Diktor stand auf. »Ich habe versucht, logisch zu denken, Angus. Du bist ein Pirat. Du hast meine Raumkaravanen beraubt. Du hast von mir gestohlen und
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