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Titan 15

Titan 15

Titel: Titan 15
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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Liebling, Augen, Ohren und Nasen – nein, natürlich nur eine! – und alles am richtigen Platz. Wir haben ja solches GLÜCK, Hank.
    Ich fürchte, ich bin eine aufsässige Patientin. Ich habe dieser sauertöpfischen Frau mit dem Mutations-Tick immer wieder gesagt, daß ich das Baby SEHEN wollte. Schließlich ist der Doktor hereingekommen, um mir alles zu »erklären«, und hat einen Haufen Unsinn geredet, von dem wohl keiner mehr verstanden hätte als ich. Das einzige, was ich aus ihm herausbekommen konnte, war, daß sie nicht unbedingt im Brutkasten bleiben MUSS, sie halten es bloß für »klüger«.
    Ich glaube, an dem Punkt bin ich wohl ein bißchen hysterisch geworden. Machte mir wohl größere Sorgen, als ich zugeben wollte, dann hatte ich einen kleinen Wutausbruch. Die ganze Geschichte endete mit einer dieser improvisierten Ärztebesprechungen vor der Zimmertür, und dann sagte die Frau in Weiß endlich: »Na ja, meinetwegen. Vielleicht geht es so auch besser.«
    Ich hatte schon gehört, wie Ärzte und Krankenschwestern in so einer Klinik einen Gotteskomplex entwickeln und, glaube mir, es stimmt sowohl im übertragenen wie im wörtlichen Sinne, daß eine Mutter hier keinen festen Fuß fassen kann.
    Ich bin wirklich noch scheußlich schwach. Bald mehr.
    Deine Maggie
     
    8. März
    Liebster Hank,
    Also, die Krankenschwester muß Dir etwas Falsches erzählt haben. Die ist überhaupt eine Idiotin. Es ist ein Mädchen. Bei kleinen Kindern ist das doch leichter zu sehen als bei Kätzchen, und ich kenne mich da aus. Was meinst Du zu Henrietta?
    Ich bin jetzt wieder zu Hause und flitze mehr herum als ein Betateilchen. In der Klinik haben sie buchstäblich alles verkehrt gemacht, und ich mußte mir selbst beibringen, wie ich sie baden muß, und fast alles andere auch. Sie wird jetzt auch schon niedlicher. Wann kannst Du Urlaub nehmen, RICHTIGEN Urlaub?
    Liebe Grüße, Deine Maggie
     
    26. Mai
    Hank, Liebster,
    Du solltest sie jetzt sehen, und das wirst Du auch! Gleichzeitig schicke ich Dir einen Farbfilm, den ich von ihr gedreht habe. Diese Nachthemden mit den Bändchen dran hat ihr meine Mutter geschickt. Ich habe ihr gerade eins angezogen, und jetzt sieht sie aus wie ein schneeweißer kleiner Kartoffelsack, und ihr schönes, schönes Blumengesichtchen blüht obendrauf. Daß ICH so rede! Bin ich blind vernarrt? Aber warte nur, bis Du sie siehst!
     
    10. Juli
    … Glaube es oder nicht, ganz wie Du magst, aber Deine Tochter kann sprechen und damit meine ich keine Babysprache! Alice hat es entdeckt – sie ist Zahnarzthelferin im WAC, weißt Du –, und als sie hörte, wie das Baby etwas von sich gab, das in meinen Ohren wie sinnloses Geschnatter klang, da hat sie gesagt, daß das Kind Worte kenne und Sätze, sie aber nicht klar aussprechen könne, weil sie noch keine Zähne hat. Ich gehe mal zu einem Sprachspezialisten mit ihr.
     
    13. September
    … Ganz bestimmt, wir haben ein Wunderkind! Jetzt, wo ihre Vorderzähne alle da sind, spricht sie völlig klar und – noch eine neue Begabung – sie kann singen! Ich meine, sie singt ganz rein! Mit sieben Monaten! Ach Schatz, mein Glück wäre vollständig, wenn Du nur heimkommen könntest.
     
    19. November
    … endlich. Der kleine Putz war so sehr mit Schlausein beschäftigt, daß sie erst jetzt Krabbeln gelernt hat. Der Arzt hat gesagt, daß die Entwicklung bei diesen Fällen immer ziemlich sprunghaft ist…
     
    FRONTTELEGRAMM
    1. Dezember 1953
    08:47 LK59F
    Absender: Tech. Lt. H. Marvell
    X47-016 GCNY
    An: Mrs. H. Marvell
    Apt. K-17 504 E. 19 St.
    N.Y. N.Y. AB MORGEN EINE WOCHE URLAUB STOP ANKUNFT FLUGHAFEN ZEHN UHR FÜNF STOP NICHT ABHOLEN STOP DEIN HANK
    Margaret ließ das Wasser aus der Kinderwanne auslaufen, bis es nur noch wenige Zentimeter hoch stand und lockerte ihren Griff um das zappelnde Baby.
    »Ich glaube, es war fast besser, als du noch in deiner Entwicklung zurückgeblieben warst, junge Frau«, teilte sie ihrer Tochter glücklich mit. »Du DARFST in der Kinderwanne nicht krabbeln, weißt du.«
    »Warum darf ich dann nicht in die Badewanne?« Allmählich hatte Margaret sich nun an die Sprechkünste ihres Kindes gewöhnt, doch bisweilen überraschte es sie immer noch. Rasch legte sie die widerstrebende Masse aus rosa Fleisch in ein Handtuch und begann sie abzurubbeln.
    »Weil du zu klein bist, und dein Kopf ist sehr weich, und Badewannen sind sehr hart.«
    »Ach. Also, wann darf ich in die Badewanne?«
    »Wenn dein Kopf außen so hart ist wie innen,
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