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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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wahnsinnige Angst!«
    »Zeigen Sie die Hände.« Dieses Thema war fast eine Manie von ihm, und das wußte er auch sehr wohl, aber er wußte auch, daß es seine Berechtigung hatte. Jenkins zeigte seine Hände sofort, und sie zitterten kein bißchen. Der junge Mann hob die Arme, so daß der Kittel bis zu den Ellbogen rutschte, und Ferrel nickte zufrieden. Er konnte kein Schweißtröpfchen entdecken, das anzeigte, daß Jenkins’ Nerven doch in schlechterem Zustand waren als angenommen. »Na also, mein Junge. Mir ist es egal, ob Sie Angst haben oder nicht – denken Sie, ich hätte keine? – aber wo Blake nicht erreichbar ist und die Schwestern und Krankenpfleger bald vollauf beschäftigt sein werden, kann ich auf Sie nicht verzichten.«
    »Doc?«
    »Ja?«
    »Wenn Sie Wert darauf legen, kann ich noch eine Krankenschwester herbekommen – sogar eine sehr gute. Es gibt keine bessere und zuverlässigere, und sie arbeitet momentan nicht. Ich glaube, sie … nun, auf jeden Fall würde sie mir das Fell über die Ohren ziehen, wenn ich sie nicht rufen würde, wo wir sie brauchen. Nun, Doc?«
    »Keine Leitungen nach draußen«, erinnerte ihn Ferrel. Es war das erste Mal, daß er wirklichen Enthusiasmus auf dem Gesicht des Jungen entdeckt hatte, und gleichgültig wie gut oder schlecht die Schwester war, ihre Anwesenheit würde ihm auf jeden Fall Auftrieb verschaffen. »Versuchen Sie es trotzdem. Gerade jetzt können wir eine weitere Schwester sehr gut gebrauchen. Ihre Freundin?«
    »Meine Frau.« Jenkins ging zum Umkleideraum. »Und wir brauchen kein Telefon, wir sind durch Ultrakurzwellensender immer miteinander in Verbindung. Meinen habe ich hier. Und was ihre Fähigkeiten betrifft, sie hat in der Mayo‐Klinik fünf Jahre unter Bayard gearbeitet. So kam ich auch zu meiner Ausbildung.«
    Gerade als Jenkins zurückkam, näherte sich die Sirene wieder. Seine Lippen waren immer noch verkniffen, aber er wirkte nun irgendwie ausgeglichener. Er nickte. »Ich habe auch schon bei Palmer angerufen, und er hat zugestimmt. Sie darf kommen. Er hat sich anscheinend gar nicht gefragt, wie ich sie erreicht habe. Das Mädchen in der Telefonzentrale hat außerdem die Anordnung, alle unsere Anrufe vorrangig zu behandeln.«
    Doc nickte, die Sirene wurde lauter und verklang schließlich in einem grellen Jaulen. Als er Jones die Rampe heraufeilen sah, überkam ihn ein Gefühl der Erleichterung. Es war einfacher zu arbeiten – auch wenn ein Notfall vorlag – als nur herumzusitzen und zu warten. Zwei Bahren – beide waren doppelt belegt – wurden hereingerollt, und er bemerkte, daß Beel auf den Krankenpfleger einschwätzte. Die sonst so übliche Gelassenheit des Fahrers war völlig verschwunden.
    »Ich kündige! Morgen bin ich weg. Ich kann nicht mehr mit ansehen, wie sie die Leichen herausziehen, nicht solche Leichen. Weiß gar nicht, warum ich eigentlich noch zurückfahren soll, das hat doch keinen Zweck, da noch welche rauszuholen, auch wenn sie es schaffen könnten. Von jetzt an fahre ich wieder Lastwagen, das steht fest!«
    Ferrel ließ ihn reden. Er bemerkte, daß der Mann kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand, aber als er das rohe, rote Fleisch hinter dem Visier eines Schutzanzuges sah, wurde ihm klar, daß er dem Fahrer jetzt keine Zeit widmen konnte. »Jones, schneiden Sie die Kleider herunter, soweit es geht«, ordnete er an. »Zumindest befreien Sie sie von den Schutzanzügen. Ist die Gerbsäure bereit, Schwester?«
    »Bereit.« Jenkins und Meyers antworteten zugleich. Der junge Arzt half Jones dabei, den Patienten die schweren Anzüge und Helme abzunehmen.
    Ferrel schaltete die Ultraschallanlage wieder ein und sterilisierte damit die metallenen Anzüge. Sie hatten keine andere Wahl, als dem Ultraschall und den UV‐Strahlen zu vertrauen, daß sie den Raum völlig keimfrei hielten, so wenig Ferrel das auch mochte. Jenkins war mit seinem Patienten fertig und eilte zum Automaten, um neue Gummihandschuhe zu holen. Dabei reinigte er seine Hände automatisch mit einer antiseptischen Flüssigkeit. Dodd tat es ihm gleich, während Jones drei der Verunglückten in den aufnahmebereiten Operationssaal schob; der vierte war während des Transports gestorben.
    Zweifellos würde es dreckige Arbeit geben. Die Stellen, an denen das Metall der Anzüge das Fleisch berührt hatte oder ihm nur nahegekommen war, waren verbrannt. Aber das war nicht das Schlimmste: diese Verbrennungserscheinungen waren nur Anzeichen für tiefergehende
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