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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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»Jenkins, was hat es eigentlich mit diesem Isotop R auf sich? Hokusai hat mir irgendwann einmal etwas darüber erzählt, aber ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern.«
    »Genau das ist es eben, Doc. Niemand weiß etwas Genaues darüber.« Der junge Arzt säuberte sich die Fingernägel, schaute dann auf und beobachtete Dr. Ferrel, wie er einen weißen Operationskittel aus dem Schrank nahm und ihn anzog. Dann erst sprach er weiter. »R ist eine der großen Unbekannten in der Atomphysik. Rein theoretisch und bislang noch nicht hergestellt. Entweder nicht realisierbar, oder zumindest nicht in kleinen Mengen, wie sie für gefahrlose Experimente nötig sind. Genau darin liegt der Ärger: Niemand weiß etwas darüber, wie ich schon sagte, außer daß es – wenn es überhaupt hergestellt werden kann – in verdammt kurzer Zeit zu Mahlers Isotop zerfällt. Haben Sie davon schon gehört?«
    Das hatte Doc – zweimal bereits. Zum einen, als Mahler und sein halbes Laboratorium mit entsprechendem Getöse in die Luft geflogen war; er hatte eine verhältnismäßig kleine Menge dieses neuen Produkts herstellen wollen, das als Katalysator für andere Kernreaktionen Verwendung finden sollte. Später hatte Maicewicz sich an einer noch kleineren Menge versucht, und da waren dann nur zwei Räume und drei Männer in Staubpartikel verwandelt worden. Fünf oder sechs Jahre später war die theoretische Atomphysik bereits so weit entwickelt, daß jeder Student ausrechnen konnte, warum dieses augenscheinlich so ungefährliche Produkt sich innerhalb einer Milliardstel Sekunde in reines Helium und Energie verwandelte.
    »In was für einer Zeit?«
    »Darüber gibt es ein Dutzend Theorien, und keine weiß etwas wirklich Genaues darüber auszusagen.« Bis auf den Mundschutz fertig angekleidet verließen sie den Waschraum. Mit dem Ellbogen betätigte Jenkins den Schalter, der die ultraviolette Sterilisationsanlage in Betrieb setzte, die den gesamten Operationsraum keimfrei machte, dann blickte er sich fragend um. »Was ist mit der Ultraschallanlage?«
    Ferrel aktivierte sie und zuckte zusammen, als das Gerät mit einem knochenerweichenden Summen zu arbeiten begann. Zumindest konnte er sich über die Ausrüstung nicht beklagen. Seit dem letzten Unfall hatte der Kongreß neue Auflagen verabschiedet, und all ihre Instrumente hätten dazu ausgereicht, mehrere kleine Krankenhäuser voll auszurüsten. Die Ultraschallanlage war dazu gedacht, sämtliche Körper im Raum zu durchdringen und überall dort zu sterilisieren, wo das UV‐Licht nicht hingelangen konnte. Ein pfeifendes Geräusch in der Tonskala erinnerte ihn an etwas, was ihn seit ein paar Minuten im Unterbewußtsein beschäftigt hatte! »Sie haben keinen Katastrophenalarm gegeben, Jenkins. Das hätten sie bestimmt nicht vergessen, wenn der Unfall schwer gewesen wäre.«
    Jenkins brummte skeptisch und vielsagend zugleich. »Vor ein paar Tagen habe ich in der Zeitung gelesen, daß der Kongreß beabsichtigt, alle Atomfabriken – und National fällt natürlich auch darunter – in die Mojave‐Wüste zu verbannen. Das würde Palmer bestimmt nicht mögen … Da ist die Sirene wieder.«
    Jones, der Krankenpfleger, hatte sie auch vernommen und rollte bereits die Krankenbahre in den Notaufnahmeraum. Eine halbe Minute später fuhr Beel mit seiner Bahre herein. »Zwei«, kündigte er an. »Weitere kommen, sobald ich mich zu ihnen durchgeschlagen habe, Doc.«
    Das weiße Laken war blutbefleckt. Ferrel untersuchte den Mann schnell und fand eine tiefe Wunde an der Halsschlagader, die jetzt von einer Sicherheitsnadel zusammengehalten wurde. Man hatte den senkrechten Riß an beiden Seiten mehrmals durchstochen, so daß genug verklumptes Blut einen weiteren Blutverlust verhindert hatte.
    Erleichtert schaltete der Doc die Ultraschallanlage ab und deutete auf die Kehle des Mannes. »Warum hat man ihn hierhergebracht, anstatt mich zum Unfallort zu rufen?«
    »Zum Teufel, Doc. Palmer sagte, bring sie zur Krankenstation, und das hab’ ich auch getan. Mehr weiß ich nicht. Jemand hat ihm die Nadel reingesteckt und wohl geglaubt, das reiche vorerst aus. Stimmt was nicht?«
    Ferrel zog eine Grimasse. »Bei einer zerrissenen Halsschlagader ist jede Maßnahme richtig, die die Blutung stoppt. Ob die Wunde nun fachmännisch versorgt wird oder nicht. Wie viele kommen noch, und was ist eigentlich da draußen los?«
    »Das weiß der Himmel, Doc. Ich fahre sie nur und stelle keine Fragen. Bis gleich!« Er nahm eine
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