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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 10 Woodstake

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 10 Woodstake

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 10 Woodstake
Autoren: Martin Clauß
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    Prolog

    Im Jahr 1942 rief das US-Government zusammen mit der mexikanischen Regierung ein Projekt ins Leben, das man „Bracero“ nannte. Verarmte mexikanische Landarbeiter sollten den hohen Bedarf an billigen Arbeitskräften nördlich der Grenze decken.
    Die über drei Millionen Menschen, die im Rahmen des Bracero-Programms in die USA reisten, verbanden große Hoffnungen mit dem Projekt. Sie träumten davon, eines Tages mit Taschen voller Geld in ihre Heimat zurückkehren zu können.
    Doch die Wirklichkeit war eine andere. Einmal in den USA angekommen, mussten sie in englischer Sprache abgefasste Verträge unterschreiben, die sie nicht verstanden und die ihnen kaum Rechte und nur einen minimalen Verdienst zusicherten. Sie hatten Diskriminierung von Seiten der Regierung und radikaler Gruppierungen zu ertragen.
    Erst im Jahr 1964 wurde das Programm eingestellt, in erster Linie deshalb, weil durch die Einführung der mechanischen Baumwollerntemaschinen der Bedarf an Arbeitskräften sank. Zum anderen waren im Volk und in Regierungskreisen Stimmen lautgeworden, die das Bracero-Programm als „legalisierte Sklaverei“ bezeichneten. Das Projekt war nicht mehr haltbar. Als es sich weder in wirtschaftlicher noch in politischer Hinsicht mehr vertreten ließ, wurden die Braceros nach Hause geschickt. Doch nicht alle gingen. Manche blieben illegal in den Vereinigten Staaten.
    Zu den letzten Braceros gehörten drei Brüder aus dem Staat Oaxaca im Südwesten Mexikos. Ihre heimatliche Farm lag in der Nähe des Monte Albán, unweit der Ruinen von Mitla, der mixtekischen „Stadt der Toten“. Sie kamen im Frühjahr 1964 in die USA, nur wenige Monate vor der Einstellung des Programms, und arbeiteten auf Feldern im Bundesstaat New York.
    Als der Ruf sie erreichte, nach Mexiko zurückzukehren, trachteten alle drei danach, in den USA zu bleiben. Der mittlere der Brüder fand einen legalen Weg. Dem 22-jährigen gelang es, sich von einer Farmerfamilie adoptieren zu lassen. Seine beiden Brüder tauchten unter.
    Der jüngste der drei erschien im Jahr 1967 unter mysteriösen Umständen wieder auf der Bildfläche – doch nicht mehr als Lebender.
    Er war auf einem Acker in der Nähe der Ortschaft Bethel nördlich von New York im jungen Korn gefunden worden. Der Landarbeiter, der über ihn gestolpert war, hatte ein paar Nächte lang ähnliche Träume wie die Beamten der Kriminalpolizei, die die Spuren sicherten. Der Körper des Toten bot ein Bild des Schreckens. Er war über und über mit Wunden übersät und nahezu vollständig ausgeblutet. Sein Blut war in einem Radius von zweihundert Metern überall zu finden, beschmierte die frischen grünen Halme und die Erde. Die Verletzungen wiesen auf Messerstiche hin, von denen allerdings keiner besonders tief gewesen war. Wer immer ihm das angetan hatte, es war nicht seine Absicht gewesen, ihn schnell zu töten. Entweder hatte der Mörder Spaß an den Todesqualen seines Opfers gefunden, oder er hatte systematisch dafür gesorgt, dass das Blut des Sterbenden weiträumig verspritzt wurde.
    Ein grausamer Racheakt?
    Oder eine Art Ritualmord?
    Da man dem Opfer seine Indio-Herkunft ansah, verwendete der Polizeiapparat keine übertriebene Sorgfalt auf die Untersuchung. Ein Farmer aus der Gegend glaubte in ihm einen Arbeiter zu erkennen, den er früher einmal beschäftigt hatte. Ganz sicher war er jedoch nicht, denn die mexikanischen Indianer sahen sich seiner Meinung nach alle ziemlich ähnlich. Ihre Nasen waren zu breit, um viel Gesicht übrig zu lassen, und ihre Züge zu schlicht und dunkel, als dass man gerne lange hingesehen hätte – so formulierte es der Bauer.
    Die Beamten verstanden, was er meinte. Man war bereits im Begriff, die dünne Akte zu schließen, als etwas geschah, das dem bizarren Fall einen neuen Höhepunkt bescherte.
    Die Leiche wurde gestohlen.
    In der Nacht, nachdem man das Opfer aus der Pathologie abtransportiert und in einer hektischen einfachen Zeremonie bestattet hatte, grub sich ein Unbekannter in die frisch aufgeschüttete Erde, öffnete den Sarg und nahm den Toten mit. Friedhofsbesucher standen am Morgen überrascht vor dem offenen Grab.
    Die Presse stürzte sich auf den Vorfall und versorgte die Öffentlichkeit für einige Wochen mit interessanteren Theorien. Bei Theorien jedoch blieb es, denn der Tote tauchte nicht wieder auf, der Leichenfledderer hatte keine brauchbaren Spuren hinterlassen, und die Polizei hatte andere, wichtigere Fälle zu lösen.
    Ein zweites Mal
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