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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Entwicklung der Atomphysik nicht Schritt halten konnte, und hatte den sinnlosen Versuch aufgegeben. »Irgendein neuer Brennstoff für atomgetriebene Panzer, mit denen die Armee wieder mal Krieg spielen will, oder?«
    »Schlimmer als nur das, Sir. Sie stellen das erste kommerziell verwendbare Natomic I‐713 in den Konvertern 3 und 4 her.«
    »Ach so? Ja, ich glaube, ich habe auch so etwas gehört. Sie brauchen es zur Schädlingsbekämpfung, nicht wahr?« Ferrel erinnerte sich dumpf daran, daß radioaktiver Staub auf einem von Schädlingen befallenen Gebiet versprüht werden sollte, um die Ansteckungsgefahr zu bekämpfen. Dann hatte man sich landeinwärts vorgearbeitet. Dieser Prozeß war unter strengen Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt worden und hatte Erfolg gezeigt: die Schädlinge waren ausgerottet oder zumindest in das Gebiet, das sie zuerst befallen hatten, zurückgedrängt worden.
    Ohne daß sich sein Gesichtsausdruck merklich änderte, sah Jenkins enttäuscht, überrascht und überheblich zugleich aus. »In der letzten Ausgabe des Natomic Weekly Ray wurde ein Bericht darüber gebracht, Dr. Ferrel. Sie wissen sicher, daß das Natomic I‐334, das dabei benutzt wurde, eine Halbwertszeit von über vier Monaten aufwies, und deshalb kann das damit besprühte Land nächstes Jahr nicht genutzt werden. Darum kam man mit der Schädlingsbekämpfung auch nur langsam voran. I‐713 hat eine Halbwertszeit von weniger als einer Woche und bereits nach zwei Monaten die kritischen Werte unterschritten. Das bedeutet, daß man im Winter Hunderte von Quadratkilometern damit bestäuben und das Land im Frühjahr wieder bestellen kann. Unsere Versuche auf den Feldern haben sich als höchst erfolgreich erwiesen, und es liegt eine bedeutende Bestellung von zwei Staaten vor, die eine sofortige Lieferung wünschen.«
    »Und das, nachdem ihre Parlamente ein halbes Jahr lang darüber debattiert haben, ob man das Zeug überhaupt benutzen soll oder nicht.« Ferrel sprach aus langjähriger Erfahrung. »Tja, das klingt ganz gut, wenn man danach genug Regenwürmer herbeischaffen kann, um den Humus in gutem Zustand zu erhalten. Aber weshalb sind Sie so nervös?«
    Jenkins schüttelte unwillig den Kopf. »Ich bin nicht nervös. Ich denke nur, daß wir alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen treffen und für jeden nur denkbaren Unfall bereit sein sollten. Immerhin arbeiten die Jungs ja an etwas Neuem, und eine Halbwertszeit von einer Woche klingt ziemlich gefährlich, glauben Sie nicht auch? Außerdem habe ich die Reaktionskette in dem Artikel überflogen und … Was war das?«
    Irgendwo links von der Krankenstation erklang ein unterdrücktes Grollen, kurz darauf gefolgt von einem leichten Erdbeben; dann wich das Geräusch einem ständigen Zischen, das durch die schallisolierten Wände der Station kaum hörbar war. Ferrel lauschte einen Moment lang und zuckte dann die Achseln. »Nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müßten, Jenkins. Das hört man hier ein dutzendmal im Jahr. Seit dem Zweiten Weltkrieg, als Hokusai aus Beschämung über den Verrat seines Volkes Harakiri begehen wollte, arbeitet er an einer Atombombe, mit der man die ganze Welt vernichten kann. Wahrscheinlich bringen sie uns den Kleinen mal ohne Kopf hierher, aber bislang ist er noch auf kein Material gestoßen, dessen Halbwertszeit für seine Zwecke niedrig genug liegt. Aber was ist nun mit der Kettenreaktion von I‐713?«
    »Ach, nichts Definitives.« Stirnrunzelnd und immer noch auf das Geräusch lauschend, drehte er sich um. »In kleinen Mengen mag es funktionieren, aber ich vertraue der Folgereaktion nicht ganz, Sir. Ich dachte, ich hätte es erkannt, aber … Ich versuchte, einen Ingenieur daraufhin anzusprechen, doch er sagte mir klipp und klar, ich solle den Mund halten, solange ich nicht genügend von Kernenergie verstehe.«
    Als Ferrel sah, wie der junge Mann erbleichte und sein Gesicht sich zu einer starren Maske verkrampfte, hielt er sein Lächeln zurück und nickte langsam. Irgend etwas stimmte da nicht ganz: natürlich war Jenkins’ Stolz verletzt worden, aber doch nicht so sehr, um solch eine Reaktion zu provozieren. Eines Tages würde er herausfinden, was wirklich dahintersteckte; Nichtigkeiten, die einen Arzt im entscheidenden Moment versagen ließen, wenn er sie in sich hineinfraß. Aber bis dahin war es besser, nicht mehr darüber zu reden.
    Die aufgeregte Stimme der Telefonistin aus dem Lautsprecher riß ihn aus seinen Gedanken.
    »Dr. Ferrel! Dr. Ferrel
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