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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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überhaupt – größer, komfortabler, mit Kabinen, die mehr waren als Abstellräume, und Waschräumen für die Senatoren und Abgeordneten. Es flog jedoch genau dorthin, wo auch alle anderen Schiffe hingeflogen waren, und Blackkupperman verübte Selbstmord und hinterließ einen Abschiedsbrief, in dem zu lesen war, »er könne das nicht mit seinem Gewissen vereinbaren«.
    Am Tage nach der Abreise des amerikanischen Präsidenten befiel Barlow eine unheimliche Wut. Über seinen dafür speziell erbauten Schreibtisch gingen alle wichtigen Dokumente der Voprob, aber ausgerechnet die Abreise des Präsidenten ging vonstatten, bevor er ein Dokument darüber in die Finger bekommen hatte.
    Er zitierte Rogge‐Smith, seinen Statistiker, herbei. Rogge‐Smith schien dafür verantwortlich zu sein. Diese wichtigen Voprob‐Dokumente hätten niemals ohne seine Unterschrift passieren dürfen, und Barlow hatte ein tief verwurzeltes Mißtrauen gegen alles, was mehr als »durchschnittlich« oder »normal« war.
    Schon während Rogge‐Smith noch in der Türöffnung stand, legte Barlow los. »Was soll das bedeuten?« donnerte er. »Wieso bin ich nicht konsultiert worden? Seit wann geht ihr eigenmächtig vor und führt etwas durch, das ich nicht autorisiert habe?«
    »Ich wollte Sie damit nicht belästigen, Boß«, sagte Rogge‐Smith. »Das war doch nur eine technische Angelegenheit, eine Art Schlußpunkt. Wollen Sie sich persönlich von meiner Arbeit überzeugen?«
    Etwas besänftigt folgte Barlow seinem Statistiker durch die Gänge.
    »Sie hätten das nicht erlauben sollen, ohne vorher meine Zustimmung eingeholt zu haben«, grollte er. »Wo zum Teufel wäret ihr jetzt ohne mich?«
    »Schon richtig, Chef. Wir hätten nicht über unseren eigenen Schatten springen können, dazu waren wir einfach nicht in der Lage. Und all das, was Sie über diesen Hitler wissen – das wäre uns niemals in den Sinn gekommen. Der arme Blackkupperman hat es ja nicht verkraftet.«
    Sie standen in einem recht großen Maschinenraum vor einer schrägen Wand. Es war kalt. Rogge‐Smith drückte einen Knopf und schaltete damit einen Motor an. Gleißendes arktisches Licht überflutete den Raum, als sich das Dach langsam zurückschob. Durch die Öffnung war ein kleines Raumschiff mit geöffnetem Schott zu sehen.
    Barlow keuchte erschrocken, als Rogge‐Smith ihn beim Ellbogen faßte. Drei weitere Männer erschienen: Swenson‐Swenson, Ingenieur; Tsutsugimushi‐Duncan, Koordinationsexperte; und Kalb‐French, Werbungsfachmann.
    »Dort hinein, Chef«, sagte Tsutsugimushi‐Duncan. »Ein Voprob‐Befehl.«
    »Aber ich bin der Weltdiktator!«
    »Natürlich, Chef. Und Sie haben auch Geschichte gemacht – aber ich fürchte, daß sich das nicht umgehen lassen wird.«
    Die Tür wurde geschlossen. Grausame Beschleunigungswerte drückten Barlow auf den metallenen Boden. Etwas in seinem Körper brach auseinander, und warme, nasse, salzig schmeckende Flüssigkeit rann aus seinem Mund aufs Kinn herab. Das arktische Sonnenlicht, das durch ein Bullauge drang, wurde plötzlich zu einer feurigen Lanze, die seine Augen ausbrannte; er hatte die Atmosphäre verlassen.
    Gekrümmt und mit gebrochenen Knochen unter der Beschleunigung sich windend, bemerkte Barlow, daß einige Dinge sich nicht verändert hatten. Ein Mörder wird niemals zum Essen eingeladen, egal, wieviel er für seine schmutzige Arbeit bekommen hat; Mord zahlt sich nicht aus, ein Verbrechen nur auf kurze Zeit.
    Das letzte, was er lernte, war, daß der Tod das Ende aller Schmerzen bedeutet.
     
     
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