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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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keinen, he? Ihr seid die großen Intelligenzler und kommt nicht darauf …«
    »Nein«, sagte der Psychiater unschuldig. »Worauf?«
    »Das kommt darauf an. Durch eine Strohfirma habe ich nach der Teilung Rußlands zehntausend Hektar sibirische Tundra verkauft. Die Käufer glaubten, sie würden besiedeltes Gebiet an der Stadtgrenze von Kiew bekommen. Ich würde sagen, daß das um einiges schwieriger war als Ihr Problem.«
    »Wieso?« fragte der Falkengesichtige.
    »Meine Käufer waren normale, argwöhnische Menschen und keine Narren, keine geborenen Deppen wie die Ihren. Sie brauchen sich doch nur etwas einfallen zu lassen. Die sind viel zu dumm, um der Sache auf den Grund zu gehen.«
    Der Psychiater und der Falkengesichtige kannten auch einige Tricks; jedenfalls vermieden sie es, sich gegenseitig hoffnungsvoll anzublicken.
    »Sie scheinen irgendeine Idee zu haben«, sagte der Psychiater vorsichtig.
    Barlows Pokergesicht zeigte nun überhaupt keine Regung mehr. »Vielleicht. Aber ich habe noch kein Angebot vernommen.«
    »Sie haben die Befriedigung, die Rasse erhalten zu haben«, sagte Falkengesicht, »wenn Sie verhindern können, daß die Rohstoffe der Erde noch weiter geplündert werden.«
    »Das hilft mir nichts«, sagte Barlow geradeheraus. »Ich habe nur Ihr Wort dafür.«
    »Wenn Sie wirklich eine Möglichkeit entdecken, dürfte wohl kein Preis dafür zu hoch sein«, bot der Psychiater an.
    »Geld«, sagte Barlow.
    »Soviel Sie wollen.«
    »Mehr als Sie wollen«, korrigierte Falkengesicht.
    »Prestige«, fügte Barlow hinzu. »Viel Publicity. Mein Bild und mein Name jeden Tag im Fernsehen und in den Zeitungen, Statuen von mir, Parks und Städte und Straßen, die nach mir benannt werden. Ein ganzes Kapitel im Geschichtsbuch.«
    Der Psychiater machte ein knappes Zeichen, das Falkengesicht als »Oh, Mann!« deutete.
    Falkengesicht signalisierte zurück: »Immer mit der Ruhe!«
    »Das ist nicht zuviel verlangt«, stimmte der Psychiater zu.
    Barlow, der seine Chance gepackt hielt, fügte hinzu: »Macht!«
    »Macht?« wiederholte Falkengesicht verwirrt. »Ihre eigene Hydrostation oder ein eigenes Atompotential, wie?«
    »Ich meine eine Weltdiktatur mit mir als Diktator!«
    »Nun …«, sagte der Psychiater gedehnt, aber der Falkengesichtige unterbrach ihn: »Das würde zwar ein besonderes, vom Kongreß verabschiedetes Gesetz voraussetzen, aber ich glaube, die Situation rechtfertigt das. Ich glaube, daß ich dafür garantieren kann.«
    »Könnten Sie uns ein paar Hinweise auf Ihren Plan geben?« bat der Psychiater.
    »Haben Sie schon je von Lemmingen gehört?«
    »Nein.«
    »Das sind – waren, vermute ich, da Sie noch nie davon gehört haben – kleine Nagetiere in Norwegen, und alle paar Jahre schwärmten sie zur Küste und schwammen so weit hinaus, bis sie ertranken. Man müßte solch einen Lemming‐Instinkt in der Bevölkerung wachrufen können.«
    »Aber wie?«
    »Das sage ich Ihnen, sobald alle Verträge unterschrieben sind.«
    »Ich möchte mit Ihnen gern daran arbeiten, Mr. Barlow«, sagte Falkengesicht. »Mein Name ist Ryan‐Ngana.« Er hielt ihm die Hand hin.
    Barlow sah zur Hand, dann zum Gesicht des Mannes. »Ryan was?«
    »Ngana.«
    »Das klingt wie ein afrikanischer Name.«
    »Das ist er auch. Meine Großmutter väterlicherseits war eine Watussi.«
    Barlow schüttelte die Hand nicht. »Mir ist schon aufgefallen, daß Sie ziemlich dunkel sind. Ich will Ihre Gefühle nicht verletzen, aber ich glaube nicht, daß ich mit Ihnen gut auskommen würde. Es gibt sicherlich noch jemanden, der genauso qualifiziert ist wie Sie.«
    Der Psychiater machte eine Handbewegung, aus der Ryan‐Ngana las: »Jetzt bleib du ruhig, mein Bester!«
    »Nun gut«, sagte Ryan‐Ngana zu Barlow. »Wir werden sehen, was sich machen läßt.«
    »Es ist nicht so, daß ich Vorurteile hätte, verstehen Sie mich bitte richtig. Einige meiner engsten Freunde …«
    »Mr. Barlow, denken Sie nicht mehr daran. Jeder, der an die Analogie mit den Lemmingen dachte, ist nützlich für uns.«
    Und nützlich würde er sein, dachte Ryan‐Ngana, nachdem Tinny‐Peete Barlow zum Helikopter geführt und ihn allein zurückgelassen hatte. Das würde er. Die Voprob hatte jede rationale Möglichkeit ausgeschöpft, und die neuen Methoden der Voprob würden aufs Irrationale oder Subrationale abzielen. Dieses Geschöpf aus der Vergangenheit mit seinen Lemming‐Legenden und seinen Tundra‐Wohnungen war ein Quell boshafter Eigensüchtigkeit.
    Ryan‐Ngana
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