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Menschliche Kommunikation

Menschliche Kommunikation

Titel: Menschliche Kommunikation
Autoren: Paul Watzlawick
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Dieses Buch handelt von den pragmatischen (den verhaltensmäßigen) Wirkungen der menschlichen Kommunikation, unter
besonderer Berücksichtigung von Verhaltensstörungen. Zu einem
Zeitpunkt, da noch nicht einmal die Grammatik und die Syntax
sprachlicher Kommunikation hinlänglich formalisiert sind und
sich die Zweifel mehren, ob es je möglich sein wird, ihre Semantik
in einem einheitlichen Begriffssystem zusammenzufassen, muss
jeder Versuch einer Systematisierung der Pragmatik als Ausdruck
von Ignoranz oder Überheblichkeit erscheinen. Wenn der gegenwärtige Stand unseres Wissens uns nicht einmal eine befriedigende Erklärung für den Erwerb einer natürlichen Sprache bietet,
welche Aussichten bestehen dann, die formalen Beziehungen
zwischen Kommunikation und Verhalten zu abstrahieren?
    Andererseits ist Kommunikation ganz offensichtlich eine
Conditio sine qua non menschlichen Lebens und gesellschaftlicher Ordnung. Und ebenso offensichtlich ist, dass der Mensch
von den ersten Tagen seines Lebens an die Regeln der Kommunikation zu erlernen beginnt, obwohl diese Regeln selbst, dieser
Kalkül der menschlichen Kommunikation, ihm kaum jemals
bewusst werden.
    Das vorliegende Buch versucht, einige wenige Schritte in dieses unbekannte Gebiet hinein zu tun. Es ist ein Versuch, Denkmodelle zu formulieren und Sachverhalte zu veranschaulichen,
die die Gültigkeit dieser Modelle zu unterbauen scheinen. Die
Pragmatik der menschlichen Kommunikation ist eine Wissenschaft in Kinderschuhen, die noch weit davon entfernt ist, ihre
eigene brauchbare Sprache entwickelt zu haben. Besonders ihre Einbeziehung in den größeren Rahmen vieler anderer Wissenschaftszweige ist eine Sache der Zukunft. Aber gerade in der
Hoffnung auf diese künftige Einbeziehung wendet sich das Buch
an alle, die sich in ihren eigenen Arbeits- und Forschungsgebieten
mit den Phänomenen des Verhaltens von Systemen im weitesten
Sinn befassen.

    Der Vorwurf liegt nahe, dass in diesem Zusammenhang wichtige Arbeiten unberücksichtigt bleiben, obwohl sie unmittelbaren
Bezug auf das Thema haben. Das seltene Erwähnen nicht-verbaler Kommunikation wäre ein Beispiel dafür, das Fehlen von Hinweisen auf allgemeine Semantik ein anderes. Das vorliegende
Buch kann aber nicht mehr als eine Einführung in die Pragmatik
der menschlichen Kommunikation sein (die bisher fast keinerlei
wissenschaftliche Beachtung gefunden hat) und daher nicht die
vielen bestehenden Zusammenhänge mit anderen Forschungsgebieten aufzeigen, ohne im schlechten Sinn des Wortes enzyklopädisch zu werden. Aus demselben Grund musste der Erwähnung
vieler anderer Werke über menschliche Kommunikation eine
enge Grenze gesetzt werden, besonders wenn diese Werke die
Phänomene der Kommunikation zu einer «Einbahnstraße» (also
ausschließlich von Sprecher zu Zuhörer, Versuchsleiter zu Versuchsperson, Psychiater zu Patienten) reduzieren und so die
Kreisförmigkeit und die Wechselwirkungen von Kommunikationsprozessen unberücksichtigt lassen.
    Die interdisziplinären Bezüge des Themas spiegeln sich in
ihrer Darstellung wider. Beispiele und Analogien wurden aus
einem möglichst weiten Rahmen gewählt, obwohl der Schwerpunkt auf dem Gebiet der Psychopathologie verblieb. Mathematische Analogien werden dort verwendet, wo die Mathematik
sich als die geeignetste Sprache zum Ausdruck komplizierter
Beziehungen anbietet; dies bedeutet aber nicht, dass das dargelegte Material etwa einen Grad der Ordnung besitzt, der mathematische Quantifizierung zulassen würde. Andererseits kann der
häufige Gebrauch literarischer Beispiele wissenschaftlich anfechtbar erscheinen, denn Beweise, die sich auf die Schöpfungen künstlerischer Fantasie stützen, können schwerlich als Beweise
gelten. Diese Beispiele sind aber nicht als Beweis gedacht, sondern als Veranschaulichungen des betreffenden theoretischen
Postulats in einer allgemeineren und daher verständlicheren Sprache; an und für sich haben sie natürlich keine Beweiskraft.

    An verschiedenen Stellen dieses Buches müssen Begriffe aus
anderen Wissensgebieten definiert werden - Definitionen, die für
den jeweiligen Fachmann überflüssig sind. Um ihn zu warnen,
aber auch zur Orientierung des allgemeinen Lesers seien folgende
kurze Hinweise auf die einzelnen Kapitel gegeben:
    Kapitel 1 umreißt die begrifflichen Grundlagen. Außer der
Anwendung kybernetischer Prinzipien auf zwischenmenschliche
Beziehungen dürfte dieses Kapitel dem mit
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